Afrika ist der Kontinent von allem und beinahe nichts. Geprägt durch die Lektüre des französischen Ethnologen Georges Balandier macht sich Maurice Boyer 1970 auf nach Togo, um dort das Leben der Tem zu erforschen. Der Alltag im Dorf begegnet ihm ebenso wie das undurchschaubare Dorfoberhaupt, seine schöne Lieblingsfrau und der rätselumwehte Imam. Hat er am Ende das Dorf wirklich verstanden? Auch im Alter noch beschäftigt ihn diese Frage, und in vielen Begegnungen des Romans prallen Positionen über den Kontinent aufeinander. Doch Maurice Boyer ist auch Privatmann, und viele Szenen schaffen einen Einblick, wie er sein Leben, Lieben und schließlich sein Alter gestaltet. In seinem in Frankreich vielbesprochenen Roman betrachtet der aus Togo stammende Schriftsteller Sami Tchak mit Humor und Kritik sein Dorf, aber auch die aktuellen Diskurse über Afrika. Wenn er dazu die Figur eines weißen französischen Afrikaforschers wählt, stellt sich wieder einmal die Frage, wem denn die Deutungshoheit über den Kontinent zukommt. Die Übersetzung ins Deutsche durch Annette Bühler-Dietrich ist 2024 bei Noack & Block erschienen.
Moderation: Annette Bühler-Dietrich
Lesestimmen: Beat Dietrich und Samuel Zongo