Kiburi war zwar sehr in die Breite gegangen. Doch wer die Giraffendame in den letzten Wochen gesehen hatte, kann sich trotzdem kaum vorstellen, dass aus ihrem Bauch ein so hochgewachsenes Kälbchen kommen konnte. Seit Samstag hat die Herde der Netzgiraffen der Wilhelma einen neuen Spross in ihrer Mitte. „Man fragt sich, wie der da reingepasst hat“, sagt Tierpflegerin Elena Kemmler, die die Geburt miterlebt hat. Seit gestern ist klar, dass es ein Bulle ist. Ab heute Nachmittag, Mittwoch, 4. Februar, können die Wilhelma-Besucher selbst einen Blick auf den gar nicht so Kleinen werfen.
Das Jungtier legte einen spektakulären Auftritt hin: Bei der Stehendgeburt glitt es langsam aus zwei Metern Höhe zu Boden. Nach dem letzten kräftigen Rutsch rappelte es sich auf und machte sich bald bereits auf die Suche nach dem ersten Schluck bei der Mama. Das gibt das raue Leben in der Savanne vor: „Sie müssen schnell startklar sein, um weglaufen zu können“, erklärt Kemmler. Wer zu lange liegen bleibt, dem lauern die ersten Fressfeinde, wie Löwen oder Leoparden, auf.
„Es hat alles wunderbar geklappt“, berichtet Revierleiter Daniel Wenning. „Bei der Stehendgeburt tun sich die Babygiraffen nie etwas, sie haben noch ganz weiche Knochen. Außerdem polstern wir vorher die Box mit Stroh aus.“ 50 bis 60 Kilo wiegt das „Kleine“ und misst von Huf bis Hörnchen rund 1,65 Meter – wobei die buschigen Hörnchen zunächst noch ganz weich sind, um bei der Geburt nicht zu stören. Die Wilhelma hatte das Giraffenhaus zunächst einige Tage geschlossen, um den beiden Ruhe zu gönnen. Mutter und Kind müssen erstmal eine innige Bindung aufbauen und die Mutter ist bei jeder Störung auf der Hut, um das Jungtier zu beschützen. „Kiburi ist nach ihrer vierten Geburt viel entspannter als früher“, sagt Wenning. „Und das Jungtier ist ungewöhnlich aktiv. Es ist selten, eine Giraffe schon in den ersten Tagen so umherlaufen zu sehen.“ Deshalb hat die Wilhelma entschieden, dass sie das Giraffenhaus jetzt für die Besucher öffnen kann, die bisher nur einen langen Hals machen konnten, um durch die geschlossene Tür einen Blick zu erhaschen. Solange keine Unruhe aufkommt, kann ab sofort jeder Besucher zuschauen, wie auf das putzige Giraffenkind noch recht x-beinig durch das Innengehege wackelt und mit seinen großen dunklen Augen die neue Welt betrachtet.