Eure Mütter
Das derbe Stuttgarter Comedy-Trio »Eure Mütter« verzückt die Republik. MORITZ-Redakteur Thomas Moegen sprach mit Andreas Kraus, Donato Svezia und Matthias Weinmann über ihr neues Programm, den Stand der Kunst, das harte Comedy-Geschäft, ihre Sex-Minister-Petition und schmutzige Socken.
Moritz: Erklärt bitte den armen Lesern, die keine Karte mehr bekommen haben, was an eurem neuen, sechsten Programm "Das fett Stück fliegt wie 'ne eins" so geil ist.
Andi: So wie die anderen Programme, wird das neue wieder Generationen vereinigen. Ihm werden Menschen von 9 bis 99 Jahren beiwohnen und gemeinsam Tränen lachen. Natürlich spalten einige unserer Nummern auch das Publikum. Der eine oder andere wird auch sagen: Inge, was soll der Scheiß? Bring mir mein Gewehr! Wir sind guter Dinger, dass nicht nur wir auf der Bühne, sondern auch die Leute im Publikum zwei Stunden Spaß haben können.
Moritz: Das Programm polarisiert also.
Andi: Ja, wir sagen einmal ,Fotze'!
Moritz: Das geht ja noch für zwei Stunden.
Andi: Denken wir auch. Das ist akzeptabel.
Moritz: Andere Schimpfwörter noch?
Andi: Es kommen noch ein paar, aber wir wollen die besten Stellen im Programm noch nicht verraten.
Moritz: Was macht ihr in den Tour-Ferien vom 23. Juni bis 15. September?
Andi: Da überlegen wir uns neue Schimpfwörter. Das neue Programm hat ne Riesen-Nachfrage. Wir werden wieder bundesweit unterwegs sein. Viele Locations sind ausverkauft, das freut und macht uns glücklich. Bis Juni haben wir so viele Termine (62. Anm. d. Red), dass wir uns einen Sommerurlaub dann redlich verdient haben. Wir machen ganz langweilig einfach Urlaub. Im Juli gehts aber noch zweimal in ,Die Wühlmäuse' nach Berlin. Dann machen wir Urlaubspause.
Moritz: Wie hart und aufwändig ist das Comedy-Geschäft? Acht-Stunden-Tag?
Andi: Wir arbeiten viel, aber im Kohle-Bergbau ist es härter. Wir haben es uns so ausgesucht. Wir haben Spaß an dem was wir tun. Unglaublich abwechslungsreich. Mit den neuen Songs und Späßen gehen wir nochmal lieber auf Tour. Wir können es kaum erwarten, den Menschen das vorzuspielen. Wir sind auch eine kleine Firma, die geführt werden will. Da wir zu dritt sind, können wir die Arbeit auch verteilen. Was man nicht machen will, schanzt man einem anderen zu. Untereinander delegieren wir. Ich habe überhaupt keinen Bock auf den Gema-Scheiß und den Papierkram. Für den Matze gibt's nicht Geileres als Papierkram, deswegen muss der des machen.
Matze: Ich liebe Papierkram, Steuererklärung und Gema vor allem.
Don: Was Matze ungern macht, ist seine eigenen verschwitzten Socken zu waschen. Das mach dann immer ich für ihn.
Moritz: Was sagen die Mütter der Mütter, wenn die Söhne nicht die Socken waschen können?
Matze: Was die über uns und die Shows denken, kann man im Audio-Kommentar auf einer DVD nachhören. Höchst interessant. Wir haben das uns aber nur einmal anhören können, weil das ganz hart ist für uns. Die Begriffe Fremdschämen und Eierschmerzen wurden dadurch komplett neu definiert.
Don: Was der Matze damit sagen will, ist, dass unsere Mütter noch viel obszöner als wir sind.
Moritz: Fast ausverkauft. Über 60.000 Likes und Follower. Wird euch das unheimlich? Geht das noch weiter nach oben?
Andi: Wir freuen uns sehr über den Zuspruch. Wir sind glücklich.Das ist seit 15 Jahren der Fall, wir machen das nicht seit gestern. Unheimlich ist das nicht, weil wir haben lange und hart dafür gearbeitet, um dahin zu kommen, wo wir heute sind. Wir wollen, dass es so weitergeht.
Don: Wir sind auch wirklich dazu bereit.
Andi: Manchmal wundern wir uns selber, wenn wir in irgendeine Stadt kommen, z.B. Mecklenburg-Vorpommern, wo wir noch nie waren. Die Shows dort vor 800 Leuten sind seit drei Monaten ausverkauft. Da fragen wir uns manchmal: Wo kommen die denn her? Wir sind relativ selten im Fernsehen, weil wir uns das so aussuchen. Deswegen freuen wir uns über neue Besucher aus neuen Ecken in Deutschland, die mal vorbeischauen.
Moritz: Ihr kennt viele, viele kennen Euch. Wann kandidiert ihr für die Position als Bundeskanzler?
Andi: Bundeskanzler kommt nicht in Frage. Wir hatten auf das Bundespräsidialamt geschielt, aber die sagen, dass die eine Einzelperson brauchen und ein Trio verfassungsrechtlich gar nicht zugelassen ist. Vielleicht klappt's in Dänemark oder Holland.
Don: Wir haben aber schon eine Petition eingereicht, dass es in der BRD ab sofort einen Sexminister für alle gibt.
Moritz: Wie hat sich Comedy verändert?
Andi: Comedy ist eine Form, die sich ständig weiterentwickelt. Ein neuer Aspekt ist, dass Comedy bewusst peinlich geworden ist. Unangenehme Momente, Sachen, die am Sack ziehen. Angenehmerweise verschwimmt auch die Grenze zwischen Comedy und Kabarett. In England und Amerika besteht diese Grenze überhaupt nicht. Es ist auch nicht mehr so, dass man als Comedian nur Schwachsinn erzählt oder als Kabarettist ausschließlich über die Frisur von Angela Merkel redet. Die Unterscheidung heute ist zwischen gute und schlechter Unterhaltung, das begrüßen wir sehr.
Moritz: Tabulos?
Andi: Das ist ein eigenes Thema. Tabus muss jeder für sich selber abstecken.
Moritz: Muss Comedy und Kabarett politisch bleiben?
Andi: Unser Etikett ist Comedy und wir sprechen bewusst nicht über Tagespolitik. Das ist nicht unsere Mission. Sobald man über das Leben spricht, ist es ja schon politisch.
Moritz: Seid ihr privat auch komisch?
Eure Mütter: Prinzipiell sind wir alle drei Optimisten und haben Spaß am Leben und der Arbeit. Das ist eine gute Voraussetzung, wenn man ein richtiges Programms auf die Bühne bringen möchte.
Matze: Privat sind wir auch gar nicht so verschieden. Wir spielen ja auch tragische Figuren. Es muss nicht immer witzig und schenkelklatschend sein.
Moritz: Wie schaltet ihr die Gefahr der Wiederholung aus?
Andi: Durch Diskussion der Ideen in unserem Plenum. Wenn etwas ähnlich zu früheren Programmen ist, lassen wir es bleiben. Wir wollen immer etwas Neues und Originäres auf die Bühne bringen.
Matze: Aber Figuren, die das Publikum vor Jahren schon liebgewonnen hat, tauchen sporadisch auf. Oft sagen die Zuschauer: Könnt ihr den mal wieder auf die Bühne bringen. Die Nummer vom Synchron-Haarewaschen zieht sich durch alle Programme, hat aber immer einen neuen Kniff.
Don: Wenn die Diskussion über Wiederholungen ausufert, gehen wir in den nächsten Medimarkt, kaufen unsere eigenen DVDs, schauen sie durch und wenn da was dabei ist, was jetzt von einem von uns als neue Idee verkauft wurde, dann wird diese sofort begraben.
Moritz: Treibt die Verkaufszahlen nach oben...
Andi: Irgendjemand muss den Scheiß ja kaufen.
Moritz: Sagt Euren Fans noch was, was ihr schon immer mal sagen wolltet.
Eure Mütter: Es tut uns sehr leid, dass schon fast wieder alles ausverkauft ist. Aber wir können den Comedy-Begeisterten noch ein Potpourrie unserer ersten vier Programme am 25. November in der Porsche-Arena empfehlen. Goodies und heiße Informationen gibt es wie gewohnt im Mütter-Fanclub.