v. links Bastian Becker, Katja Roecken & Sophia Budschewski
Bastian Becker und Katja Roecken betreuen die Abschlussklassen der Grund- und Werkrealschule an der Wartbergschule Heilbronn. Im Interview mit MORITZ-Redakteurin Sophia Budschewski erklären sie, wie sie ihre Schüler auf dem Weg in die Arbeitswelt begleiten.
Mit welchen Unterrichtsfächern bereiten Sie Ihre Schüler auf die Arbeitswelt vor?
Roecken: Wir haben drei Fächer, in denen die Schüler, zum Beispiel das Schreiben einer Bewerbung üben. Das ist der Deutschunterricht, das Fach WZG (Weltzeit Geschichte), eine Mischung aus Erdkunde, Gemeinschaftskunde und Geschichte, und WAG (Wirtschaft, Arbeit, Gesundheit). Dieses umfasst die Bereiche Technik und Hauswirtschaft. WAG und WZG haben die Schüler ab Klasse fünf auf dem Stundenplan.
»In Klasse sieben fangen die Schüler mit dem Bewerbungstraining an«
Welche weiteren Projekte gibt es an der Wartbergschule um die zukünftigen Azubis an die Betriebe heranzubringen?
Roecken: Ab Klasse fünf stellen wir gemeinsam mit den Schülern unterschiedliche Berufsbilder vor. Ab Klasse sieben kommt die AC Kompetenzanalyse dazu. Die Schüler machen hier einen Test um ihr Stärken- und Schwächenprofil zu erstellen. Weitere Projekte an unserer Schule sind: Die Bildungsmesse, der Girls´- und Boys´Day, Betriebsbesichtigungen, ein Praxistag in einem Unternehmen der Region und Kooperative Berufsorientierung (KooBo).
Becker: Dieses Projekt wird vom Land gesponsert. Die Schüler haben ein Jahr Zeit um etwas zu entwickeln, was der Schule zugute kommt. Dieses Jahr entwickeln die Schüler Klappstühle- und Tische für den Schulflur. Dabei lernen sie wie der Klappmechanismus funktioniert. Außerdem müssen sie beim Konstruieren die Sicherheitsbestimmungen wie Brandschutz beachten. Dann bauen sie selbst ein Modell und entwickeln schließlich einen Prototyp.
Rocken: In Klasse sieben fangen sie auch mit dem Bewerbungstraining an, denn ab Klasse acht absolvieren sie Betriebspraktika.
Für welche Ausbildungsberufe bewerben sich Ihre Schüler am häufigsten?
Becker: Kfz Mechatroniker steht ganz oben auf der Liste. Bei den Mädchen ist es eher schwierig.
Roecken: Die meisten streben eine Ausbildung als Bürokauffrau an. Letztes Jahr haben zwei meiner Schülerinnen jeweils eine Lehre als Metzgereifachverkäuferin und Bäckereifachverkäuferin angefangen. Kauffrau im Einzelhandel und Verwaltungsfachangestellte sind auch beliebte Optionen.
Gibt vonseiten der Ausbildungsbetriebe noch Möglichkeiten um Azubis besser zu erreichen?
Roecken: Ich denke, die Betriebe müssen sich bewusst werden, dass bei manchen Schülern die Eltern nicht dahinter stehen und helfen können oder wollen. Das diese Schüler oft auf sich allein gestellt sind bei der Ausbildungssuche. Da versuchen wir ebenfalls zu helfen. Das geht allerdings nur in gewissem Maße. Außerdem sollte Betriebe auch Schülern eine Chance geben, die nicht mit ihrem Zeugnis glänzen. Denn bei einer Ausbildung kommt es oft auch auf Schlüsselkompetenzen an.
Becker: Es gibt schon Betriebe, in denen das umgesetzt wird. Wo zum Beispiel auch Schüler mit einer Fünf auf dem Zeugnis eingeladen werden. Diese bekommen im Bewerbungsgespräch die Chance ihre Begeisterung für den Ausbildungsplatz zu beweisen. Deshalb auch mein Appell an die Schüler: Eine schlechte Note auf dem Zeugnis ist kein Grund sich nicht für eine Ausbildung zu bewerben.
Ist es heutzutage schwerer eine Ausbildung zu finden oder doch eher leichter?
Roecken: Laut Statistik ist es leichter, weil es so viele unbesetzte Lehrstellen gibt. Aber in der Praxis sieht das ganz anders aus.
»Wer will bekommt auch einen Ausbildungsplatz«
Liegt das an den Schülern oder an den Ausbildungsbetrieben?
Becker: Zum Teil »verschlafen« die Schüler ihren Ausbildungsplatz. Manchmal mangelt es schon beim Bewerbungsschreiben an Engagement.
Roecken: Vor allem die ruhigen Schüler bleiben oft auf der Strecke. Gerade sie tun sich im Bewerbungsgespräch schwer. Da geht es eben drum sich richtig zu präsentieren, das können introvertierte Schüler oft nicht.
Becker: Wer will und den Aufwand betreibt, bekommt auch einen passenden Ausbildungsplatz. Man muss halt Engagement zeigen. Das versuchen wir ihnen beizubringen.
»Pünktlichkeit, Respekt & Höflichkeit lernen sie bei uns in der Schule«
Was geben Sie den zukünftigen Azubis mit auf den Weg, bevor diese ihre Ausbildung anfangen?
Becker: Vielen Schülern fällt der Übergang schwer, deshalb sage ich zu ihnen: Wenn du ein Problem hast, kannst du jederzeit damit zu mir kommen.
Roecken: Mit manchen Schülern suche ich auch noch mal das Gespräch. Ich spreche dann mit ihnen über ihre Stärken und Schwächen und ermutige, aber mahne auch bewusst: Du kannst so viel erreichen, wenn du dich zusammenreißt. Wenn du in der Schule zu spät kommst, dann musst du vielleicht nachsitzen, aber wenn du das in der Ausbildung machst, dann verlierst du diese. Das sind andere Konsequenzen.
Becker: Die fachlichen Kompetenzen lernen sie in der Berufsschule, aber Pünktlichkeit, Respekt und Höflichkeit lernen die künftigen Azubis bei uns in der Schule.