1 von 3
Foto: Wagenhallen
Wagenhallen
2 von 3
Foto: Torsten Rothe
Wagenhallen
3 von 3
Foto: Torsten Rothe
Wagenhallen
Die Wagenhallen am Stuttgarter Nordbahnhof gehören seit fast zehn Jahren zu Stuttgarts coolsten Party-, Konzert- und Veranstaltungslocations. Jetzt soll das Areal für 30 Millionen Euro saniert werden. Die lokalen Konzertveranstalter freuen sich über den Erhalt einer wichtigen Konzerthalle, die angesiedelten Künstler fürchten um den besonderen Charm der urwüchsigen Location.
Die Wagenhallen sind die letzte Kultur-, Kunst- und Party-Oase in der Stuttgarter Innenstadt – und sehr beliebt in der Stadt. Beim Bürgerhaushalt 2013 landeten die alten Industriehallen auf dem dritten Platz der Verbesserungs-Vorschläge. Jetzt will sie die Stadt Stuttgart sanieren. Der Grund: einsturzgefährdete Statik und fehlender Brandschutz. »Es ist richtig, die Wagenhallen mit all ihren Nutzungen zu erhalten. Die Wagenhallen gehören zum kulturellen Markenkern unserer Stadt. Sie genießen nicht nur großes Ansehen innerhalb der Stadtgesellschaft, sondern sind Anziehungspunkt weit über Stuttgart hinaus«, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn Anfang März nach Beratungen in der Bürgermeisterrunde. Die Stadt strebt noch vor der Sommerpause einen Grundsatzbeschluss im Gemeinderat über die Sanierung der Wagenhallen an. Damit sollen sowohl die Künstlerateliers als auch der Veranstaltungsbetrieb dauerhaft gesichert werden.
Sanierung für 30 Millionen Euro
Die Kostenschätzung für das Vorhaben beläuft sich derzeit auf bis zu 30 Millionen Euro. Die Sanierung, die den Anforderungen von Lärm- und Brandschutz Rechnung tragen wird, soll im Herbst 2016 beginnen und voraussichtlich bis zu anderthalb Jahre dauern.
Auch Finanzbürgermeister Michael Föll gibt grünes Licht: »Die Wagenhallen haben für den Kulturstandort Stuttgart eine enorme Bedeutung. Sie lindern einerseits das vorhandene Defizit bei den Veranstaltungsräumen und sind andererseits bei der Ateliersituation kulturpolitisch wichtig.«
Allerdings sind die Waqgenhallen während der Umbauarbeiten nicht nutzbar. Dies betrifft sowohl den Veranstaltungsbetrieb Gutbrod/Mellmann als auch die rund 80 Künstler, die in den Wagenhallen ihre Ateliers haben. Robin Bischof, Vorsitzender des Kunstvereins Wagenhallen, verrät die Pläne der betroffenen Künstler: »Wir wollen uns Bürocontainer, wie man sie von Baustellen kennt, anschaffen. Diese stellen wir vor den Wagenhallen ab und werden dort während der Sanierungsphase dann auch öffentliche Ausstellungen veranstalten.« Thomas Gutbrod vom Veranstaltungsbetrieb Wagenhallen (Konzerte, Theater- und Partyevents) sagt dazu folgendes: »Mein Pachtvertrag läuft nach zehn schönen Jahren Ende 2015 aus, sodass ich gar nicht weiß, ob wir zur Sanierungsphase noch im Haus sind.« Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann hat aber bereits angedeutet, dass es wohl keinerlei Veränderungen bei den Mietern geben soll. Gutbrod und Mellman wollen zudem unbedingt in den Wagenhallen weitermachen, sodass es darauf hinauslaufen wird, dass der Eventbetrieb in den Wagenhallen anderthalb Jahre pausieren muss, um dann in neuen modernen Räumen und wohl auch mit größerer Kapazität an Gästen neu durchzustarten.
»Der Charme der alten Industriezeit soll dabei natürlich nicht verlorengehen«, verspricht Eisenmann. Das wird insbesondere die angesiedelten Künstler freuen, die um den einzigartigen Charme der Anlage fürchten.
Freude bei den Veranstaltern
Einhellige Freude herrscht hingegen bei den lokalen (Konzert-)Veranstaltern. »Den Wagenhallen kommt eine Schlüsselrolle zu«, sagt Paul Woog, Geschäftsführer der SKS Michael Russ GmbH. Da nach dem Wegfall der Röhre und des Zapatas in Stuttgart eine Location mit einer Kapazität von 700 bis 800 Besuchern fehlt, würden viele aufstrebende Acts einen Bogen um die Stadt machen. Stuttgart entgingen so zahlreiche spannende Künstler. Das bestätigt auch Peter James, Leiter des Popbüro Region Stuttgart: »An Stuttgart gehen viele neue Entwicklungen in Musik und Kultur vorbei, weil die entsprechenden Räume fehlen. Und auch beim Konzertveranstalter Music Circus ist man von der Aussicht auf die »gepimpten« Wagenhallen angetan: »Wir hoffen, dass die Wagenhallen ihren einzigartigen Charme nicht verlieren werden und freuen uns dort auf mögliche kommende Konzerte«, sagt Pressesprecher Arnulf Woock.