Gewichte heben und an Kraftgeräten pumpen war gestern, der neue Fitnesstrend heißt Functional Fitness. Glück für mich, denn die klassische Gewichtestemmerei hat mich nie angespornt, schließlich will ich nicht als weibliches Muskelpaket enden, sondern einfach fit bleiben. Da kommt mir die neue Trendsportart natürlich gelegen, bei der es nicht darauf ankommt, oberflächlich Muskeln aufzubauen, sondern den Körper zu stabilisieren und ganze Muskelgruppen für den Alltag fit zu machen. Eigentlich genau das Richtige für mich. Gesagt, getan. Hochmotiviert vereinbarte ich einen Termin beim Sportpark Eppingen. Was sollte schon schiefgehen? – Kniebeugen, Liegestütze und Co. kennt jeder. Insgeheim ahnte ich aber schon, dass eine schweißtreibende und kräftezehrende Stunde auf mich wartet, schließlich war seit meinem letzten Besuch im Fitnessstudio doch schon einige Zeit verstrichen.
Ein Turm – Viele Möglichkeiten
Im Eppinger Sportpark begrüßte mich Kursleiterin Nicole Menzke, die mir vorab den Ablauf des einstündigen Programms erklärt. Was mir und den 14 anderen Kursteilnehmern bevorsteht, hört sich zunächst ganz simpel an. Trainiert wird am SYNRGY 360x, einem Fitnessturm, bei dem im Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren der gesamte Körper in Form gebracht werden kann. Nach einer Einweisung zur richtigen Ausführung der Übungen startet der erste von drei Durchläufen. Auf 30 Sekunden Belastung folgt eine 20-sekündige Pause, dann wird im Uhrzeigersinn der Platz getauscht. Abwechslung statt Langeweile lautet hier das Motto.
Belastungsprobe
Ich starte zunächst mit einer Bodenübung. In der Liegestützposition verharrend gilt es, einen Medizinball um die Hände herum zu rollen. Für mich als blutige Anfängerin eine gute und einfache Einstiegsübung. Es folgen 20 Sekunden Verschnaufpause. Weiter geht es mit einer Koordinationsleiter, Kniebeugen mit Gewichten, Klimmzügen, Step-ups und verschiedenen Übungen an TRXBändern, bei denen das eigene Körpergewicht als Trainingswiderstand genutzt wird. Nach 15 Übungen ist die erste Runde vorbei und ich bin überrascht, wie fit ich noch bin. Mir wird jedoch schnell klar, dass das nur daran liegen konnte, dass ich die Übungen nicht richtig ausgeführt hatte. Mit Hilfe von Trainerin Nicole Mentzke, die den ein oder anderen Haltungsfehler korrigierte, verflog der anfängliche Leichtsinn, was die Schwierigkeit des Kurses angeht, aber schnell. Der Schwierigkeitsgrad wird von Runde zu Runde gesteigert, zwischen den 30-sekündigen Trainingsintervallen ist nun Laufen angesagt und in Runde zwei habe ich schon drei Übungen auserkoren, deren Bewältigung für mich als Sportmuffel und einzige Anfängerin in dem Kurs äußerst kräfteraubend ist. Dazu zählt das »Rope Workout«, bei dem ein langes, schweres Seil in Wellenbewegung gebracht wird. In Runde drei steigert sich in mir dann immer mehr das Verlangen nach dem baldigen Ende des Kurses. Die Muskeln schmerzen und ich merke deutlich, wie lange ich kein Fitnessstudio mehr betreten habe. Doch dank der lockeren Atmosphäre und des Ansporns der Trainerin ist an Aufgeben nicht zu denken. Die Stoppuhr piepst ein letztes Mal und glücklich und erleichtert stellt sich der Kurs in einem Kreis auf, um zum Abschluss die Muskeln noch etwas zu dehnen.
Kein Erfolg ohne Leistung
»Selbst Ausdauersportler gehen hier in die Knie, weil die Belastung eine ganz andere ist«, erzählt mir Club-Manager Olaf Kirbis in einem Gespräch nach dem Kurs, als er mein erhitztes und rot angelaufenes Gesicht sieht. Die Übungen spiegeln vor allem Alltagsbewegungen wieder und trainieren Muskelgruppen, die wir heutzutage viel zu wenig beanspruchen. Für jemanden wie mich, der während der Arbeitszeit vorwiegend sitzt, also genau das Richtige, um nicht einzurosten und sich fit zu halten. Der unliebsame Muskelkater, der sich vor allem im Rücken und den Bauchmuskeln breitgemacht hat, bestätigte nicht nur, dass es für mich wieder Zeit wird, sportlich aktiver zu werden, sondern vor allem auch, dass das Functional Fitness Training das hält, was es verspricht. Ein intensives und facettenreiches Workout – Training, wie es mir gefällt. Helen Gerstner