Zwei Hände, die sich gegenseitig halten, Sicherheit versprechen und ihre Solidarität zeigen. Schaut man jedoch genauer hin, löst sich das Bild in einzelne Pixel auf und es wird völlig unmöglich, in ihm eine klare Position oder gar Antwort zu finden. Gerade wenn man sich unauffällig und mit den besten Intentionen anschleicht, entweicht es oder verwandelt sich in einen moralischen Zeigefinger. Ist sein hoffnungsvoller Auftritt letztlich nur ein Trugbild, das am Fenster sitzt und klatscht? Oder verweist es doch auf unsere größte Chance – Haltung zu zeigen? Im Oszillieren zwischen blutarmer Trittbrettfahrerei und dem vielleicht höchsten Gut der Gemeinschaft offenbart sich ein wildes Gewebe; die Landschaften unserer Verbindungen aus geerbten Zwängen, zornigen Narben, riskanter Liebe und schillerndem Glück. Die Polyphonie, die in dieser neuen Arbeit von Johanna Louise Witt und Anna Bauer erklingt, ist ebenso widersprüchlich und brutal, wie sie verbindet und Sinn stiftet. Mehr als eine Antwort stehen im Zentrum der Inszenierung die Fragen: Woran lehnst du dich? Wer lehnt sich an dich? Und worauf will man sich verlassen?
Einführung um 19.30 Uhr im Löwen
Text und Inszenierung: Johanna Louise Witt
Komposition: Anna Bauer
Es spielen: Anaela Dörre, Mario Högemann, Roman Pertl
Dramaturgie: Jana Gmelin