Anständigkeit lohne sich wohl nicht für einen mit seiner Vergangenheit, so die bittere Erkenntnis des Zement- und Transportarbeiters, Hehlers und Totschlägers Franz Biberkopf. Und so kommt es auch, dass er als Zerrissener, Verlorener und Outsider am Ende unter die Räder gerät. Vier Jahre saß er wegen Totschlags im Affekt an seiner Freundin Ida im Knast, nun ist er frei. Was soll er mit der neuen Freiheit anfangen? Wie weitermachen? Zunächst gelingt es ihm, sich mit Broterwerb über Wasser zu halten und sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten. Bald schon verstrickt er sich allerdings wieder in kriminelle Machenschaften und sexuelle Abenteuer, an deren Ende der Verlust seines Arms, seines Verstandes und seiner Freiheit auf dem Lohnzettel steht. Überrollt von einem grausamen Schicksalsschlag bricht er vollends zusammen und landet in der „Irrenanstalt“ Berlin-Buch. Es scheint, als sei der Mensch Franz Biberkopf verflucht, sobald er sich auf andere Menschen ein- und verlässt. Einzig auf die Ausweglosigkeit ist in seinem Fall Verlass. Der Berliner Arzt und Schriftsteller Alfred Döblin zerrt im Herbst 1929 mit sprachlich-sinnlicher Bildkraft den Typus des zufälligen Mitläufers ans Licht der Welt. Er verortet den Kriminalfall eines von Schicksalsschlägen Heimgesuchten zwischen Sozialreportage und mystischer Überzeichnung. Angelehnt an das alttestamentarische Buch Hiob beschreibt er in aller Härte und Gnadenlosigkeit die Ungerechtigkeiten des Lebens. Und Wirklichkeitsfetzen seiner Zeit stellt er so dar, wie sie eben sind: flüchtig.
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