Christian Uhl
Ganz Deutschland spricht derzeit vom Fachkräftemangel. Macht sich dieser Mangel auch in unserer Region bemerkbar?
Der Begriff »Fachkräftemangel« wird sehr häufig verwendet. Man muss unterscheiden, über welche Berufsgruppen man spricht. So hat die Attraktivität eines Berufes bzw. einer Branche Auswirkungen auf das Interesse von Bewerbern. Durch die aktuell erhobenen Zahlen für die Region Heilbronn-Franken im Bereich der Dualen Ausbildung über die neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse kann ich sagen, dass sich die Zahl der Neuverträge nach einem Rückgang von7,8 Prozent im Jahr 2013 im letzten Jahr stabilisiert hat. Wir merken aber durch Rückmeldungen aus den Unternehmen, dass teilweise große Anstrengungen notwendig sind, Ausbildungsplätze zu besetzen. Die IHK unterstützt die Betriebe durch die passgenaue Vermittlung, welche die Aufgabe hat, Ausbildungsbetriebe und Bewerber zusammen zu bringen. Den Demografischen Wandel können aber auch wir nicht aufhalten. Dadurch müssen die Unternehmen künftig sicherlich größere Anstrengungen beim Ausbildungsmarketing unternehmen.
Man hört Arbeitgeber immer wieder klagen, dass die Azubis von der Schule schlecht auf die Berufswelt vorbereitet werden. Wie können sich die Jugendlichen außerhalb der Schule auf ihre berufliche Zukunft vorbereiten?
Praktika sind ein sehr guter Weg, sich auf den beruflichen Weg vorzubereiten. Sie bieten einen Einblick in die Arbeitswelt, können auf einfachem Weg vermitteln, welche Qualifikationen für den »Wunschberuf« notwendig sind, oder aber zeigen auch, wenn sich der vermeintliche Wunsch als Trugschluss entpuppt. Durch ein Praktikum wird zum einen der Enttäuschung vorgebeugt, aber auch einem eventuellen Abbruch einer Ausbildung.
Darüber hinaus erhoffen wir uns, durch das neue Schulfach »Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung« eine Verbesserung der Berufsorientierung. Schüler müssen ihre Berufswahlentscheidung stärker nach Neigungen und Fähigkeiten durchführen.
Wie schneidet die Region bezüglich des Ausbildungsstellenmarktes im Bundesvergleich ab?
Die Situation bei den Ausbildungsstellen ist bundesweit unterschiedlich. In einigen Regionen herrscht ein Mangel an Ausbildungsstellen, während es in der Region Heilbronn-Franken an Bewerbern mangelt.
Wo und wie kann man sich am Besten über freie Ausbildungsstellen informieren?
Eine gute Möglichkeit sich über freie Ausbildungsstellen zu informieren ist unsere neu aufgelegte Lehrstellenbörse. Diese ist sogar als App für Android in iOS erhältlich. In der Börse ist eine Suche z.B. nach Umkreis um den Wohnort oder nach bestimmten Berufen möglich. Zudem besteht die Möglichkeit für die Suchenden eine Art »Matching« vorzunehmen: Wer bietet was an, und wo kann ich das finden?
Besonders auf Ausbildungs- und Weiterbildungsmessen suchen Unternehmen regional als auch überregional nach qualifizierten Berufs- und Studienanfängern. Welchen Nutzen können Jugendliche aus diesen Messen ziehen?
Die Bewerber können einen ersten Kontakt zu den Unternehmen herstellen und sich sehr umfangreich über die Anforderungen, den Ablauf und Besonderheiten von Branchen und Berufen informieren. Auch wir werden in diesem Jahr wieder in Kooperation mit der Handwerkskammer die Bildungsmesse 2015 im redblue durchführen. Wir stellen jedes Jahr fest, dass dies eine gute Kontaktmesse ist, die von Schülern, Schulen und Eltern gerne genutzt wird, um sich über Unternehmen zu informieren und um mit den Ausbildungsverantwortlichen ins Gespräch zu kommen. So komprimiert Informationen über Beruf und Bildung zu erhalten, gibt es in der Region nur einmal. In diesem Jahr ist die Bildungsmesse vom 16. – 18. April. Auch hier haben wir viele Neuerungen: mit einer App als Routenplaner wird man beispielsweise zum Stand mit dem gewünschten Ausbildungsberuf geleitet.
Will man aus der Masse an Bewerbungen herausstechen, sollte man mit seiner Bewerbung einen guten Eindruck hinterlassen. Wie schafft man es, sich von den anderen Bewerbungen hervorzuheben?
Wichtiger als das »Herausstechen« ist es eine korrekte Bewerbung an ein Unternehmen zu senden. Leider sind Rechtschreibfehler, fehlerhafte Anschriften bzw. Ansprechpartner oder Bewerbungen mit Flecken und »Eselsohren« keine Seltenheit. Wichtig ist ein ordentliches Anschreiben. Dies sollte den in der Geschäftswelt üblichen Rahmenbedingung entsprechen, und ist nicht mit einer SMS zu verwechseln. Der Bereich Aus- und Weiterbildung der IHK bietet Beispiele und Hilfestellungen zur Bewerbung auf der Homepage unter »Tipps zur Bewerbung«.
Worst-Case: Nach unzähligen Bewerbungen hat man keine positive Rückmeldung erhalten. Sind Praktika, Auslandsaufenthalte oder Freiwilligendienste sinnvolle Tätigkeiten, um die Bewerbungsmappe aufzubessern?
Für den Worst-Case ist alles sinnvoller als nichts zu tun. Wichtig wäre es, dass die Maßnahme zum Wunschberuf passt. Erworbene Erfahrungen oder Kenntnisse, die mit der Bewerbung im Einklang stehen können den Berufswunsch unterstreichen und die Einsatzbereitschaft des Bewerbers unterstreichen. Bei der Suche eines Ausbildungsplatzes in kaufmännischen oder gewerblich technischen Berufen können die passgenauen Vermittler der IHK eine große Hi8lfe sein. diese helfen, den passenden Ausbildungsplatz zu finden und bereiten auf die Bewerbungsphase mit vielen hilfreichen Tipps vor. Auch dieses Angebot findet man selbstverständlich auf unserer Homepage.