Die SAP Arena, Baden-Württembergs größte Multifunktionshalle, feiert in diesem Jahr ihren zehnten Geburtstag. Grund genug für MORITZ-Redakteur Bastian Dörr, mit Geschäftsführer Daniel Hopp (34) über Vergangenes, Zukünftiges und die bisherigen Highlights zu reden.
Herrr Hopp, ziemlich auf den Tag genau vor zehn Jahren war es bei Ihnen recht turbulent.
Durchaus. Das war April 2005, als wir, genau wie in diesem Jahr, in den Eishockey-Playoffs
auch im Viertelfinale gegen Nürnberg gespielt haben. Das war auf jeden Fall eine turbulente
Zeit, weil die Arenaeröffnung vor der Tür stand und hier die letzten Handgriffe gemacht wurden, um alles für den Eröffnungstag und den Betrieb vorzubereiten. Es war spannend.
Wie geht ein 24-Jähriger mit diesem Druck um?
Das ganze Projekt war eine große Herausforderung. Und sicherlich gab es auch Drucksituationen. Auf der anderen Seite hatte ich auch Zeit, mich auf diese Aufgabe vorzubereiten. Die ganze Bauvorbereitung und die Bauphase haben insgesamt drei Jahre gebraucht, bis es schließlich zum Abschluss kam. So hatte ich Zeit, mich auf diese Situation vorzubereiten. Ich hatte auch sehr schnell ein hoch engagiertes Team an meiner Seite, das mich in allen Aufgaben bestens unterstützt hat. Es war ein absoluter Teamerfolg.
Es gab bestimmt auch viele Neider, die darauf warteten, dass der Sohn von Dietmar Hopp scheitert.
Ich habe in dieser Beziehung keine Motivation, jemandem etwas zu beweisen. Ich habe die Chance bekommen, ein derart tolles Projekt zu machen. Eine so große Aufgabe geht natürlich mit einer großen Herausforderung einher. Ich habe die Verantwortung für 50 Kolleginnen und Kollegen – deshalb muss ich einen guten Job machen und möchte ein gutes »Vorbild« für alle sein. Am Ende des Tages trage natürlich ich die Verantwortung für den Erfolg, aber auch Misserfolg.
Nun hat es sich nach zehn Jahren herauskristallisiert: Es war ein Erfolg, 1.000 Veranstaltungen, 8 Millionen Besucher.
Ja, definitiv. Ich war immer grundsätzlich davon überzeugt, dass diese Halle in der Region angenommen wird. Aber dass es es ein solch großer Erfolg wird, dass wir so gute Zuschauerzahlen bekommen, so gute Veranstaltungsbuchungen haben, das hätte ich mir nicht erträumt. Ich habe mit 75 bis 80 Veranstaltungen kalkuliert und mir vorgestellt, dass die Region das ganz gut »verträgt«. Aber dass es jetzt jedes Jahr mehr als 100 im Jahr sind, das ist schon eine tolle Erfolgsstory. Das zeigt, dass die Region interessiert ist. Nicht nur am Sport, sondern eben auch an den kulturellen Veranstaltungen, an den Shows und an den Konzerten. Definitiv hat eine solche Veranstaltungshalle hier in der Region gefehlt. In den 60er/70er Jahren war Mannheim ein großer Konzertstandort in Deutschland. Das ist aufgrund der fehlenden Spielstätte verloren gegangen und jetzt haben wir es wieder. Aber das ist wie gesagt ein Erfolg, der auf ganz ganz vielen Schultern verteilt wird. Das bin nicht nur ich, der dazu beiträgt, sondern ganzviele Menschen.
Mit über 100 Veranstaltungen sind Sie jetzt ans Maximum gekommen, mehr geht eigentlich nicht mehr, oder?
Mehr Veranstaltungen wären möglich. DasJahr hat 365 Tage und man muss sehen, dass wir in einer wirtschaftlich sehr gesunden Region leben. Aber man darf den Markt auch mit solchen Themen nicht überfrachten. Wir haben noch viele andere spannende Freizeitgestaltungsmöglichkeiten hier in der Region. Ob das andere Sportveranstaltungen sind – etwa die Fußballbundesliga – oder andere Themen und kulturelle Ereignisse, ich glaube, dass wir mit dieser Zahl von 100 bis 110 eine gesunde Auswahl haben. Das nehmen die Menschen an, für den Besuch dieser Veranstaltungen ist das Geld auch da. Mit dieser Zahl bin ich auch wirklich glücklich und es wäre auch mein Ziel für die Zukunft, in dieser Größenordnung zu bleiben.
Die SAP-Arena schreibt kontinuierlich schwarze Zahlen.
Wir haben eine sehr gesunde Partner- und Sponsoren-Pyramide, dazu natürlich eine tolle Zuschauerzahl beim Eishockey. Wir haben die Logen seit dem ersten Tag ausverkauft, eine starken Namensgeber an unserer Seite und am Ende des Tages sind wir auch in unserer internen Kostenstruktur ganz effizient aufgestellt und machen betriebswirtschaftlich einen guten, seriösen Job. Es sind viele Rädchen, die hier ineinander greifen. Aber natürlich ist es ganz entscheidend, in welcher Region man ist. Die Lage ist hier ausschlaggebend.
In der SAPArena haben sie Konstanten wie Eishockey und Handball. Das Eventgeschäft ist schnelllebig. Wie ist es im Showbereich?
Also ich gebe ihnen Recht, es ist sehr schnelllebig und wenn ich mir überlege, dass in einem der ersten Handballspiele Bülent Ceylan als Pausenfüller aufgetreten ist und nun die Arena an vier, fünf Tagen hintereinander ausverkauft bekommt, dann sieht man, wie schnelllebig das Geschäft ist. Innerhalb von wenigen Jahren ändert sich so etwas und werden Stars geboren, dann gibt es Highflyer, wie 2008 ein ausverkauftes Konzert mit Paul Potts. Einige Wochen später hätte das nicht mehr funktioniert. Geschmacksgenres wie Comedy ist gerade ganz stark, hat sich aber auch erst entwickelt. Wir hatten in den ersten zwei Jahren keine einzige Comedy-Show.
Wie gestaltet sich die Programmplanung?
In erster Linie buchen Veranstaltungsagenturen die Hallen. Es gibt Grundbuchungen der Veranstaltungsagenturen, die ihre Shows in den Hallen abspielen und sicherlich ist da ein gewisser Konkurrenzkampf unter den einzelnen Spielstätten. Es gibt auch andere Fälle, in denen man sich aktiv um eine Show bewirbt und in denen man selbst auch ein wirtschaftliche Risiko eingeht. Das sind drei bis vier Veranstaltungen im Jahr.
Schauen sie sich neben den Spielen der Adler weitere Veranstaltungen an?
Ich versuche, bei 70 bis 80 % der Events vor Ort zu sein. Das ist mein Job. Ich möchte den Markt verstehen und auch die Show beurteilen können. Der persönliche Kontakt zu den Veranstaltern und den Partnern ist dabei auch sehr wichtig. Von daher versuche ich schon, beim Großteil der Veranstaltungen da zu sein.
Welche Veranstaltung war für Sie in den letzten 10 Jahren das absolute Highlight?
Es wäre jetzt unangemessen, eine Veranstaltung hervorzuheben, weil es so viele gute gab. Wir haben bestimmt einige Highlights erlebt, die uns auch für die Außendarstellung vorangebracht haben, wie der erste Klitschko-Kampf 2006 oder das Finale von Germany's next Top Model vor zwei Jahren, und auch in diesem Jahr wieder – alles, was mit TV zu tun hat, verbessert unser Image. Aber auch die ganzen Konzerte, ob Eric Clapton, Police, Bruce Springsteen waren etwas Besonderes. Wenn ich unsere Referenzliste betrachte, macht mich das sehr stolz.
Wer fehlt noch?
Elvis Presley und Michel Jackson gehen leider nicht mehr, aber es gibt immer noch zahlreiche Künstler, die noch nicht bei uns waren. Ob Robbie Williams, U2, Bon Jovi, Madonna – das sind Namen, die in der Topliga spielen und die noch nicht da waren. Schauen wir mal, was die Zukunft bringt.
Was ist in Zukunft geplant? Was ist möglich?
Grundsätzlich ist Kurshalten angesagt. Die Veranstaltungsanzahl stimmt ebenso wie die Qualität – das ist schon mal das Wichtigste überhaupt. Aber wir müssen nach 10 Jahren auch in die Infrastruktur investieren. Wir haben im letzten Sommer einen neuen Videowürfel installiert und haben angefangen, den VIP-Eingang umzubauen. Es wird jetzt im kommenden Sommer in einen Business-Club und in die Zuschauerbereiche investiert. Wir werden kontinuierlich über die nächsten Jahre hinweg Veränderungen vornehmen. Der Besucherservice wird weiter optimiert. Wir sind jedes Jahr darauf bedacht, die Arena modern zu halten. Der Besucher soll sich wohlfühlen.
Welche Arena stand Vorbild für die SAP-Arena?
Ich bin durch das Eishockey sehr viel herumgekommen und habe dementsprechend viele Spielstätten gesehen. Wir haben überall ein bisschen mitgenommen und versucht, diese Ideen hier umzusetzen. Die Halle wurde nicht in die Arena hineingebaut, sondern umgekehrt. Wir haben bei der Planung mit der Eisfläche angefangen, und dann hat sich alles im Baukastensystem nach außen hin entwickelt. Das war ein spannender Prozess. Wir sind von innen heraus gewachsen. Die Architektur kam für uns wirklich dann als Ergebnis dessen, was innen entstand.
Ihr Vater steht für Fußball, sie für Eishockey. Gab es deshalb keine Konflikte?
Als ich angefangen habe, mich für Eishockey zu interessieren, steckte das Projekt Hoffenheim noch in den Kinderschuhen. Eishockey hat mich vom ersten Tag an fasziniert, daraus ist eine Liebe zu diesem Sport und dem Verein Adler Mannheim entstanden. Ich hatte eine Stehplatzdauerkarte und war ein echter Fan mit Trikot und Schal – das war ne schöne Zeit.
Nun sind Sie Geschäftsführer ihres Lieblingsvereins ...
Die Adler hatten nach der zweiten Meisterschaft massive wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Story ist ja hinreichend bekannt. Wir übernahmen den Club und retteten ihn aus der Insolvenz. Dann ging es rasend schnell. Ich habe aber erst mein Abitur gemacht, danach studiert – zumindest ein wenig. Als dann aber klar war, dass wir die Arena bauen, und als dann auch klar war, dass ich dort eine tragende Rolle spielen werde, habe ich mir gesagt, dass ich mich darauf konzentrieren möchte. Ich hatte natürlich im Hinterkopf, das Studium Mitte/Ende 20 noch nachzuholen, aber das ist dann die graue Theorie und der Alltag zeigt sein wahres Gesicht.
Adler Mannheim, SAP-Arena, DEL. Dann sind noch ein paar Start-Up-Firmen beteiligt. Finden Sie eigentlich auch mal Ruhe oder brauchen Sie immer »Action«?
Ich finde schon Ruhe, klar. Ich will ja auch selbst aktiv Sport betreiben. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Arbeit in der SAPArena eine so tolle Aufgabe ist, die mich immer noch fasziniert. Wir hatten vor kurzem fünf Veranstaltungen an fünf Tagen. Wenn man danach bilanziert, dass alles gut verlaufen ist, dann freut mich das und stellt mich zufrieden. Privat muss man aber auch mal seine Auszeit nehmen und sehen, dass man den Kopf für etwas anderes frei bekommt.
Ihr Vater ist dementsprechend stolz auf Sie?
Da müssen Sie ihn fragen, aber ich gehe schon davon aus. Ich frage das sicherlich nicht im Wochentakt ab (lacht). Wir haben ein sehr gutes Verhältnis.
Nun werden Sie immer wieder als Nachfolger ihres Vaters bei der TSG Hoffenheim in Verbindung gebracht. Ich habe den Eindruck, dass dies nicht in Ihrem Sinn ist.
Als diese Entwicklung von Hoffenheim in Richtung Bundesliga und neues Stadion ging, war klar, dass mich dieses Thema auch eines Tages betreffen wird. Ich sehe mich in der Gesellschafterrolle. Als Gesellschafter hat man keine operative Funktion. Ich habe mein Tagesgeschäft hier, und es ist richtig, meine Leidenschaft ist Eishockey, ich bin ein Teil der Adler und die Adler sind ein ganz großer Teil meines Lebens, und das wird auch immer so sein und das werde ich auch für nichts auf der Welt aufgeben. Auf der anderen Seite habe ich immer gesagt, dass ich diese Aufgabe als Gesellschafter in Hoffenheim mal übernehmen werde. Ich hoffe, dass mein Vater noch ganz ganz lange in der Lage ist, in dieser Position tätig zu sein.
SAP ARENA
Eröffunung: 2.September 2005
Plätze: bis zu 15.000
Kosten: rund 70 Mio. Euro
Heimstätte: Adler Mannheim (Eishockey), Rhein-Neckar Löwen (Handball)
Zahlen, Fakten: über 1.000 Veranstaltungen mit über 8 Mio. Besucher