Royale Brezeln ziehen ins Körperwelten Museum in Heidelberg
Brezeln plastinieren und dauerhaft haltbar machen? Funktioniert das überhaupt? „Selbstverständlich“, weiß Körperwelten Kuratorin Dr. Angelina Whalley. Zusammen mit Bäckermeister Andreas Göbes, der das britische Kronprinzenpaar bei der Backaktion im Sommer fachkundig unterstützte, feierte sie heute den Einzug der von William und Kate einzigartig geformten Brezeln ins Körperwelten Museum.
„Wir sind sehr stolz und glücklich, dass wir die Brezeln nicht nur plastinieren, sondern auch für die Heidelberger Bürger im Rahmen der Charity-Aktion „Kinder unterm Regenbogen“ ersteigern konnten. Der Betrag von 2.355,67 € kommt nun bedürftigen Kindern und Familien in der Rhein-Neckar-Region zugute, und das macht mich besonders glücklich“ freut sich Angelina Whalley und ergänzt: „In unserer Kultur haben wir oft die Vorstellung, dass wir zur Mehrung unseres Glücks etwas bekommen müssten, etwas, was wir besitzen können. Doch Glücksforschern zufolge sind es eher immaterielle Dinge, die uns innere Zufriedenheit schenken. Ganz nach dem Motto: „Gutes tun tut gut!“. Denn dabei wird unser Gehirn in denselben Belohnungszentren aktiviert, in denen wir auch andere Glücksmomente erleben. So sind z.B. Menschen, die anderen Menschen helfen oder sich Zeit für sie nehmen nachgewiesenermaßen glücklicher mit ihrem Leben – eine Erkenntnis, die gerade in der Weihnachtszeit nachdenklich stimmt.
Mit dem Schwerpunktthema der Heidelberger Körperwelten »Anatomie des Glücks« möchte Angelina Whalley die Besucher für die verschiedenen Facetten des Glücks sensibilisieren – und dessen positive Wirkung auf den menschlichen Körper.
Die Plastination der Brezeln
Die Plastination von Lebensmitteln gehört nicht zu Gunther von Hagens’ Tagesgeschäft. „Die einzelnen Schritte der Brezel-Plastination sind jedoch vergleichbar mit denen, die wir bei menschlichen Präparaten anwenden“, so der Plastinator und erklärt weiter: „Die Wasser- & Fettanteile im Präparat werden durch einen Kunststoff im Vakuum ersetzt. Um sicher zu sein, dass wir auch die perfekte Kunststoffmischung verwenden, haben wir einige Testläufe gefahren, bevor wir uns an die royalen Brezeln herangewagt haben.“
Der sechswöchige Prozess wurde von dem Experten-Team um Dr. Gunther von Hagens im Plastinarium, im brandenburgischen Guben, durchgeführt. Dort widmen sich 70 Mitarbeiter vorrangig der Herstellung von Plastinaten für die medizinische Lehre an Universitäten weltweit, daneben wird intensiv an der weiteren Perfektionierung der Plastinationstechnik geforscht. Von Freitag bis Sonntag ist das Plastinarium für Besucher geöffnet, die einen Blick hinter die Kulissen der Körperwelten Ausstellungen werfen möchten.
Die Technik der Plastination
Der Plastinationsprozess selbst basiert auf zwei Austauschprozessen. In einem ersten Schritt werden das Körperwasser und lösliche Fette durch Einlegen in ein Lösungsmittelbad (z.B Azeton) herausgelöst. Der zweite Austauschprozess, die forcierte Imprägnierung, ist der zentrale Schritt in der Plastination. Hier wird das Azeton gegen Reaktionskunststoff, z.B. Silikonkautschuk, ausgetauscht. Dazu wird das Präparat in eine Kunststofflösung eingelegt und in eine Vakuumkammer gestellt das Vakuum saugt das Azeton aus dem Präparat heraus und lässt den Kunststoff bis in die letzte Zelle eindringen.