Marcus Meyer
Geschäftsführer der ausrichtenden Kulturstiftung Hohenlohe, Marcus Meyer.
2017 geht der Hohenloher Kultursommer in seine 31. Saison und hält ein abwechslungsreiches und hochkarätiges Programm bereit. Der Geschäftsführer der ausrichtenden Kulturstiftung Hohenlohe, Marcus Meyer, spricht im MORITZ-Interview über die Erfolgsfaktoren und das diesjährige Programm.
MORITZ: 2017 startet der Hohenloher Kultursommer in seine 31. Saison. Wie sahen die Anfänge des Musikfestivals aus und was hat sich über die Jahre hinweg verändert?
Marcus Meyer: Das Festival begann 1987 mit immerhin schon 21 Konzerten in den Bereichen Alte Musik und Klassik, zunächst nur im Hohenlohekreis. Bereits 1990 wurden aber schon im Landkreis Schwäbisch Hall Konzerte veranstaltet. Mittlerweile stehen jedes Jahr rund 70 Veranstaltungen in 4 Landkreisen auf dem Spielplan. Außerdem wurde die musikalische Profilierung um authentische Weltmusik erweitert. Am Konzept hat sich aber nichts geändert: Musik und Raum verschmelzen zum Gesamterlebnis. Im Laufe der Zeit ist natürlich die Organisation professioneller geworden.
Was sind die Faktoren, die dazu beigetragen haben, dass sich der Hohenloher Kultursommer auch nach so einer langen Zeit einer solchen Beliebtheit erfreut?
Nun zum einen – wie bereits erwähnt – ist es der Reiz, Musik in Räumlichkeiten zu hören, in denen sie vor hunderten von Jahren bereits erklungen sein mag. Zum anderen ist es die intime Atmosphäre. Die Gäste schätzen den nahen Kontakt zu den Interpreten und viele Stammbesucher haben schon so manchen jungen Künstler zum souveränen Solisten reifen sehen. Gerade hier unterscheidet sich der Kultursommer von anderen Festivals. Wir ermöglichen Spielräume, Projekte zu entwickeln, sodass Künstler im Folgejahr etwa in anderer Formation, mit anderem Repertoire und an unterschiedlichen Spielorten auftreten können. Daraus entsteht eine künstlerisch Qualität, die sich vom reinen Tourneegeschäft abhebt.
Welches Ziel verfolgt die Kulturstiftung Hohenlohe mit dem Kultursommer?
Es geht um die Region, um den kulturhistorischen Schatz der Schlösser, Kirchen, Klöster und anderer Gebäude. Dieses Kulturgut am Leben zu erhalten. Zum Selbstverständnis der Kulturstiftung gehört auch, das bestehende Kulturangebot der Region zu bereichern und wenn möglich die Projekte immer mit lokalen Institutionen und Initiativen umzusetzen. Dafür ist der Kultursommer das beste Beispiel. Ohne eine Vernetzung mit Städten, Gemeinden, Kirchen und Vereinen oder Firmen als Mitveranstalter wäre das Festival nicht möglich. Der Kultursommer vereint so die ganze Region, über Landkreisgrenzen hinweg und bietet ein erstklassiges Kulturangebot im ländlichen Raum. Somit ist das Festival für viele Firmen ein weicher Standortfaktor. Und mittlerweile ist die Marke Kultursommer auch überregional bekannt, was aus kulturtouristischer Sicht interessant ist. Aber wenn man die Spielfreude mancher Künstler und Ensembles und die positive Resonanz des Publikums spürt, geht es letztlich nur um wunderbare Konzertmomente.
Warum spielen auch gerade die Veranstaltungsorte eine tragende Rolle?
Wenn Musik und Raum zusammenpassen, wird der Kunstgenuss viel intensiver. Außerdem lässt sich ein Konzertbesuch meist mit einem Museumsbesuch, einer Führung oder einem schönen Spaziergang verbinden. Und die kulinarischen Angebot Hohenlohes sprechen ja sowieso für sich. Jeder Konzertbesuch kann so zum kleinen Urlaub werden.
Nach welchen Kriterien werden die Veranstaltungsorte gewählt?
Nun, sie müssen in Hohenlohe sein und aus technischer Sicht müssen die Spielorte natürlich gewisse Kriterien und infrastrukturelle Gegebenheiten erfüllen. Der historische Aspekt, also die Geschichte des Raumes oder des Gebäudes ist selbstverständlich wesentlich. Wir bespielen aber auch einige wenige moderne Räume. Das liegt dann zumeist an der benötigten Größe oder an bühnentechnischen Anforderungen.
Was sind die Highlights des Hohenloher Kultursommers 2017?
So viel Platz haben Sie nicht im Heft. Mir liegt jedes Konzert gleichermaßen am Herzen. Besonders begehrt sind meist unsere Orchesterkonzerte in Neuenstein während der Eröffnungswoche, u.a. mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn. Schnell ausverkauft war dieses Jahr wieder das Konzert mit Sabine Meyer. Herausragend ist aber das Musikfest auf Schloss Weikersheim, heuer am 1. Juli. Neben Auswahlkonzerten, kulinarischem Angebot und Klassik-Open Air ist besonders das Feuerwerk sehr beliebt. Das Thema ist in diesem Jahr „Bonjour La France“. Im September haben wir dann noch Thekla Carola Wied mit einer Lesung zu Gast. Auch auf das Reformationsthema legen wir einen Fokus, z.B. am 24. Juni in Niederstetten mit dem Ensemble NeoBarock. Sie zeigen die Verbindung zwischen Telemann und Luther. Ich könnte jetzt noch viel aufzählen. Am besten man sucht sich seine eigenen Highlights im Programmheft oder auf unserer Website.
Was wird den Besuchern neben den zahlreichen Konzerten noch geboten?
Die Stiftung organisiert jährlich eine Ausstellung zusammen mit der Sparkasse Hohenlohekreis. Dieses Jahr wird das Thema ab 10. Juli „Klingendes Mittelalter“ sein. Mit einem Reiseveranstalter bieten wir zudem nahezu jährlich eine Musikreise an. Dieses Jahr ging es nach Thüringen auf die Spuren von Bach und Luther. Eingebettet in den Kultursommer ist im August noch der 17. Internationale Wettbewerb für Violine in Kloster Schöntal. Neben den Konzerten können hier die Vorspiele öffentlich besucht werden oder man kann einem Geigenbauer über die Schultern schauen. Das kann ich nur empfehlen!
Wie wollen Sie auch das jüngere Publikum für die Veranstaltungsreihe gewinnen?
Jüngere Leute für Klassik zu begeistern ist sehr schwierig, wobei die Meisten ein Konzert gut finden, wenn sie mal live ein Orchester haben spielen „sehen“. Wir appellieren daher auch häufig an die älteren Konzertbesucher, dass sie ihre Kinder, Enkel, Neffen oder Nichten ins Konzert einladen sollen. Fördermitglieder der Stiftung haben dafür dieses Jahr sogar Freikarten bekommen.
Im Bereich der Weltmusik sprechen wir durchaus jüngeres Publikum an, gerade bei Konzerten in Richtung Irish Folk usw. Zudem haben wir attraktive Preise, z.B. 30% Rabatt für Schülerinnen und Schüler sowie für Studierende.