Freies Radio Stuttgart
Das Freie Radio für Stuttgart (FRS) sendet seit 20 Jahren aus dem Stuttgarter Osten und feiert am 24. September seine Geburtstagsparty. MORITZ hat sich vorher schon mal beim Sender in der Stöckachstraße umgeschaut und sprach mit engagierten und ehrenamtlichen Radiomachern über aktuelle Themen, die Bedeutung der Meinungsfreiheit und die Aufgaben des Senders.
Eigentlich arbeitet Constanze Maier als selbstständige Webdesignerin. Aber jeden zweiten Donnerstag im Monat setzt sie sich zur Mittagszeit ein Headset auf und moderiert im Studio 1 des Freien Radios für Stuttgart ihre Techno-Sendung »Mixtape«. »Ich liebe elektronische Musik wie Deep-House oder Drum & Bass, aber ich höre auch sehr viel Jazz«, sagt die 42-Jährige, die seit fünf Jahren im Büro des nichtkommerziellen Freien Radios für Stuttgart ehrenamtlich organisatorische Aufgaben übernimmt und Teil der Redaktion »Subwoover« ist. Rund 250 Redakteure hat der rund 500 Mitglieder starke Förderverein. Die Kosten für Räumlichkeiten und Sender-Infrastruktur werden durch Mitgliedsbeiträge und Fördermittel der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg gedeckt.
Freies Radio – Jeder darf senden
Um hier Radioprogramm mitgestalten zu dürfen, muss man keine professionelle Aus- oder Vorbildung nachweisen können – als verantwortlicher Sendungsleiter muss man aber mindestens 21 Jahre alt sein. Da ein Redaktionsteam immer mindestens aus drei Mitgliedern besteht, zeigen die Erfahrenen den Jüngeren bei Workshops, worauf man bei Inhalten, Rechtsfragen und technischer Umsetzung von Radiosendungen unbedingt achten sollte. »Das Freie Radio für Stuttgart funktioniert nach dem Prinzip Community-Radio. Unser Programm ist sehr bunt und umfasst Sendungen aus Politik, Musik und Kultur – und das in vielen unterschiedlichen, zum Teil exotischen Sprachen. Unsere Aufgaben sind Bildung, kultureller Austausch und soziale Emanzipation«, sagt Constanze Maier.
Kreatives und progressives Chaos
Das Eintreten für Meinungsfreiheit, die Förderung von kultureller Vielfalt und die offene Thematisierung von gesellschaftlichen Problemen seien gerade in der jetzigen Zeit wichtig, um Vorurteile abzubauen und Verständnis für die Geschichte und Lebenswirklichkeit von Flüchtlingen zu wecken. »Flüchtlinge engagieren sich bei uns mit vollem Einsatz, nicht nur in aktuellen Projekten wie dem Refugee Radio«, freut sich Maier und spricht von einem permanenten, kreativen und progressiven Chaos beim FRS. Um Missbrauch der offenen Plattform Freies Radio zu Propaganda-Zwecken oder Diskriminierung zu vermeiden, gibt es ein internes Kontrollgremium, externe Kontrolle oder Zensur finden nicht statt. Aber die Zuhörer kontrollieren durch ihre Teilnahme am Diskurs, durch ihr Feedback oder Mitarbeit den Wahrheitsgehalt der ausgestrahlten Programme – die Community reguliert sich weitestgehend selbst. Für die 19-jährige Kommunikationswissenschaft-Studentin Jule Eccard, die mittwochs das »Late Night Radio« funkt, ist das FRS ideal: »Ich rede gern und viel, mich reizen vor allem die Details einer Story. Ich kann hier viel ausprobieren und das hilft mir fürs Studium.« Bei der Geburtstagfeier am 24. September in den Räumen und im Innenhof des FRS gibt es jede Menge Live-Musik, gekühlte Getränke und viele Leckereien vom Grill.
20 Jahre Freies Radio für Stuttgart
Sa. 24. September, 14 Uhr, Stöckachstraße 16a, 70190 Stuttgart, www.freies-radio.de
Geburtstagsparty-Programm
14 Uhr Blagoy Filipov
15 Uhr Grußworte
15.30 Uhr Die Damen und Herren des Orchesters
17.15 Uhr Kuballa
18.30 Uhr Das kleine Schwerkraft Trio
20.30 Uhr DJs der Redaktion Kronen Moven