Foto: Gerd Käser
John Patrick
Chef-Trainer John Patrick ist Vater des Erfolges der MHP RIESEN Ludwigsburg. MORITZ-Redakteur Thomas Moegen sprach mit ihm über seine Entdeckung des Basketballs, seine Idole, die Studenten-Zeit, Führungsqualitäten und Hunde-Angriffe beim Joggen.
Wann und wie kam Ihr erster Kontakt zum Basketball zu Stande?
Das war 1973 als Fünf-Jähriger in Clemson, South Carolina. Ich besuchte mit meinem Vater, der damals an der dortigen Uni arbeitete, ein College-Basketball-Spiel der Clemson Tigers. In Tennessee haben wir auch Highschool-Mädchen-Basketball angeschaut. (lacht)
Was war das Wichtigste, das Ihnen Ihr erster Basketballtrainer und Hall-of-Famer Morgan Wootten mit auf den Weg gab?
Coach Wootten war ein Held für mich. Als ich zehn war, gewann das Team der DeMatha High School Hyattsville seine erste nationale Meisterschaft. Wootten hat uns als Spieler immer begleitet. In den Trainingscamps gab es viele gute Spieler, sogar NBA-Spieler aus Washington D.C. Entscheidend für ihn, wie für mich jetzt auch, war die Einstellung – wieviel man bereit ist für seine »Liebe« Basketball zu opfern.
Welche Spieler waren damals Ihre Idole?
Als ich Kind war, waren das John Havlicek und Nate »Tiny« Archibald, die beide für die Celtics spielten. Ich hatte die Ehre, mit Len Bias spielen zu dürfen, der vielleicht sogar noch besser als Michael Jordan war. Ich durfte auf meinen Playgrounds, wo damals hunderte Menschen von 7 Uhr morgens bis 11 Uhr abends Körbe geworfen haben, viele Größen face-to-face sehen. Es hat viel Spaß gemacht, weil man nie wusste, welcher Big name an welchem Tag aufkreuzt.
Sie haben an der Stanford University in Kalifornien studiert, die für Freiheit, Progressivität und Moderne steht. Können Sie diese Werte für Beruf nutzen?
Ja. 1991 wurde Stanford Cardinal mit mir als Point Guard Meister. Unser Spielstil war wie Kunst. Im Hörsaal mussten wir 100 Prozent geben und hatten als Sportler keinen Bonus. Die Uni war lebhafter, kreativer Austausch und fairer Wettbewerb. Es wurde erwartet, dass man Erster sein möchte. Viele meiner Kommilitonen von der »Nerd nation« Stanford haben IT- oder Hightech-Start-ups gegründet und sind die Nummer eins auf ihrem Gebiet. Eine eigene Meinung war wichtiger als Meinungen zu folgen.
»Man sollte nie zufrieden sein«
Sie gewannen 2010 mit der BG Göttingen die Euro Challenge. Ist das »SystemPatrick« perfekt oder tüfteln Sie weiter?
Es ist ein dynamischer Prozess mit notwendigen Anpassungen. Bei Wir-gegen-uns wäre es perfekt, aber wir müssen auch von anderen Teams lernen. Teams oder Taktiken werden nicht konstant schlechter oder besser. Basketball ist kein statisches Spiel, sondern kompliziert, immer spannend und mit vielen Unbekannten versehen. Man sollte niemals zufrieden sein oder relaxen.
Wie konnten Sie so schnell ein funktionierendes, erfolgreiches Team formen?
Co-Trainer Joey Cantens und ich haben im Sommer Leute geholt, die ins System passen. Justin Sears oder Thomas Walkup sind – neben anderen – ideale Besetzungen.
Wer sind die Leader bei den RIESEN?
In einer Mannschaft hat jeder Führungsqualitäten. Kapitän David McCray hat Einfluss und er füllt diese Rolle jeden Tag aus. Die Spieler pushen sich gegenseitig, pflegen einen sehr harmonischen Umgang und sind sehr offen für konstruktive Kritik.
An der Seitenlinie gehen Sie als Trainer sehr intensiv mit. Teil des Erfolges?
Ich bin ein kompetitiver Typ, ob beim Schach oder beim American Football. Vom Verlieren bin nicht begeistert. Coach Bob Knight sprach von der »Kraft des negativen Denkens«, die in die Niederlage führt. Es ist hart, jeden Tag ein bisschen besser zu werden, aber das ist unsere Aufgabe.
Wie halten Sie sich Match-fit?
Ich laufe 30 Kilometer pro Woche. Bei den Away-Games wurden Joey und ich beim Joggen schon von Hunden angegriffen. Ich arbeite nachts und schlafe etwas zu wenig. Puls- und Herzfrequenz-Messungen bei Trainern ergaben Werte wie bei einer Achterbahn-Fahrt. Es ist wichtig, gesund zu bleiben und Stress mit Sport zu bekämpfen.
Welche andere Sportarten mögen Sie?
Ich liebe Sport. Als Kind und Jugendlicher habe ich Football, Soccer, Baseball und Leichtathletik betrieben. Jetzt schaue ich gute Biathlon- oder Handball-Duelle im TV. Bei Jugendbasketball-Spielen meiner Kinder bin ich nervös und schwitze, weil ich überhaupt keinen Einfluss habe.
Weihnachten am 24. oder 25. Dezember?
Wir sind zu 90 Prozent deutsch und feiern als Familie am Heiligabend mit viel gutem Essen und Spaziergängen eine schöne Zeit.