Ralf Schmitz
Der Speedy Gonzales der Comedy-Szene meldet sich mit seinem neuen Programm »Schmitzklasse« zurück auf Deutschlands Bühnen. Im Interview mit MORITZ-Redakteurin Helen Gerstner verrät er Anekdoten aus seiner Schulzeit, warum er beim Speed-Dating besonders erfolgreich wäre und warum »Genial daneben« wie ein Klassentreffen für ihn ist.
In Deinem neuen Programm »Schmitzen Klasse« nimmst Du das Publikum mit auf eine Klassenfahrt zurück in die Schulzeit. Vermisst Du die Schulzeit, oder warum ein Programm zum Thema Schule?
Ne, ich vermisse die Schulzeit tatsächlich kaum. Ein, zwei Lehrer fand ich damals gut, die hatten immer Ratschläge parat. Ich hatte aber Theaterambitionen ohne Ende und wollte meine eigene Agenda verfolgen, da war ich ganz froh, als die Schule dann rum war. Dass ich in meinem neuen Programm die Schule thematisiere, kam über einen kleinen Umweg zustande, denn ich kam zuerst auf die kleine Wortspielerei »Schmitzen Klasse«. Da dachte ich Moment mal, da könnte es ja auch um die Schule gehen. Mir fielen dann immer mehr Geschichten aus der Schule ein, die ich meinem Freundeskreis und der Familie erzählte, die dann alle anfingen zu lachen. Und so ist das eigentlich gekommen, dass ich merkte, Mensch, da gibt es doch eine ganze Schultüte voll Ideen, die da wieder hochkommen – positiv und negativ, aber auf jeden Fall lustig.
Was ist denn so eine Lieblingsanekdote aus Deiner Schulzeit?
Ich habe einige, ich überlege, wo ich anfange. Mein Religionslehrer zum Beispiel, der war extrem langsam. Der kam rein und hatte einen Dia-Vortrag vorbereitet – der hatte offensichtlich keinen Bock auf Schule – und in dem Magazin waren ganze drei Dias drin. Die fielen ihm runter und wir dachten, er hebt sie jetzt auf und dann geht es los, aber nein, dieser Lehrer sagte tatsächlich »Das ist ja doof, dass die runtergefallen sind, geht mal nach Hause, ich muss die jetzt neu sortieren«. Verrückt, aber eine wahre Geschichte. Oder meine Französisch Lehrerin, die war eine echte Französin und versuchte deutsch zu sprechen, kriegte es aber nicht hin. Sie sagte zur mir »Halt, nicht gleich die Tüten ins Gemüse werfen« und einmal als wir sehr laut waren (lacht) sagte sie »Wenn sie nicht ruhig sind, dann schmeiße ich mich aus dem Fenster«. Wir mussten dann natürlich noch mehr lachen und sie raste aus dem Klassenraum. Eine ganz tolle Lehrerin (lacht).
Wie kann man sich Dich als Schüler vorstellen? Warst du der typische Klassenclown?
Phasenweise. Tatsächlich habe ich ein paar Einträge ins Klassenbuch gekriegt, ich wollte die immer mal einsehen, aber ich komme nicht an sie ran. Ich war hier und da etwas vorlaut, aber ich war auch immer der Theatermensch, man hat mir das ein bisschen verziehen. Ich hatte sogar mal eine Streberphase (lacht). Die Fotos sind alle verbrannt, da kann nichts passieren Gott sei Dank, aber tatsächlich hatte ich mal so eine Phase. Keine Schleimerphase um Himmels willen, aber strebsam. Ganz schlimm. Ich habe das aber nur ein halbes Jahr gehabt und habe mich dann selbst gefragt, ob ich eigentlich bescheuert bin und bin dann wieder zurück in die Normalität.
Du spielst am 26. Januar in Heilbronn. Warst Du schon einmal in der Gegend?
Ja, natürlich war ich schon einmal in Heilbronn, zu letzt 2016. Mit Heilbronn verbinde ich den Komödianten Brunnen (Anm. der Red.: Neuer Stadtbrunnen auf dem Kiliansplatz), den finde ich richtig klasse. Ich habe öfter mal Inline-Skates dabei und fahre damit durch die Gegend, wenn ich Zeit habe. Wir waren jedenfalls unterwegs und da kommen wir am Komödianten Brunnen vorbei – da fühlte ich mich gleich wie zu Hause. Auch die Kilianskirche habe ich mir angeguckt. Und das Heilbronner Publikum ist sensationell, sie stehen den Rheinländern in nichts nach.
Du redest schneller, als die meisten Leute denken. Wie schnell denkst Du denn dann?
Das habe ich noch nie messen lassen, aber das wäre echt mal interessant. Das Ding ist ja, ich empfinde mich ja gar nicht als schnell, aber scheinbar ist die Improvisation das allerbeste Hirnjogging überhaupt. Durch jahrelange Übung vermag ich einen Gedanken oft schneller zu Ende zu bringen als der Gegenüber.
Bei »Take me out« sieht man Dich als Moderator über den TV flimmern. Speed- Dating müsste doch aufgrund Deines Sprachtempos genau die richtige Art von Kennenlernen sein, oder?
Na klar, wäre doch toll. Ich würde doppelt so viel Frauen kennenlernen wie die anderen. Oder ich könnte die Runde gleich zweimal machen. Aber ob die Frauen das so interessant finden würden? (lacht)
Du wirkst wieder in der im September 2017 gestarteten Neuauflage von »Genial daneben« mit. Ist das dann auch eine Art Klassentreffen?
Auf jeden Fall, da trifft man die Kollegen, die man schätzt und mag, und kann sich austauschen. Wir Komiker werden ja immer in einen Topf geworfen, aber da merkt man wie unterschiedlich wir sind. Jeder hat sein eigenes Tempo, jeder hat eine andere Sicht und Herangehensweise an die Fragen. Das finde ich gerade bei »Genial daneben« schön, da kommt sich keiner in die Quere. Alle machen ihr Ding und jeder kann seine Lösungsansätze einbringen. Es ist ein großes Miteinander, das unglaublich Spaß macht.
Mittlerweile drängen ja immer mehr talentierte Comedy-Newcomer nach. Steigt da der Druck, ständig witziger sein zu müssen?
Um Himmels willen nein, das wäre Quatsch. Wenn man sich nach den anderen ausrichtet, verliert man sich selbst. Man macht sein Ding und wenn man das immer mit sich selbst auf Augenhöhe macht, bleibt man sich treu. Wenn man seine Sache umsetzt und das mit Leib und Seele, mit Herz und Verstand mit Energie und viel Leidenschaft kann eigentlich nichts schief gehen. Dann ist es, wie es ist. Dann nehmen einen die Leute so an oder eben nicht. Ich glaube nicht, dass es funktioniert, wenn man sich irgendwelchen Marktveränderungen unterwirft. Man muss authentisch bleiben.
Gibt es Kollegen, über die Du besonders laut lachen kannst?
Ich liebe immer noch Loriot, ich habe alles, was es von ihm gibt. Ich komme von Louis de Funès und Jerry Lewis – ich komme von den Klassikern. Die gucke ich mir tatsächlich immer noch gerne an. Ohne Frage gibt es aber auch aktuell jede Menge lustige Kollegen.
Man sieht es überall, Weihnachten steht vor der Tür. Bist Du schon in Weihnachtsstimmung?
Manchmal frage ich mich, warum es im Juli schon Spekulatius gibt. Ich glaube, was einen daran stört, ist das man so früh daran erinnert wird Geschenke zu kaufen. Man hört überall »Ach nein da steht Spekulatius, verdammt ich dachte ich muss mich noch nicht damit beschäftigen. Scheibenkleister, jetzt muss ich gucken, wem ich was schenke«. Aber da muss man entspannen. Es wird ja auch schon früher kalt, da ist es gar nicht so schlecht, wenn man hier und da mal ein paar Dominosteine mümmeln kann. Ich mag Weihnachten sehr, wir feiern das immer möglichst im Kreise der Familie. Wir machen auch immer das volle Programm mit schmücken und Baum und Braten und Klößen und Geschenkeauspacken.