Foto: Sebastian Düren
Alexander Herrmann
Alexander Herrmann ist am 10. Februar live mit seiner »Koch-Late-Night-Show« in der Liederhalle Stuttgart. Im Interview mit MORITZ-Redakteurin Sophia Budschewski hat er über Rezept-Sklaven und das perfekte Steak gesprochen.
Sie sind gebürtig aus Franken. Schmeckt man diesen Einschlag in Ihren Gerichten? Ist es wie eine Art Handschrift als Koch?
Die fränkische Küche ist sehr schmorlastig. Und es wird auch viel mit Wein gekocht. Dafür sind wir einfach eine Weingegend. Meine persönliche Handschrift geht aber eher in die Richtung ‚Überraschungseffekt‘. Das heißt, wenn ein Gericht etwas Spannendes hat. Das können schon die kleinen Dinge sein. Eben ein klassisches Gericht ein Stück interessanter machen. Das ist, wie wenn Frau ein Outfit zusammenstellt. Wenn Frau ein klassisches Outfit mit einem bestimmten Teil kombiniert, um es interessanter zu machen. Dem Ganzen den gewissen ‚Pfiff‘ verleihen. Genau das mache ich auch beim Kochen. Mit kleinen Kniffen wird ein Gericht gleich spannender.
Haben Sie ein schwäbisches Leibgericht?
Was ich liebe, ist Zwiebelrostbraten und auch Maultaschen. Als Kind sind mein Vater und ich oft bei einem schwäbischen Koch essen gewesen. Maultaschen sind quasi schwäbische Ravioli. Selbst mache ich sehr selten welche, da ich zu faul bin. Es ist ein hochkomplexes Gericht. Man muss sich bei der Zubereitung von Maultaschen viel mehr kümmern, als beim Steak, was schnell von beiden Seiten angebraten wird.
Sie sind aktuell mit Ihrer »Koch-Late-Night-Show« auf Tour. Was erwartet die Zuschauer?
Es ist ähnlich wie bei einer klassischen Late-Night-Show. Allerdings sitzt der Moderator dort hinter dem Schreibtisch, bei mir ist das der Herdblock. Darauf werde ich verschiedene Gerichte zubereiten. Keine ganzen Portionen sondern einzelne Parts. Zum Beispiel ‚das perfekte Steak‘. Ich zeige meinem Publikum, wie einfach es ist das perfekte Steak zuzubereiten. In acht bis neun Minuten erkläre ich es so, dass es nie wieder schief gehen kann. Man muss nur die Zusammenhänge kennen. Ich bin wie ein Coach. Die Dinge, die auf der Bühne passieren, kann man zu Hause gleich anwenden. Dazu kommen Stand-up Einlagen. Darin erzähle ich aus meinem Leben. Was mir als Sternekoch schon passiert ist. Es gab zum Beispiel mal eine Fernsehsendung, in der ist einfach alles schief gegangen. Da hat sich der Moderator am Ende nur noch beim Pizzaservice bedankt. Ich verrate auch ein oder zwei Sachen, die hinter den Kulissen der TV-Shows passieren. Letztes Jahr zum Beispiel wurde ich bei ‚Verstehen Sie Spaß?‘ reingelegt. Im Fernsehen wurde noch lange nicht alles gezeigt. Davon habe ich viel zu erzählen.
Darf das Publikum auch probieren?
Natürlich. Alles, was ich auf der Bühne koche, wird ins Publikum gereicht. Da kann jeder ein bisschen naschen.
Sie sprechen in Ihrer Show auch über die Typologie der Hobbyköche? Was ist das?
Ich erläutere die verschiedenen Hobbykochtypen. Darunter ist der Rezept-Sklave, der panische Laie, der Poser und natürlich auch der Besserwisser dabei. Der Rezept-Sklave zum Beispiel kocht streng nach Rezept. Wenn drin steht ‚roter Pfeffer‘ und er keinen im Haus hat, dann rennt er noch nachts los, um welchen zu besorgen. Und wehe es sieht am Ende nicht aus, wie auf dem Bild im Kochbuch, dann dreht der Rezept-Sklave durch.