Thiemo Ackermann
Thiemo Ackermann, Sachverständiger und Maister für Orthopädie-Schuhtechnik und sein >>Pharao<<
Seit diesem Jahr gibt es bei Ackermann Orthopädie-Schuhtechnik in Heilbronn einen neuen Mitarbeiter: »Pharao«. Es ist der erste 3D-Drucker, der in dieser Form in der technischen Orthopädie zum Einsatz kommt.
Ackermann Orthopädie war schon immer unter den Marktführern der Branche, nicht nur deutschland-, sondern auch weltweit. Für innovative Techniken ist die Firma ja schon immer bekannt. Thiemo Ackermann, Sachverständiger und Meister für Orthopädie-Schuhtechnik, beobachtet die Entwicklung des 3D-Drucks bereits seit acht Jahren. Vor vier Jahren habe er auf einer Computer-und Technikmesse erstmals etwas Passendes für die technische Orthopädie gesehen, erzählt der Fußexperte. Bei einer Fortbildung in München im Januar 2017 machte er Bekanntschaft mit dem Vorgängermodell des »Pharao«. Seit Ende Januar läuft der 3-D Drucker nun am Standort Heilbronn.
Doch wie funktioniert ein 3D-Drucker? »Um orthopädische Schuhe herzustellen, brauchen wir einen Leisten«, erklärt Ackermann. »Um diesen zu erstellen, machen wir einen Abdruck, der als Negativ dient.« Üblicherweise werden die Abdrücke dann mit Kunstharz ausgegossen. Um ihn weiterverarbeiten zu können, musste er aushärten und danach aufwändig von Hand in Form gebracht werden. Mit dem 3D-Drucker fällt das weg. Stattdessen wird der Abdruck oder direkt der Fuß des Kunden gescannt. »So erscheint der Füße digital im Computer. Der Leisten kann dort bearbeitet werden. Dann druckt der 3D-Drucker genau diesen. Das spart viel Zeit«, erläutert Thiemo Ackermann den Ablauf. »Ein Leisten wiegt zwischen 300 Gramm und einem Kilo, je nach Auflösung der Pixel, genau wie bei einem »normalen« Drucker«. Gedruckt wird auch über Nacht. Ackermann kann den Status aus seinem Smartphone verfolgen. Die „Patrone“ besteht aus Kunststofffäden auf einer Spule. »Das Material wurde speziell für uns entwickelt. Damit können sowohl Leisten und Orthesenelemente als auch Gehprobenmodelle - eine durchsichtige Hülle, in die der Kunde reinschlüpfen kann -, gedruckt werden.« So kann der Experte genau die Passform kontrollieren. Das Besondere: Die Leisten sind computergenau reproduzierbar und können nachgedruckt werden. Außerdem lassen sich sowohl Positive als auch Negative drucken. In der Orthopädie ist das eine gigantische Innovation. Aber Thiemo Ackermann betont: »Es ist keine ‚Maschine-ersetzt-den-Menschen-Technik‘. Die Konstruktion benötigt fachliches Know-How, umfangreiches Wissen über Biomechanik, Anatomie, Physiologie und Pathologie. Man muss ein geschulter Experte sein, um den Drucker bedienen zu können und die profunde Software bedarf einer extra Ausbildung. Die Konstruktion obliegt weiterhin dem Fußexperten.« Das Hightech Verfahren bietet den Kunden viele Vorteile: So sind die Modelle (Leisten) computergenau. Das verspricht dem Kunden eine bessere Passform. Auch die Produktionszeiten werden durch den Einsatz des 3D-Druckers verkürzt. Ackermann Orthopädie ist schon immer Top bezüglich der Produktionszeit von orthopädischen Maßschuhen. Mit dem 3D-Druck dauert es nun nur noch vier Tage statt fünf. Auch Änderungen sind sofort am Computer umsetzbar. Thiemo Ackermann denkt noch weiter: »Wir wollen in der Zukunft ermöglichen, dass der Kunde nach dem ersten Abdruck kurz in die Stadt geht, Wege erledigt oder einen Kaffee trinken geht, und wenn er wieder kommt, können wir bereits die Anprobe durchführen. Das wäre sicher Weltrekordniveau. Alle orthopädischen Maßschuhe werden übrigens in unserer hauseigenen Manufaktur hergestellt. Besonders ist auch, dass unsere Kunden eine freie Auswahl aus über 270 Ledermuster und über 250 Schuhmodellen haben und wir auf Wunsch in unserem Designstudio den persönlichen Wunschschuh kreieren - das war natürlich schon vor dem 3D-Druck so«, schmunzelt Ackermann.