Foto: BUGA GmbH
Blick von oben auf das BUGA-Gelände in Heilbronn
Am 17. April 2019 startet die erste Bundesgartenschau, die von der Stadt Heilbronn ausgerichtet wird. Diese BUGA ist etwas ganz Besonderes, denn im Zuge der Schau entsteht ein neuer Stadtteil. Aber auch sonst sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. MORITZ-Redakteurin Sophia Budschewski hat mit BUGA-Geschäftsführer Hanspeter Faas über guten Wein, Nachhaltigkeit, noch offene Baustellen und geplante Veranstaltungen gesprochen.
Die BUGA wächst und gedeiht. Wie liegen Sie im Zeitplan?
Wenn wir nicht im Zeitplan liegen würden, würde ich es nicht zugeben (lacht). Fakt ist, dass wir tatsächlich gut im Zeitplan liegen.
Wo liegen Sie sehr gut im Zeitplan?
Das betrifft einige Bereiche der Stadtausstellung, dort ziehen dieses Frühjahr die ersten Bewohner ein. In allen Bereichen, die dauerhaft realisiert werden, liegen wir weit vorn – also Neckaruferpark Wohlgelegen und Neckarbogen, Karlssee und Floßhafen, Hafenpark oder Campuspark. Enger ist es in den Bereichen, in denen es um die temporären Maßnahmen geht, weil dort sehr viele Beteiligte mitwirken und deshalb der Abstimmungsbedarf hoch ist. Aber auch da steht im Moment keine Ampel auf Gelb. Alles liegt im grünen Bereich. Im Winter hatten wir ein paar Schwierigkeiten, aber nicht mit der Kälte, sondern wegen der Nässe im Januar. Es regnete so viel, dass der Steg im Neckaruferpark zeitweise überschwemmt war. Die Kälte hingegen hat uns sehr geholfen, weil man gut arbeiten kann, wenn der Boden leicht gefroren ist. In den Boden gehört im Winter Frost, das macht ihn lockerer.
Was sind die größten Baustellen, die bis zur Eröffnung noch bewältigt werden müssen?
Im Moment geht es sehr um das Ausstellungsjahr, also um all die Themen, die 2019 aktuell sein werden. Das beginnt bei den Gartenthemen, von dem Bienenbeitrag der Imker bis hin zu dem Beitrag der Landfrauen. Wir haben sehr viele Partner, angefangen bei den Hochschulen bis hin zu zahlreichen Verbänden. Oder die Region Heilbronn-Franken, die sich in vielen Bereichen einbringt. All diese Fäden sinnvoll zusammenzuführen und das Ganze möglichst transparent zu gestalten, damit die Dramaturgie stimmt und die BUGA 2019 ein Erlebnis wird – das ist unsere Herausforderung.
Gerade das Thema Nachhaltigkeit: Wie stark fließt dieses in die BUGA 2019 ein?
Das gesamte Konzept ist stark von Nachhaltigkeit geprägt. Es gibt eine lebhafte Diskussion um die Bebauung des Neckarbogens, warum dort fünf- oder sechsgeschossig bebaut wird. Aber auch hier handelt man im Sinne der Nachhaltigkeit, um nämlich Ressourcen und Flächen zu schonen. Dazu kommt meiner Meinung nach ein überwältigendes Freizeitangebot: Obwohl ich in einem verdichteten Bereich lebe, kann ich am Neckar oder im Park spazieren gehen. Solche mehrfach codierte Landschaften, die also einen mehrfachen Nutzen erfüllen, sind das Ziel der modernen Stadtplanung. Genau das haben wir hier erreicht: Wir haben den Floßhafen und den Karlssee, die natürlich Orte zur Entspannung sind, aber ebenfalls als großes Regenrückhaltebecken dienen. Oder auch die Landschaft im Westen der BUGA, die als Lärmschutz zur Hafenstraße hin dient und gleichzeitig im Kern des Walles leichtbelastete Altlasten eingebaut hat. Der Wall bietet außerdem einen geeigneten Rückzugsort für Eidechsen. Diese Steinwälle und Sandflächen sind deshalb da, weil man einen neuen Lebensraum für Eidechsen geschaffen hat. Wie weit dieses ganzheitliche Denken geht, sieht man daran, dass im Bereich der Sandflächen extra Gras gesät ist, das kleine Mücken anlockt, die den Eidechsen als Nahrung dienen.
Nach welchen Kriterien errechnen sich die Ticketpreise?
Bei den Ticketpreisen versuchen wir neue Wege zu gehen. Gartenschauen haben das Image, dass das Durchschnittsalter ihres Publikums etwas älter ist. Das ist nicht mehr gerechtfertigt, denn das Programm ist auch sehr stark auf junge Leute, junge Familien und Kinder ausgerichtet. Insofern passen wir unser Eintrittspreis-System an das Programm an und gewähren Kindern bis zum 15. Lebensjahr freien Eintritt. Eine weitere Besonderheit ist, dass es eine Junge-Erwachsenen-Karte gibt für alle Besucher zwischen 15 und 25 Jahren. Sie zahlen nur 8 Euro. Dieses System spiegelt sich auch in den Dauerkartenpreisen wieder: Für Erwachsene kostet die Dauerkarte im Vorverkauf 110 Euro, ab 17. April 2019 dann 125 Euro. Die Junge-Erwachsenen-Karte kostet 50 Euro im Vorverkauf, 60 Euro später. Alle Konzerte, alle Veranstaltungen überhaupt sind schon mit dem Eintrittspreis bezahlt. Da müsste man auf dem Markt für ein Konzert locker 50 Euro oder mehr hinlegen und bei uns kauft man sich für den gleichen Preis eine Dauerkarte. Das ist wirklich ein außergewöhnliches Angebot. Das Grundprinzip ist, dass alles mit dem Eintritt bezahlt ist, nur Essen und Trinken kommt noch dazu.
Wenn Sie sagen, dass es Konzerte geben wird, interessiert natürlich welche Künstler im Gespräch sind oder auch schon feststehen. Ist da schon was in trockenen Tüchern?
Wir haben eine Philosophie: Wir verzichten auf die ganz großen Namen, weil wir der Meinung sind, dass der Gast dann kommt, um die Stars live zu erleben und nicht wegen der BUGA. Auf dem Gelände haben wir auch nicht Platz für zusätzlich 20.000 bis 30.000 Besucher eines Konzerts. Wir versuchen stattdessen eine hohe Qualität zu spielen, auch mit guten und bekannten Namen, die unsere Bühne mit 3.500 Zuschauern füllt. Unser Fokus liegt auf den unterschiedlichen Formaten: Was für Kinder, Jugendliche oder auch Schlagerklassiker. Mein persönlicher Favorit ist etwas, was sich im Jahr 2019 zum 50. Mal jährt. Das wissen viele Leute nicht…
Woodstock oder? Aber Hendrix kommt nicht?
Wir haben schon Kontakt aufgenommen (lacht). Spaß beiseite. Ja, es ist Woodstock. Es gibt eine schöne Produktion, passend zu Woodstock planen wir eine Veranstaltung am 17. August. Die Idee von Woodstock finde ich wirklich schön.
Welche Aktionen sind zusammen mit dem Einzelhandel und der Stadt geplant?
Jedem muss klar sein, dass die BUGA nicht Selbstzweck ist, sondern verschiedene Aufgaben zu erfüllen hat. Sie muss Transportmittel sein für die städtebauliche Entwicklung, den Menschen einen schönen Tag bereiten, Kaufkraft in die Stadt bringen und auch dafür sorgen, dass die Wirtschaft sie abschöpfen kann. Ich bin davon überzeugt, dass ein BUGA-Besucher nicht nur die Gartenschau, sondern auch die Stadt besucht. Wir haben verschiedene Aktionen geplant und arbeiten gut mit der Stadtinitiative zusammen. Es wird sich für den BUGA Besucher wirtschaftlich lohnen, wenn er in die Stadt geht. Darüber hinaus weiß ich, dass die Stadtinitiative selbst viele Aktionen plant. Auch die Museen bereiten Aktionen vor, die eine Verbindung zur BUGA haben. Die ganze Stadt fiebert bei dem Event mit. Wir versuchen den Festival-Charakter in die Stadt zu tragen.
Welche Rolle spielt in der Weinregion/Weinstadt Heilbronn der Wein auf der Bundesgartenschau?
Wein spielt eine große Rolle. Er wird als Pflanze, als Ausstellungsbeitrag vertreten sein, das heißt man kann viel über Wein lernen. Angefangen beim Rebschnitt bis hin zur Sensorik, wenn man den Wein verkostet. Wir versuchen das Thema zusammen mit den regionalen Winzern auch wissenschaftlich aufzubereiten. Es gibt ein altes »Wengerthäusle«, das schon aufgebaut ist. Und wir haben uns auch dafür entschieden, dass in der Gastronomie nur Heilbronner Wein ausgeschenkt wird. Unser Partner ist die Weinvilla, der viele Wengerter angehören.
Haben Sie schon ein paar Tropfen vorgekostet?
Nicht alle, aber einen Teil sicherlich (lacht). Hier spielt die Geschmacksrichtung des Geschäftsführers der BUGA keine Rolle, sondern das muss jeder Gastronom selber entscheiden.