»Endlich etwas für sich und seinen Körper tun« – das ist der wohl häufigste Vorsatz zum Beginn des neuen Jahres. Doch bei vielen scheitert dieser Wunsch schon daran, dass sie sich nicht so recht überwinden können, ein Fitnessstudio zu betreten. Eine gewisse Unsicherheit spielt häufig eine Rolle. Was erwartet einen dort? Worauf muss man achten? MORITZ-Redakteur Christoph Schwärzler zog die Sportschuhe an und hat es ausprobiert.
In Deutschland geht etwa jeder Zehnte ins Fitness-Studio. Das heißt, 90 Prozent der Bevölkerung tun das nicht. Einer davon bin ich. Bisher jedenfalls. Zeit, sich einmal
in einem Studio umzusehen und ein Probetraining zu absolvieren. In dem »easy sports«-Studio nimmt mich Trainingsleiter Vasi Tsouknidis unter seine Fittiche und zeigt mir, was Sportinteressierte bei ihrem ersten Besuch erwartet.
Alles Anschauen
Nach einem Händedruck sind wir sofort beim Du und es geht los. »Als allererstes zeige ich dir jetzt das Studio«, beginnt Vasi und führt mich durch die unterschiedlichen Abteilungen. Alles klar strukturiert und sinnvoll gegliedert. Hier der Gerätezirkel, da die Ausdauerabteilung mit Laufbändern und Fahrrädern, dort der Bereich für den Muskelaufbau und daneben der Bereich für die Dehnübungen. Als nächstes folgt ein kurzes Einstiegsgespräch, in dem wir meine Ziele für das Training definieren. Der Trainer fragt noch kurz ab, ob es irgendwelche körperlichen Einschränkungen gibt. Da aber nichts vorliegt, kann es eigentlich schon losgehen. Doch erst machen wir noch den »Medocheck«. Sicher ist sicher. In einem abgeschlossenen Bereich werden beispielsweise der Blutdruck gemessen sowie mögliche Einschränkungen für das Training ausgeschlossen und gespeichert. »Kürzlich erfolgte Operationen?« – »Keine«. »Besondere ärztliche Anordnungen? « – »Keine«. Mit einem Augenzwinkern fragt mich Vasi: »Schwangerschaft?« – »Momentan nicht«. Lediglich die Knie und der Rücken schmerzen ab und an. Nichts Außergewöhnliches eben. »Das Rückenproblem«, sagt der Trainer, »hat heutzutage eigentlich jeder.« Was neben dem Gerätetraining helfe, sei ein zusätzlicher Rückenkurs.
Individueller Trainingsplan
Im nächsten Räumchen erwartet mich eine Hightech-Waage. Nach dem ersten Piepston stelle ich mich darauf und greife die Handsensoren. Ein zweiter Pieps folgt nach kurzer Zeit und der angeschlossene Rechner spuckt Fettwerte und BMI aus. Alles im grünen Bereich.werde ich gerahmt zuhause aufhängen. »Den Ausdruck«, schießt mir durch den Kopf.
Aufgrund dieser Daten und anhand seiner Erfahrung und Ausbildung stellt Vasi meinen vorläufigen, individuellen Trainingsplan zusammen. »Die Daten bestätigen nur, was ich als Trainer auch so schon gesehen habe«, sagt Vasi. »Ich würde sagen, wir werden uns auf Kraft und Ausdauer konzentrieren.« Mit Blick auf die Gerätschaften vor dem Fenster
schwant mir nichts Gutes. Es folgt ein Einsteigerkomplettprogramm.
Rumpftrainig steht in meinem Fall im Vordergrund. Schultern, Rücken, Bauch und Brust
sollen gestärkt und meiner nicht optimalen Haltung entgegengewirkt werden. Nach der Aufwärmphase steigen wir direkt ins Training ein. Vasi führt mich in den Bereich des
Gerätezirkels. Bevor wir an eine Maschine gehen, bekomme ich jedes Mal eine anschauliche Erklärung, was die Übung bewirken soll und welche Muskeln angesteuert werden. »Wir werden dich jetzt aufrichten und deine Schulterpartie öffnen«, kündigt mein Trainer an.
Einweisung und korrekturen an jedem Gerät
Na, dann mal los. An jedem Gerät
zeigt er mir, wie es einzustellen ist und demonstriert die anstehende Übung. Unter seinen wachsamen Augen bin ich anschließend an der Reihe. Aufrecht hingesetzt, Hände an die Griffe, Arme langsam strecken und wieder abwinkeln. Wie man leicht vom Namen ableiten
kann, trainiert die »Chest Press« die Brustmuskulatur. Damit ich auch immer die richtige Region belaste und um das Verletzungsrisiko zu verringern, greift Vasi an jedem Gerät und bei jeder Übung korrigierend ein. »Die Ellenbogen nicht so hoch, damit du aus der Brust drückst« und »Lege die Daumen auf die Griffe, dann drückst du mit den Ballen. Das verhindert ein Abknicken der Handgelenke«, rät er mir. Okay, Ellenbogen runter, Daumen
nach oben und weiter geht‘s. Nach wenigen Wiederholungen mit relativ geringem Gewicht ist dann auch schon wieder Schluss. Am Anfang besser nicht übertreiben. Kurzes
Strecken und weiter geht es zur nächsten Maschine. In aller Ruhe gehen wir von Gerät zu Gerät, von Übung zu Übung und bearbeiten meine verschiedenen Körperpartien. Schultern, Bauch, Bizeps, Rücken, Beine – nichts bleibt verschont. Einfach geht anders, aber es macht Spaß. »Gib mir noch zwei Wiederholungen und dann lassen wir es gut sein für heute«, höre ich die erlösenden Worte des Trainers. Ich habe es geschafft. Das Fazit meines ersten Tages in einem Fitness-Studio ist durchweg positiv. Das Training verging wie im
Flug und es gibt ganz sicher keine Gründe, sich vor einem Fitnessstudio zu scheuen. Optimale Ergebnisse, das wurde mir schnell klar, erzielt man nur mit entsprechender Anleitung. Und genau dafür sind die ausgebildeten Trainer da. Falsches
Training kann oft noch mehr kaputt machen als bringen. Und wenn man
ehrlich ist, dann muss man zugeben, dass es weitaus schlimmere Schmerzen
als den Muskelkater gibt. Von dem werde ich mich jetzt erst einmal erholen. Christoph Schwärzler