Deutschland am Vorabend des 1. Weltkriegs.
Diederich Heßling ist einer von vielen. Er weiß das. Und er will es nicht anders. Der Sohn eines Papierfabrikanten lernt schon als kleines Kind, auch Situationen unangenehmster Art zu seinem eigenen Vorteil umzumünzen. Zugleich unterwirft er sich lustvoll jeder Obrigkeit – ob Vater, Lehrer oder Offizier. Er wird Student im großen Berlin, das ihm eigentlich zu groß ist und Angst macht. Er schließt sich den Korpsstudenten an, Berlin wird überschaubar. Er dient, macht seinen Doktor. Warum, weiß niemand außer ihm. Denn ohnehin steht fest: Er wird die väterliche Fabrik übernehmen. Und natürlich heiraten. Zum Glück: reich. Der Hochzeit folgen Kinder. Alle Pflichten sind erfüllt.
Und nun? Nichts. Und niemand, den das interessiert, weil es allen ähnlich geht. Diederich Heßling ist umgeben von anderen Diederich Heßlings, feigen Menschen ohne Zivilcourage, Mitläufern und Konformisten, die Obrigkeitshörigkeit mit eigener Macht verwechseln. Menschen, die Halt und Orientierung nur in Institutionen und vorgegebenen Strukturen finden, weil ihnen Mut und Fantasie fehlen, um außerhalb des Systems etwas zwischen Schwarz und Weiß zu denken. „Dieses Buch wurde im Juli 1914 vollendet“, schrieb Heinrich Mann im Vorwort seines „Untertans“ – es hätte wohl auch hundert Jahre später geschrieben werden können.