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Fotos: Stadtverwaltung Künzelsau
Alexander Gerst wird bei der Welcome-Party auf der Bühne im Konfettiregen vom Publikum begrüßt.
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Alexander Gerst und Bürgermeister Stefan Neumann beim Eintrag ins Goldene Buch, im Rahmen der Verleihung der Ehrenbürgerwürde
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Alexander Gerst überreicht: Gegenstände (Items), die mit ihm in der ISS waren v.l.n.r.: MdB Christian von Stetten, Dr. Alexander Gerst, Landrat Dr. Matthias Neth, Bürgermeister Neumann
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Gerst war mit drei weiteren Astronauten zur Party nach Künzelsau gekommen
v.l.n.r.: Ulf Merbold, Dr. Alexander Gerst, Hans-Dietrich Flad, Professor Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner (Vorstandsvorsitzender DLR) , Dr. Thomas Reiter, MdB Christian Freiherr von Stetten, Volker Schmid (ESA-Projektleiter), Bürgermeister Stefan Neumann.
Knapp 10.000 Besucher haben am Samstagabend den Künzelsauer Astronauten Dr. Alexander Gerst einen spektakulären Empfang bereitet und sich von seiner Begeisterung für die Raumfahrt anstecken lassen. Zuvor hatte Bürgermeister Stefan Neumann den 39- Jährigen im Rahmen einer feierlichen Gemeinderatssitzung zum 14. Ehrenbürger der Hohenloher Kreisstadt ernannt.
Die Würdigung fand im mit rund 200 Besuchern voll besetzten Sitzungssaal des Künzelsauer Rathauses statt. Mit den Unternehmerehepaaren Carmen und Reinhold Würth sowie Ursula und Albert Berner verfolgten vier weitere Ehrenbürger, geladene Gäste eine eigens angereiste Delegation aus der ungarischen Partnerstadt Marcali sowie zahlreiche Journalisten und Kamerateams das Geschehen. Die gut 200 Gäste applaudierten stehend, als Alexander Gerst um 14.03 Uhr den Sitzungssaal betrat. "Sie haben es geschafft, Raumfahrt zu leben und andere dafür zu begeistern", sagte Bürgermeister Stefan Neumann in seiner Laudatio. Dem gebürtigen Künzelsauer Gerst sei es wichtig, einen Beitrag dafür zu leisten, "dass die Welt ein Stück besser wird", so Neumann. "Für mich sind sie ein Vorbild", bekannte der Bürgermeister und ernannte Gerst unter dem Beifall der Gäste zum Ehrenbürger.
Alexander Gerst nahm die höchste Anerkennung, die seine Heimatstadt zu vergeben hat, mit Freude entgegen und erklärte: "Ich bin stolz, ein Ehrenbürger zu sein, ein Europäer, der aus Künzelsau kommt." Dr. Matthias Neth, Landrat des Hohenlohekreises, gratulierte Gerst und betonte: "Alle Hohenloher sind stolz, eine so berühmte und sympathische Person in ihren Reihen zu haben.“ Der Aufenthalt im Weltall und der Blick auf die Erde habe seine Sichtweise grundsätzlich verändert, erklärte Gerst anschließend den zahlreichen Journalisten: "Man sieht sich plötzlich als Erdenbürger." Vor allem der Raubbau an der Natur erscheine ihm seither grotesk: "Wir sägen den Ast ab, auf dem wir sitzen." Sein Traum sei deshalb, "dass jeder Mensch das mal sehen kann".
Die Welcome-Party für den gebürtigen Künzelsauer und frischgebackenen Ehrenbürger der Hohenloher Kreisstadt war ein großes Familienfest mit Live-Musik und Aktionen zum Mitmachen rund um die Raumfahrt auf den Wertwiesen. Im Mittelpunkt stand der Vortrag von Dr. Alexander Gerst, der eine gute Stunde lang Bilder von seinem Weltraumabenteuer präsentierte und bis zum Ende die volle Aufmerksamkeit seines Riesen-Publikums hatte.
Gerst war mit drei weiteren Astronauten zur Party nach Künzelsau gekommen: Ulf Merbold, Hans-Dietrich Flad und Dr. Thomas Reiter sowie vielen Mitarbeitern von Esa und dem deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). „Ihr könnt euch freuen, der Bub ist wieder Zuhause“, kündigte Moderator Thomas Buschmann den Auftritt der Hauptperson des Tages an. Und Alexander Gerst freute sich offensichtlich auch über den Empfang, den ihm seine Hohenloher Landsleute bereiteten: „Mir fehlen die Worte. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so viele sein werden.“ Knapp 10.000 Besucher waren es laut Bürgermeister Stefan Neumann.
Gerst zeigte eine Auswahl seiner insgesamt 500.000 Bilder, die der Hobby-Fotograf während seiner Mission gemacht hat. Vor allem der Blick auf die Erde habe ihn dabei immer wieder fasziniert und mitunter auch nachdenklich gemacht, erklärte der 39-Jährige: Die schützende Erdatmosphäre sei kaum mehr „als ein Hauch von Blau, der so aussieht, als könne man ihn wegpusten“, erklärte er. Zur Präsentation gehörte auch ein Foto von Künzelsau, aufgenommen aus 410 Kilometern Höhe. „Sie befinden sich hier“, sagte Gerst und gab zu: „Ich habe eineinhalb Monate nach Künzelsau gesucht.“ Die Rückkehr zur Erde an Bord der Sojus-Raumkapsel bezeichnete der Astronaut als „krasseste Achterbahnfahrt, die man sich vorstellen kann“. Am Ende seines mit viel Beifall bedachten Vortrags gesellten sich der punktgenau am Fallschirm eingeschwebte ehemalige Reckweltmeister Eberhard Gienger aus Künzelsau sowie Schüler des Ganerben- Gymnasiums, das Gerst ebenfalls besucht hatte, zu dem Raumfahrer auf die Bühne. Einige von ihnen könnten künftige Astronauten werden, meinte Gerst und riet seinen jungen Zuhörern: „Lasst euch euren Traum von niemandem ausreden und gebt ihm eine Chance.“
Der Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten bedankte sich bei Esa und DLR für eine Chance, die sie zwei Schülern des Ganerben-Gymnasiums bieten: Sie dürfen zehn Tage lang das US-Space Center in Alabama besuchen: „Vielleicht sind das ja die kommenden Astronauten.“ Danach gehörte die Bühne der Hohenloher Mundartband Annâweech, die auch ihre eigenes für und über Gerst geschriebenes Lied „Mr. Cool“ spielte. Den Auftritt bekam der Astronaut allerdings nur am Rande mit. Gut eine Stunde lang gab er Autogramme an Leser der Hohenloher Zeitung und Hörer des SWR und stand den zahlreichen Pressevertretern für Fotos und Gespräche zur Verfügung. Vor allem die jüngeren Zuschauer feierten danach bis spät in die Nacht hinein zu den Klängen der SWR3-Elchparty. Die Welcome-Party ging ohne Zwischenfälle zu Ende. „Es war tatsächlich die riesen Party, die wir unserem Ehrenbürger Dr. Alexander Gerst versprochen haben. Dazu haben unsere Partner von ESA und DLR aber auch viele hier in Künzelsau beitragen“, resümiert und dankt Bürgermeister Stefan Neumann am Ende eines außergewöhnlichen Tages in und für Künzelsau.
Hintergrund
Alexander Gerst wurde am 3. Mai 1976 in Künzelsau geboren. Er ist in Künzelsau aufgewachsen. Sein Abitur 1995 machte er am Technischen Gymnasium in Öhringen. Nach dem Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuzreiste er ein Jahr lang als Rucksacktourist durch die Welt. Fasziniert von den Vulkanen in Neuseeland begann er danach Geophysik zu studieren. An der Universität Karlsruhe erlangte er das Diplom. Darüber hinaus studierte er Geowissenschaften in Neuseeland und erhielt 2005 den Master of Science. Im darauf folgenden Jahr war er Sommerstipendiat des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Beim Auswahlverfahren der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) setzte sich Gerst gegen 8. 407 andere Bewerber durch und wurde als einziger Deutscher unter sechs neuen Astronauten der Öffentlichkeit vorgestellt. Am 29. Mai 2014 um 1.57 Uhr Ortszeit erfolgte der Nachtstart von Sojus TMA-13M in Baikonur, Kasachstan mit Alexander Gerst, Maxim Surajew (Russland) und Reid Wisemann (USA) in der Raumkapsel. Nach 165 Tagen, acht Stunden und einer Minute endete Gersts Weltallmission mit der Landung am 10. November 2014 in der kasachischen Steppe.