Archiv Narrenring
Der Narrenring Main-Neckar mit Bundeskanzlerin Merkel
Stefan Schulz ist eigentlich Bankkaufmann. Doch während der Fastnachtszeit ist er vor allem eins: Präsident des »Narrenring Main-Neckar«. MORITZ-Redakteurin Sophia Budschewski hat mit ihm über seine Leidenschaft zur Fastnacht gesprochen.
Was fasziniert Dich an der Fastnacht?
Die Vielfalt der Facetten. Es gibt so viele schöne Sachen in der Fastnacht. Wenn man sich überlegt wie viel Zeit und Herzblut allein in Büttenreden, musikalischen Auftritten, Garde- Schautänzen, Mariechen oder auch in den Männerballetten stecken, dass ist schon unvorstellbar. Oft gibt es hier direkt vor Ort Nummern die vom Niveau und dem Witz den Fernsehauftritten weit überlegen sind. Hinter jedem Häß (Anm. d. Red. Kostüm) steckt eine andere Geschichte.
Als Fastnachts-Muffel muss ich fragen: Warum tust Du Dir das jedes Jahr an?
Während einer Kampagne fragt man sich das manchmal schon. Es ist oft alles sehr geballt. Da jagt ein Termin den nächsten. Oft hat man in der Präsidentenrolle gar nicht richtig die Zeit es so zu genießen wie es die Fastnacht verdient hätte. Aber man lernt ja mit den Jahren hinzu, und so nimmt man sich bestimmte Zeitfenster einfach und genießt es. Genau diese Momente, in denen man sich selber mal richtig in die Fastnacht fallen lassen kann, genau die Momente mit den vielen Freunden die man über die Jahren kennen und schätzen gelernt hat, lassen einen jedes Jahr wieder mit viel Elan an den Start gehen.
Seit wann machst Du bei der Fastnacht mit und warum hast du angefangen?
Meine ersten Berührungspunkte mit der Fastnacht hatte ich bereits in der 5. Klasse. Damals war ich Kinderprinz in Osterburken. Dann war erst einmal einige Jahre Schluss mit der Fastnacht, da es den Verein in meinem Heimatort nicht mehr gab.
Mein persönlicher Bezug zur Fastnacht kam, weil ich mit einem Kumpel Abends ein Bier trinken wollte und mal wieder keine Kneipe im Ort offen hatte. In einer Wirtschaft brannte aber Licht. Dort war zufällig die Generalversammlung des Fastnachts-Vereins. Es wurde zu der Zeit ein Kassenprüfer gesucht (Anm. d. Red. Herr Schulz ist gelernter Bankkaufmann), das war genau mein Job. Ein Jahr später war ich schon Präsident. Seit dem hat mich die Fasnacht nicht mehr losgelassen.
Was sind die Aufgaben des Narrenring Main-Neckar?
Es ist ein Zusammenschluss von vielen Fastnachtsvereinen. Wir sind alle dem Bund Deutscher Karneval e. V. angeschlossen, das ist quasi der DFB der Fastnacht. Meine Aufgabe ist es den Verband zu führen, Grußworte an Jubiläen zu sprechen, Orden an verdiente Mitglieder zu überreichen, Narrentreffen zu organisieren und manchmal einfach die »Mama für alles« zu sein.
Welcher ist Dein persönlicher Lieblingstag in der Fastnachts-Zeit?
Ich habe zwei. Der erste ist natürlich der 11.11., ich muss glaube ich nicht erklären warum. Der zweite ist der Fastnachtsdienstag. Dieses Jahr bin ich morgens in Stuttgart beim Empfang der Landesregierung und Mittags mit meinen Kindern auf der Kinderfastnacht. Abends gibt es den sogenannten »Kehraus« auf der Bühne. Da kommen nochmal alle Narren vom Verein zusammen. Man lässt dann das erlebte nochmal Revue passieren und kann endlich ausgelassen miteinander feiern.
Muss Deine Familie auch mit machen?
Ja, aber freiwillig. (lacht) Als ich meine Frau kennenlernte, trainierte Sie Mariechen und Gardetanzgruppen. Sie ist genauso verrückt nach der fünften Jahreszeit wie ich.
Wie viel Zeit nimmt die Fastnacht in Deinem Alltag in Anspruch?
Der einzige Monat ohne die Fastnacht ist der August. Das ist aber gar nicht schlimm, da unsere Freunde das gleiche Hobby teilen. So bleibt noch genügend Zeit für den Rest vom Alltag.
Wie gehst Du mit Fassnacht-Muffeln wie mir um?
Das ist wie mit Rauchern und Nichtrauchern, Vegetariern und Fleischesser, jedem dass seine - da misch ich mich nicht ein.
Welches Outfit trägst Du zur Fastnacht? Nur Deine Kappe und Anzug?
Als Elferrat ist das Outfit Nummer 1 natürlich das Ornat und die Narrenkappe. Zur Straßenfastnacht sieht man mich allerdings im Bouz.
Je nach Region gibt es unterschiedliche Fastnachts-Rufe, welche schallen durch die MORITZ-Region?
Die bekanntesten Rufe sind »Ahoi« und »Helau«.
Es gibt sehr viele individuelle Rufe, je nach Region.
Einige Beispiele sind: »Rouscheberch - Huja Gagga«, »Hederschboch - Dick Do« oder »Elwetritsche - Spring nei«.
Welchen rufst Du in Deinem Verein und warum?
Wir rufen »Strumpfkapp - Ahoi«. Warum der so heißt, weil es mal so vor über 111 Jahren beschlossen wurde.