Breakdance Buchen
New York, Las Vegas, Berlin und Buchen. Buchen? Ja, die beschauliche 19.000 Einwohner Gemeinde aus dem Odenwald spielt bei einer Kategorie in einer Liga mit den größten Metropolen dieser Welt. Die Rede ist vom Breakdance. Die Buchener haben sich in den letzten Jahren mit ihren diversen Hip-Hop Formationen in die absolute Weltspitze vorgetanzt, allen voran die Breakdancegruppen »ConneXion« und »Next Level«. Der jüngste Erfolg der Nachwuchsgruppe »Next Level« war der Süddeutsche Meistertitel Anfang März. In Weinheim konnten die Tänzer dort bei den Süddeutschen Meisterschaften im Streetdance im Rahmen der »UDO« (United Dance Organization) groß auftanzen. Seit ihrer Gründung 2013 haben die jungen Tänzer zwischen 11 und 14 Jahren kaum einen Titel in ihrer Altersklasse ausgelassen. Ihr größter Erfolg bis dahin war der Gewinn der deutschen Meisterschaft 2014 und diesen Titel wollen sie in diesem Juni verteidigen. Durch den zweiten Platz bei den deutschen Meisterschaften in diesem Jahr, sind sie zudem noch berechtigt an den diesjährigen Streetdance-Weltmeisterschaften in San Diego teilzunehmen. Doch selbst den WM-Titel haben sie schon in Buchen. Die Formation »ConneXion« konnte 2013 mit ihrer atemberaubenden und weltweit einzigartigen Show den Weltmeistertitel nach Buchen holen. Doch was und wer stehen hinter dem großen Erfolg der Buchener-Tänzer?
Beispielloses Integrationsprojekt
Die Erfolgsgeschichte der Buchener Tänzer beginnt Ende der 1990er Jahre in einer Zeit, in der die Gemeinde vor einer echten Mammut-aufgabe stand. 2.500 Neubürger mussten in die Gesellschaft integriert werden. Eine dramatische Drogenkriminalität unter den russlanddeutschen Jugendlichen brachte das Land Baden-Württemberg gar dazu, eine »SOKO Schneewind« einzurichten. Auf diesem Wege versuchte man der Beschaffungs- und Dealerkriminalität Herr zu werden. In dieser prekären Situation starteten der engagierte Lehrer und Stadtrat Volker Schwender ein beispielloses Integrationsprojekt »Die Drogenproblematik unter den Jugendlichen war extrem – da mussten wir was machen«, so Schwender. Im Herbst 1999 brachten zwei Schüler aus dem Kosovo Schwender auf eine Idee. Die beiden fragten ihren Lehrer, ob sie denn in der Schulturnhalle nach dem Unterricht ein bisschen »breaken« dürften. Das brachte Schwender auf die Idee für alle interessierten Jugendlichen Buchens, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund das »Integrationsprojekt Hiphop-Breakdance« (IPHB) zu starten. Es sollte nicht lange dauern, da hatte sich schon die erste Tanzgruppe des Projekts zusammengefunden – Die »Turbo-Street-Breakers«. Im Rückgriff auf das Gründungsjahr benannte Schwender sein Integrationsprojekt in »Projekt 99«. Der Grundstein für eine einmalige Erfolgsgeschichte war gelegt.
Denn die Jugendlichen, die in ihrer neuen Tanzgruppe nicht nur ein neues Freizeitvergnügen, sondern auch oftmals ein zweites Zuhause fanden, wollten ihr Erlerntes auch mit anderen teilen. So fingen sie an, mit Auftritten in den Straßen und öffentlichen Plätzten in Buchen die einheimische Bevölkerung zu begeistern. »Der nächste Schritt war es dann, die Jugendlichen auf die Bühne zu bekommen. Unseren ersten großen Auftritt hatten wir dann auf der 25 Jahre-Jubiläumsfeier der Gemeinde Buchen. Das war ein voller Erfolg.« Wohin die Erfolgsgeschichte noch führen sollte, ahnte zu dem Zeitpunkt allerdings noch niemand. »Niemand konnte in der Frühphase ahnen, wohin uns unser Projekt noch führen sollte. Vor allen Dingen hatten wir keinerlei Hilfe von außen – die ganzen hochtalentierten jungen Tänzer kamen einfach zu uns, wurden von unserem Projekt angezogen«.
Ziel USA
Aktuell tanzen im »Projekt 99« 42 Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 27 Jahren. Die neuerlichen großen Erfolge der Buchener Hip-Hopper sieht Schwender mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge. »Diese internationalen Wettkämpfe sind natürlich ein riesen Erlebnis für unsere Gruppen, wollen aber auch finanziert werden. Die Reise zur WM nach Glasgow letztes Jahr beispielsweise mussten wir absagen, da uns die finanziellen Mittel fehlten«. Dieses Jahr haben nun »Next Level« erstmals die Gelegenheit, als Gruppe zu einer Weltmeisterschaft in die USA zu reisen. »Ansonsten waren es immer Einzeltänzer bei den Weltmeisterschaften. Dieses Jahr wollen wir nun erstmals als Gruppe in die USA reisen«. Und neben dem WM-Titel winkt den Buchener Tänzern vielleicht sogar noch ein weiteres Highlight in den USA. »Wir haben eventuell die Möglichkeit ein, zwei Auftritte in Hollywood zu machen, das wäre natürlich noch mal ein extra Highlight«.
Infos: www.infinity-crew.de