Foto: Tom Ziora
Vona
Der Singer-Songwriter VONA und seine Band kamen im vergangenen Jahr mit »Deine Liebe« und »Solange wir jung sind« sowie als Support für Cro groß raus. MORITZ-Redakteur Thomas Moegen sprach mit dem Tübinger über das Tüfteln an seinem ersten Album, Pasta in der WG, Heiserkeit durch Fußball, die Sehnsucht seiner Fans, abklingendes Lampenfieber und Adiletten im Supermarkt.
MORITZ: Hi VONA! Entschuldige bitte die kleine Verspätung.
VONA: Das macht überhaupt nichts. Habe gerade noch ein kleines Frühstücksbrötchen verdrückt.
MORITZ: Frühstück um 12 Uhr? Wurde es gestern wieder ein bisschen länger?
VONA: Ja (lacht), kann man so sagen. Ich habe mich gestern nicht vom Tüfteln an Songs befreien können. Hauptsächlich an einem. Wenn man das den ganzen Tag macht, fällt es schwer, dann einfach aufzuhören, weil man doch noch auf eine Idee kommt.
MORITZ: Wieso war die Single „Deine Liebe“ teilweise kostenlos downloadbar?
VONA: Wenn man neu rauskommt, dann muss man den Leuten erst mal die Chance geben, sich das anzuhören.
MORITZ: Was machst du bis zur Flieg mit mir Tour im November/Dezember?
VONA: Ich habe gerade jetzt sehr viel zu tun, weil wir dieses Jahr auch mein erstes Album releasen wollen. Da sitzen wir täglich dran und schrauben, dass es fertig wird.
MORITZ: Wann kommt es raus und wie heißt es?
VONA: Details und Veröffentlichungstermin weiß ich noch nicht. Wir machen es schnellstmöglich fertig und wenn wir sagen ,So soll es sein und nicht anders‘, dann gucken wir, dass wir es rausbringen. Gerade beim ersten Album sollte man sich Zeit nehmen und schauen, dass man das Beste rausholt.
MORITZ: Du stammst aus Tübingen. Bist Du noch oft da?
VONA: So teilzeitmäßig. Ich lebe schon mehr in Stuttgart, aber klar bin ich auch ab und zu in Tübingen. Meine Familie und einige meiner Kumpels wohnen ja noch da. Es ist ja auch nicht so die Distanz.
MORITZ: Musst du in der WG in Stuttgart kochen?
VONA: (lacht) Das habe ich schon eine Weile nicht mehr gemacht. Einer meiner Mitbewohner fragt schon die ganze Zeit, wann ich denn endlich mal wieder Pasta mache. Aber ich war in der letzten Zeit irgendwie viel unterwegs, da ging das Kochen ein bisschen unter.
MORITZ: Pasta-Spezialist?
VONA: Zumindest innerhalb der WG würde ich mich so nennen.
MORITZ: Erfolgreiche Songs, tolle Touren mit der Band und MTV Unplugged mit Cro. Spielst du auf Festivals kommenden Sommer?
VONA: Ich weiß noch gar nicht, wie viele es sind, weil es ja unser erstes Jahr ist, wo wir das mitnehmen. Aber es sind auf jeden Fall schon ein paar. Die nächsten Wochen müssten auf jeden Fall noch mehr Festivaltermine eintrudeln. Wir haben vor, im Sommer viel zu spielen.
MORITZ: Du bist gefragt. Kannst du mit „nur“ zwölf Flieg-mit-mir-Konzerten die Nachfrage abdecken?
VONA: Na, ja, also. Wir sind noch nicht ganz ausverkauft, aber es läuft tatsächlich sehr gut. Es läuft besser als ich mir das hätte vorstellen können. Klar habe ich den Wunsch, dass es immer mehr wird, aber die Reise beginnt ja jetzt erst. Ich habe zu meinem Manager schon gesagt, dass wir noch mehr spielen wollen. Wegen mir am liebsten auch vor dem Sommer schon irgendetwas. Ich bin gespannt, was sich da noch ergibt.
MORITZ: Hast du noch die Gitarre, die du als Zehn/Elf-Jähriger geschenkt bekommen hast und mit der alles anfing?
VONA: Ja, ich habe sie tatsächlich noch, aber mit der spiele ich eigentlich nicht mehr. Die steht im Kinderzimmer in Tübingen. Wobei, als ich mal vor zwei Jahren da so rumsaß, habe ich sogar einen Song darauf geschrieben.
MORITZ: Wie war das dann als Jugendlicher? Bist du durch Tübingens Kneipen getingelt? Frühe Bühnenerfahrung?
VONA: Es geht, ich war ja immer in erster Linie Fußballer. Da wurde in der Dusche oder in der Kabine gesungen. Singen hat mir immer Spaß gemacht. In unserer Familie war das auch immer ein präsentes Thema. Ich weiß nicht, wie das dann läuft. Irgendjemand sagt einem, dass es sich gut anhört und dann prüft man sich, ob es gut ankommt. Dann finden es die Jungs vom Fußball cool. Dann hängt man die ersten Abende draußen miteinander rum und macht Musik. Dann merkt man, dass es machen Leuten gefällt. Man hat in erster Linie natürlich Spaß für sich allein. Wenn es aber auch anderen gefällt, kriegt man Lust sich auszuprobieren.
MORITZ: Also, beim SSV Reutlingen und beim VfB kennen sie schon Deine Lieder?
VONA: Ja, irgendwie schon.(lacht)
MORITZ: Kickst Du noch?
VONA: Viel zu wenig. Ich würde gerne mehr kicken. Mein Spielerpass liegt noch in Tübingen. Wenn ich kicke, will ich es auch richtig machen. Wenn aber jedes zweite Training nicht da sein könnte, wäre das unbefriedigend. Wenn man nicht die Leistung, die man sich von sich erhofft, ziehen /bringen kann. Letztes Jahr war ich wieder zweimal im Training,weil ich Bock hatte. Freizeitmäßig sowieso immer, aber die Gelegenheit bietet sich nicht so oft.
MORITZ: Viel zu viel zu tun?
VONA: So viel ist es manchmal gar nicht. Es gibt sehr intensive Phasen, in denen irgendwas passieren muss. Man ist auf Tour oder im Studio und hat wochenlang keine Sekunde lang den Kopf frei. Dann gibt es aber auch wieder Phasen, in denen man einfach abhängen kann.
MORITZ: Mit der Band abhängen?
VONA: Weniger als Band, sondern mit der Band als Kumpels. Das ist auch sehr schön.
MORITZ: Dann macht ihr Stuttgart unsicher? Oder ganz Deutschland?
VONA: Wir machen meist eher meine WG unsicher.
MORITZ: Du hast im Oktober 2016 bei Chimperator unterschrieben und hast gesagt, dass Du schon seit zehn Jahren immer dahin wolltest. Warum?
VONA: Irgendwann war mir dann halt klar, dass ich Musik machen will, dass ich gerne etwas erreichen will und dazu nichts Herkömmliches studieren muss. Ich habe dann geguckt, wie das so läuft. Ich hatte natürlich keine Ahnung, wie das im Musikbusiness läuft. Irgendwie braucht man eine Plattenfirma. Chimperator war immer riesengroß und war in Stuttgart naheliegend, weil ich Künstler wie die Orsons und Cro schon lange verfolgt habe und Chimperator für mich das coolste Label mit der coolsten deutschsprachigen Musik ist. Ich habe immer gehofft, dass Chimperator sich mal meldet. Irgendwann kam dann auch die Anfrage, da war ich überglücklich.
MORITZ: Wieso hast du noch keinen Wikipedia-Eintrag?
VONA: Kann man den selber schreiben?
MORITZ: Ja, glaube schon. Man kann Artikel erstellen.
VONA: Dann ist das jetzt ein Aufruf, dass mir gerne jemand einen nett gemeinten Wikipedia-Eintrag schreiben kann. Ansonsten weiß ich nicht, warum es noch keinen gibt. Ich bin ja noch nicht so lange auf der Bildfläche und ich habe ja noch kein Album. Das kommt ja erst jetzt. Vielleicht kommen dann ja einige Steine mehr ins Rollen.
MORITZ: Spätestens, wenn du dann Platin oder Gold gewinnst.
VONA: Das wäre natürlich auch nicht schlecht. Das wäre mir sogar wichtiger als der Wikipedia-Eintrag.
MORITZ: Über euren Stil wurde viel geschrieben. Reggae, Pop, RnB, Alternative Pop, Singer-Songwriting, Hip Hop. Was trifft am ehesten zu?
VONA: Das ist schwierig. Kein Künstler will sich in eine Sparte einstufen lassen. Bei mir gibt es Momente, in denen ich Singer-Songwriter bin, wenn ich mit der Gitarre dasitze und etwas schreibe. Dann fühle ich, dass ich eine gewisse Ruhe bin/habe. Wenn das aber alles wäre, wäre mir das zu langweilig. Musik kann soviel mehr sein als nur eine bestimmte Richtung, deswegen kommen dabei oft ganz andere Geschichten zu Stande. Ich würde sagen, dass Pop schon das Zentrale ist, weil sich da sehr viel vereinbaren lässt.
MORITZ: Wer sind dabei so deine Vorbilder? Bist du es selbst?
VONA: (schnell) Ne, ich bin nicht mein Vorbild. Das würde ich auf keinen Fall sagen. Ich habe keine klaren Vorbilder, aber ich freue mich zum Beispiel wahnsinnig auf das Ed Sheeran Album, das jetzt bald kommt. Ich habe mich auch sehr über das Bruno Mars Album gefreut. Beim Musikhören strecke ich in alle Richtungen meine Fühler aus und gucke, wo mich irgendwas einfach catcht oder in mir etwas auslöst.
MORITZ: Bist du für Inspiration viel im Netz oder gehst du in Plattenläden?
VONA: Eigentlich würde ich voll gern sagen, dass ich einen Schallplattenspieler zuhause habe und ich in Plattenläden gehe. Das wollte ich immer mal machen. Daher läuft das eher online Querbeet.
MORITZ: Welche Sehnsucht erfüllst du bei deinen Fans?
VONA: Das ist eine gute Frage, die ich auch gerne so weiterreichen würde, weil ich das tatsächlich nicht weiß. Ich mache die Songs auch im Gedanken an die Fans, aber vorwiegend mit meiner Emotion. Weil ich Songs schreibe mit meinen echten Emotionen, hilft es vielleicht Fans, die in einer ähnlichen Situation sind. Ich denke, dass es ihnen etwas gibt, und sei es nur, dass man sich nicht so alleine fühlt. Und in anderen Momenten einfach nur Gute Laune bekommt.
MORITZ: Vielleicht fehlt Musik heute vielen.
VONA: Ja, man ist ja bei Musik auch immer auf der Suche. Manchmal findet man etwas, das einen berührt.
MORITZ: Zurück zum Fußball. Gehst du ins Stadion zum VfB? Schreist du da oder singst du da? Wie trainierst du dort deine Stimme?
VONA: Als ich im vergangenen Jahr im Stadion war, habe ich ungefähr nur zweimal geschrien, weil im Spiel nicht so viel passiert ist und es nicht viel Grund zur Freude gab. Das Schlimme war, dass meine Stimme die nächsten zwei Tage weg war. Beim nächsten Mal schreie ich weniger, weil ich das nicht so kann.
MORITZ: Heiser? Deine Stimme ist doch trainiert.
VONA: Ja, eigentlich schon. Vielleicht bin ich doch mehr ein Pop-Schnulzen-Sänger als einer der schreit.
MORITZ: Pop-Schnulzen-Sänger und Softi?
VONA: Neee, würde ich nicht sagen.
MORITZ: Wie weit geht es noch mit dir und deiner Karriere?
VONA: In erster Linie will ich jetzt mal ein geiles Album machen. Ich hoffe und glaube, dass uns das gelingt. So weit ich das jetzt kennen gelernt habe, ist das Coole am Musikmachen der Facettenreichtum. Man schreibt Songs, geht ins Studio, nimmt sie auf, bastelt dran rum und ist mit seinen Mitstreitern unter sich. Dann hat man Bock, die Songs vor Publikum zu spielen. Zwischendrin dreht man noch Video oder überlegt sich Video-Konzepte. Grafisch kann man sich auch austoben, sei es Album-Cover oder Ähnliches. Das finde ich ziemlich spannend. Es geht immer von Etappe zu Etappe. Ich wünsche, dass ich das alles noch mehr genießen kann als im ersten Jahr. Weil die ersten großen Auftritte schwierig waren. Ich war oft aufgeregt, ständig angespannt.
MORITZ: Du hast echt Lampenfieber?
VONA: Ja, doch schon. Auf der ersten Cro-Tour ging es mir hundeelend. Ich wusste ja nicht, was passiert und wie ich reagiere, wenn ich da rausgehe und vor 12.000 Menschen stehe und vielleicht versteinere.
MORITZ: Aber es ging ja locker von der Hand im Lichtermeer.
VONA: Mittlerweile ist das alles viel lockerer geworden. Es macht ja auch mehr Spaß, wenn man nicht immer so nervös ist. Deswegen werde ich es in Zukunft noch mehr auskosten und genießen. Und mir weniger einen Kopf darüber machen, was falschgehen könnte. Ich hoffe, dass ich mich etabliere und will solange Musik machen wie ich kann.
MORITZ: Wirst du auf der Straße viel erkannt?
VONA: Sehr sehr selten. Aber ich hätte nichts dagegen, wenn es anders wäre, damit muss man ja rechnen. Auf Tour sind ja alle Menschen wegen des Events da, da schreibt man die ganze Zeit Autogramme und macht Bilder. Und dann kommt man heim und kein Mensch will etwas von einem. Ich habe das so bisher auch gut geheißen eigentlich. Ich finde es aber auch schon cool, in Jogging-Hose und Adiletten in den Supermarkt gehen zu können und zu wissen, dass keiner ein Bild mit einem machen will.
MORITZ: Was willst di deinen Fans sagen?
VONA: Seid lieb zueinander!