Bildquelle: welcomia - 360575711 / Shutterstock.com
Geldeinzahlung am Spielautomat
Das könnte bald ein selteneres Bild werden – weil der Glücksspielstaatsvertrag vorsieht, dass Spielhallen einen Mindestabstand zueinander einhalten müssen, könnten viele davon geschlossen werden.
Zwangspause für Spielhallenbesucher. Der geänderte Glücksspielstaatsvertrag hat den Daddel-Buden den Kampf angesagt. Ab 1. Juli schließen auch in Baden-Württemberg zahlreiche Spielhallen. Denn laut Vorgabe sind dann Mindestabstände einzuhalten. Keine Spielhalle darf der anderen näher als eine vorgegebene Distanz sein.
Bunte Lichter, ratternde Automaten, es lockt das Glücksspiel. Damit könnte es ab Juli dieses Jahres vorbei sein. Zumindest in dem bisherigen Maß. Denn der Glücksspielstaatsvertrag gibt dann vor, dass Spielhallen in Baden-Württemberg zueinander einen Mindestabstand von bis zu 500 Meter einhalten müssen. Der Radius variiert von Bundesland zu Bundesland. In Städten, in denen ganze Straßenzüge mit Spielhallen bestückt sind, wird das dann zum Problem. Zumal auch nur noch maximal zwölf Geldspielgeräte aufgestellt werden dürfen. Für Spielhallen mit Hunderten Quadratmetern Fläche völlig unrentabel. Neukonzessionen werden nur noch dann vergeben, wenn auch entsprechende Abstände zu Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe gewahrt werden.
Das Los soll entscheiden
In einigen Städten soll das Los entscheiden, welche Halle bleiben darf und welche nicht. Das kritisieren die Automatenaufsteller als „Existenz-Vernichtung durch Losverfahren“. Und tatsächlich: Wenn Spielhallen schließen müssen, stehen Jobs auf dem Spiel. Viele Spielhallenbetreiber und Anbieter von Sportwetten haben einen Härtefallantrag gestellt. Allein in Stuttgart gibt es im Innenstadtbereich 55 Spielhallen. Davon müssten wegen der neuen Vorgaben die Meisten geschlossen werden. Wie die Stadt auf die Härtefallanträge reagiert, bleibt abzuwarten.
An Feiertagen geschlossen
Auch da macht die baden-württembergische Landesregierung ernst: Spielhallen bleiben an Weihnachten, Allerheiligen, Karfreitag, Buß- und Bettag, Volkstrauertag und Totensonntag geschlossen. Das gilt auch für Kneipen, in denen Geldspielgeräte aufgestellt sind. Die Kneipen müssen zwar nicht komplett geschlossen werden, die Automaten aber vom Netz genommen werden.
Schutz gegen Spielsucht
Der Grund für die Änderungen: Man will Menschen vor dem Absturz in die Spielsucht retten. Möglicherweise ist der Ansatz aber nicht ganz zu Ende gedacht, denn der Umsatz der Glücksspielbranche steigt stetig an (sie Infografik unten). Und: Gibt es weniger Spielhallen vor Ort, könnten viele zum illegalen Online-Glücksspiel wechseln.
- Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nutzen 2,6 Prozent der Menschen zwischen 16 und 70 Jahren regelmäßig Geldautomaten.
- Die Automatenaufsteller sprechen von 5 Millionen erwachsenen Menschen, die regelmäßig um Geld spielen.
Da liegt es nahe, dass sich das Spielgeschehen noch mehr ins Internet verlagern wird. Spezialisten unterscheiden zwischen „weichen“ und „harten“ Glücksspielen.
Weiche Glücksspiele
Dazu zählen zum Beispiel Lotterien oder Rubbellose. Sie werden nur selten oder sogar nur einmal gespielt. Der Anreiz, neues Geld zu investieren, ist vergleichsweise geringer. Harmlos sind „weiche“ Glücksspiele dennoch nicht.
Harte Glücksspiele
Hier ist die Gefahr an Glücksspielsucht zu erkranken hoch. Zu den „harten“ Glücksspielen gehören grundsätzlich alle Spiele mit einer schnellen Spielabfolge. Das ist zum Beispiel bei Geldautomaten und Kasinospielen so. Die Spiele dauern oft nur wenige Sekunden und können sofort wiederholt werden. Zusätzlich werden Anreize geboten, wie Beinah-Gewinne, sofortige Investitionsmöglichkeit und kurze Auszahlungsintervalle.
Wie funktioniert ein Glücksspiel-Automat?
Heutzutage funktionieren die Geräte kaum noch mechanisch. In der Regel ist der Automat ein Computer mit Bildschirm. Die Walzen rotieren virtuell. Es muss nur noch ein Knopf gedrückt werden. Alle 5 Sekunden: Knopfdruck – Spiel – Knopfdruck – Spiel.
Das Herzstück eines Spielautomaten ist der Zufallsgenerator (engl. Random Number Generator, kurz RNG). Dieser Zufallsgenerator läuft im Hintergrund und erzeugt mehrere tausend Zahlen in der Minute. Die Zeiten von ratternden, einarmigen Banditen sind also – zumindest in der Onlinewelt – vorbei.
Spielangebot wird genutzt
Die Glücksspielbranche erfreut sich hoher Beliebtheit. Die Branche verzeichnet seit Jahren hohe Umsätze. Rekordumsätze sogar. Weltweit. Alleine in Deutschland erwirtschaftet die Glücksspielindustrie jährlich 13 Milliarden Euro. Doch wir Deutschen sind noch lange nicht die Rekordspieler.
- Der asiatische Raum verzeichnet einen Rekordanstieg an Spielern. 50 Prozent Zuwachs ist dort zu verzeichnen.
- Zusammen mit dem amerikanischen Markt ist Asien der größte Casinomarkt der Welt.
Es sind schon lange nicht mehr nur die Spielhallen vor Ort, die den Umsatz generieren. Es sind die Online-Casinos. Dank des stetigen digitalen Wachstums und immer mehr Spiele-Apps, dürfen sich die Betreiber der virtuellen Daddel-Buden über regen Kundenverkehr freuen.