Aufbau Fruchtsäule
Das Cannstatter Volksfest hat in seiner fast 200-jährigen Geschichte so manche Änderung erfahren – eines ist geblieben: die Fruchtsäule. Seit 1818 ziert sie während der Festtage den Cannstatter Wasen. Am Donnerstag, 31. August 2017, ist das weithin sichtbare Wahrzeichen des größten und bedeutendsten Festes Baden- Württembergs wieder an seinen angestammten Platz zurückgekehrt. Damit ist eines klar: das 172. Cannstatter Volksfest naht. Vom 22. September bis zum 8. Oktober 2017 erwarten rund 330 Schausteller, Marktkaufleute und Festwirte die Besucher.
Damals wie heute nimmt die Fruchtsäule wichtige Funktionen ein. Diente die 1818 von König Wilhelm I. gestiftete und vom damaligen württembergischen Hofbaumeister Nikolaus Friedrich von Thouret entworfene und erbaute Säule in den Anfangsjahren ganz banal als Podium für die Kapellen oder als Start- und Zielbereich bei den Pferderennen, so ist sie heute wichtiger und beliebter Treffpunkt für viele Gäste. Zudem beheimatet sie im Sockel einen Info-Pavillon mit angeschlossenem Souvenir- und Trachtenladen. Allerdings erfuhr das Wahrzeichen über die Jahrzehnte auch so mancherlei Veränderung. Das heutige Modell entstand 1972 und wurde in Durchmesser, Höhe und Farbe dem historischen nachempfunden.
Besonders in den Mittelpunkt rückte die Fruchtsäule vier Jahre später als der damalige Verkehrsdirektor Peer-Uli Faerber veranlasste, vier Stuttgarter Rössle auf der Spitze der Säule in alle Himmelsrichtungen traben zu lassen – was nicht jedem traditions- und heimatverbundenem Cannstatter gefiel. Mittlerweile ist das Wappentier der Landeshauptstadt, nicht mehr von der rund 600 Kilogramm schweren und zudem mit Spitzkohlköpfen, Riesenäpfeln und Sonnenblumen gestalteten Dekoschale wegzudenken. Wem dies bislang noch nicht aufgefallen ist, sollte dieses Jahr besonders darauf Acht geben. Denn die bisherigen Modelle wurden gegen neue, in den Stadtfarben erstrahlende „Pferdle“ ausgetauscht.
Generell erhielt die Fruchtsäule in den vergangenen zwei Jahren eine Auffrischungskur und auch der Dekoration wurde von der Stuttgarter
Gärtnerei Locher neues Leben eingehaucht. Den unteren Bereich des 26 Meter hohen und rund drei Tonnen schweren Prachtexemplars schmückt seither eine stilisierte Krone aus Getreide. Diese Symbolik soll an den Ursprung der traditionsreichen Veranstaltung als Erntedankfest und an deren Stifter König Wilhelm I. erinnern. Den Mittelteil der blauen Stahlkonstruktion zieren Girlanden, während oben eine zweifarbige, in gelb und rot strahlende Banderole aus Glanzfolie die Fruchtsäule in Szene setzt. Direkt darunter angebrachte bunte Bänder sollen Bewegung und Freude symbolisieren. Ähnlich der traditionellen Bändertänze, die gerne zu Erntedank aufgeführt werden.
Das Dach des Info-Pavillons, auf dem die Fruchtsäule thront, wird ebenfalls vollflächig dekoriert. Jede der vier Dachseiten widmet sich einem eigenen Thema des Erntedanks: Feldfrüchte, Obst und Gemüse, Feld und Getreide sowie Bauerngarten. Neben den heimischen Gewächsen bringen die Gärtner auch Leiter- und Feldwägen, einen Pflug, lebensgroße Schafe und Lämmer aus Kunststoff, Vogelscheuchen und viele weitere Utensilien aus der Landwirtschaft auf der 140 Quadratmeter großen Fläche an. Ganz zum Schluss erhält der Sockel noch eine Umrandung mit hohen Gräsern, aus denen die Fruchtsäule wie eine Pflanze optisch „herauswächst“.