Es kann ganz schön hässlich ausgehen, wenn man seine musikalischen Helden auf der Bühne erlebt. So manche Lieblingsscheibe wanderte nach einem verkorksten Konzert flugs in den Giftschrank. Dass es auch komplett anders geht, zeigten The Notwist am Samstag eindrucksvoll im Reutlinger franz.K.
Eine großartige Vorstellung lieferten die sechs Bayern am Samstag im komplett ausverkauften franz.K ab. Völlig entspannt und unaufgeregt, dafür mit aufregenden und spannenden musikalischen Ideen und ungewöhnlicher Instrumentierung nahmen The Notwist ihr Publikum mit in ihr verzweigtes und immer wieder überraschendes Musik-Universum. Songs jenseits aller Radiobeschränkungen mit Einflüssen von Hiphop, Techno und Pop mutierten, noch während die Band sie spielte. Fließend verwandelten sich anfangs ruhige Indie-Pop-Songs in brachiale Rocker, um wenig später mit fetten und tanzbaren Technobeats zu glänzen, bevor sie in einer puren Lärmorgie gipfelten. Gut zwei Stunden lang hielt der Sechser seine Fans in Bewegung und wurde erst nach zwei Zugabe-Blöcken in den wohlverdienten Feierabend entlassen.
Es war ein unglaublich spannendes Konzept mit überraschenden Wendungen, das Musikern und Fans gleichermaßen viel Spaß machte und einmal mehr zeigt, wie abwechslungsreich das Indie-Genre tatsächlich sein kann, ohne ins anstrengende abzugleiten. cms