Southside Base
MORITZ-Redakteurin und Höhenangst-Hase Sophia Budschewski war zu Besuch auf der Southsidebase in Schlierstadt. Vor Ort hat sie mit den Fallschirmspringern und den Geschäftsführern Sarah Wipperfürth (32) und Tino Kuhn (38) über deren Leidenschaft gesprochen.
Der Flugplatz in Schlierstadt ist einer der ältesten Fallschirmsprungplätze in Deutschland. Seit 2009 befindet sich der Flugplatz unter der Leitung der Southsidebase. Geschäftsführer Tino Kuhn hat in seinen 14 Jahren Berufserfahrung bereits über 4.500 Fallschirmsprünge absolviert: »Ich bin eben vom Luftsport infiziert.« Viele finden hier im Odenwald ihren Adrenalin-Kick: »Würzburg, Frankfurt, Stuttgart - manche fahren bis zu zwei Stunden, um bei uns einen Tandemsprung zu wagen«, erklärt Tino.
Neben den allgemeinen Bedingungen, wie einer 0,0 Promille Grenze und keine gesundheitlichen Einschränkungen, wie Herz- oder Kreislaufproblemen, gehört vor allem eine extra Portion Mut dazu den Sprung zu wagen. Der jüngste Fallschirmspringer in Schlierstadt war gerade mal zehn Jahre alt. Er durfte mit der Erlaubnis seiner Eltern einen Tandemsprung ausführen. Der Älteste war ganze 90 Jahre alt.
»Bis du merkst, was passiert, bist du schon gesprungen«
Ein Tandemsprung ist die beste Möglichkeit um den Fallschirmsport kennenzulernen. Dabei springt man zusammen mit einem Tandempiloten, an den man mit vier Hacken befestigt wird.
Nach einer 15-minütigen Einweisung, bekommt man seine Sprungausrüstung. Diese besteht aus einem Overall, einer Schutzbrille, Lederkappe und Gurtzeug. Generell werden bequeme Kleidung und festes Schuhwerk empfohlen. Dann steigt man in ein Flugzeug vom Typ Pilatus Porter, die mit einer Turbine als Antrieb betrieben wird. Dieses bringt bis zu zehn Springer in die schwindelige Höhe. So geht es in nur zwölf Minuten auf 4.000 Meter hoch. Jetzt ist der »Point of no Return« gekommen. Der Fallschirmpilot fragt ein letztes Mal, ob man wirklich bereit für den Sprung ist. Denn sobald man an der offenen Flugzeugtür sitzt, gibt es kein zurück mehr. Jetzt wird es laut und richtig windig. »Es ist eine einzige Reizüberflutung. Bis du merkst, was passiert, bist du schon gesprungen«, meint Tino. Der freie Fall dauert ca. eine Minute und man erreicht dabei eine Geschwindigkeit von bis zu 200 km/h. »Das freie Bewegen in der Luft ist toll, man schwebt wie auf einem Luftpolster«, schwärmt Tino.
»Es gibt keine Reißleine«
In 1500 Meter Höhe wird der Fallschirm durch einen Griff gelöst. »Es gibt keine Reißleine«, meint Tino mit einem Augenzwinkern, »denn diese könnte ja reißen.« Im Gleitflug kann man knapp sieben Minuten lang den Ausblick über den Odenwald genießen. »Im Frühjahr liebe ich die gelben Rapsfelder, die leuchten richtig«, schwärmt Sarah. Tino ergänzt: »Und im Herbst schillert der bunte Odenwald.« Zurück am Boden sind die meisten voller Euphorie, manche Jubeln, andere umarmen sogar ihren Tandempiloten voller Glück.
Mir wird schon bei der Vorstellung mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug zu Springen schwindelig. Auch Sarah hatte bei ihrem ersten Sprung Zweifel: »Im Flugzeug dachte ich erst - das war eine dumme Idee.« Aber spätestens bei der Landung war sie Fan: »Als ich am Boden ankam, war mein erster Gedanke: Noch mal!« Als ich meine Höhenangst anspreche, lacht Tino: »Ich habe auch Höhenangst. Wenn ich bei uns auf dem Dach stehe, wird mir ebenfalls schwindelig. Aber auf 4.000 Meter hat der Körper keinen Bezug mehr zur Höhe.«
Trotz der Euphorie der beiden habe ich mich nicht getraut zu springen. Mein Kollege Aleksej Pontelejev hingegen war mutiger. Er hatte bereits 2014 einen Tandemsprung absolviert: »Es ist pures Adrenalin, ich würde es jederzeit wieder tun.« sob
Southsidebase GmbH
Flugplatz Schlierstadt, 74706 Schlierstadt, Fon: 06292/9277230