Randolph´s Grin: „Intent“
Ein Lächeln erhellt das Gesicht des Fans, das dritte Album des Electro Duos Randolph´s Grin ist erschienen. Es heißt „Intent“ und enthält von schweren Synthis bis zu leicht gehauchten Gesängen ein erstaunliches Spektrum an Klängen.
Thematisch geht es um Unbesiegbarkeit, dem Ziel des Kriegers. Einen möglichen Weg dahin beschreiben die Bücher von Carlos Castaneda, die in den 70er Jahren Millionenauflagen erreichten. „Mein Vater gab mir die Bücher Castanedas vor einigen Jahren. Seither habe ich viele Bände wiederholt gelesen“, erzählt Adelheid (Heidi) Winkler, gelernte Toningenieurin sowie Sängerin und Konzeptkünstlerin des Electro-Duos Randolph´s Grin. Ihr musikalischer Partner ist der digitale Komponist Robert Andrew Bowman, der ebenfalls von Castanedas Werk fasziniert ist. „Was mich besonders beeindruckt, ist die Philosophie des Kriegers“, betont Bowman.
Zum ersten Mal trafen sich Winkler und Bowman Mitte der 90er Jahre in Detroit. Zusammen nahmen sie 1997 das Album „Melt“ auf. „Von Beginn an machte unsere Zusammenarbeit großen Spaß! Robs Musik war anders produziert als meine, ich hatte rohen Industrial fabriziert und er hatte glatte Experimental-Songs eingespielt, die mir echt gut gefielen“, erinnert Heidi. Nach der nächsten EP „Details“ machten die beiden eine Pause von einigen Jahren. 2012 kamen sie wieder zusammen und nahmen das Album „Dragon Road“ auf, das 2015 erschien. Es präsentierte ein interessantes Konzept: Mit Ausnahme des Titelsongs waren alle Lieder nach Farben benannt. Randolph´s Grin richteten sich dabei nach einer Theorie des amerikanischen Philosophen Ken Wilber, der mit Hilfe der Farben des Regenbogens bestimmte menschliche Entwicklungsstufen erklärt.
In diesen Tagen erscheint nun ihr drittes Werk „Intent“. „Es ist von den Ideen und Bildern Castanedas inspiriert“, fasst Heidi zusammen. „Aber ich gab ihnen meinen eigenen Dreh.“ Die Vokalistin nahm ihre Parts mit dem Produzenten des Albums, Chris Harms (von der Band Lord Of The Lost), und Tontechniker Benjamin Lawrenz in Hamburg auf. „Nach unserer mehrwöchigen Tour für „Dragon Road“ zusammen mit Unzucht durch Deutschland, England, Frankreich und Österreich wollte ich einen Sound, der live großartig klingt. Die Songs sollten sexy, geheimnisvoll und teilweise sogar auch unheimlich sein. Sie sollten eine Menge Synthesizer enthalten und größtenteils songorientiert sein.“ Auffällig an „Intent“ sind die starken Melodien, die die Titel tragen. „Ohne ein melodisches Element ist ein Song nicht komplett“, meint Robert. „Melodien können Gefühle transportieren, die ein Schlagzeug oder Sound Effekte nicht befördern können.“
Die Arbeitsweise des Zweiers beschreibt Heidi folgendermaßen: „Rob beginnt einen Song, indem er die Basis programmiert. Manchmal gebe ich ihm eine Idee, wohin der Text gehen soll, manchmal kommt der Text erst später. Gemeinsam arbeiten wir an Melodien, Hooks, Struktur und Arrangement. Am Ende füge ich meinen Gesang hinzu.“ Der Starter „Travel“ ist eine „Einladung, in eine andere Welt zu reisen, in der die Geräusche und der Gesang eine mysteriöse und fast spukige Atmosphäre bilden...“, formuliert die Sängerin. In „Inorganic“ geht es um die Praxis des Träumens, eine der wichtigsten Lehren von Castanedas Hauptfigur Don Juan. Ein Titel wie etwa „Practice“ ist minimal mit Drums und Synthesizer instrumentiert. „Seeing“ marschiert in Richtung Wave Pop, während „Silence“ Heidis Atem in den Mittelpunkt rückt. „Ich atme, stöhne und singe ohne Text“, präzisiert sie ihre Arbeitsweise. „Ich wollte das archaische Empfinden für Lust zeigen.“ Für Robert ist „Intent“ ein „Konzeptalbum, bei dem jeder Song für sich alleine stehen kann“. So werden drei Singles mit Remixes erscheinen. Im Einzelnen wären das „Inorganic“, „Impeccability“ und „The Teacher“. Am Ende entstand Musik im Sinne Castanedas, der schreibt: „Ein Krieger muss lernen, dass jede Tat zählt, da er nur eine kurze Zeit hier auf der Welt sein wird, tatsächlich zu kurz, um all ihre Wunder zu erleben.“