Unfassbar, was der englische Landpfarrer Laurence Sterne mit seinem Roman „Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman“ vor über 250 Jahren der begeisterten literarischen Öffentlichkeit vorgelegt hat!
Angelegt als Autobiographie kommt dieses riesige Werk auf 800 Seiten über die ersten drei Lebensjahre der Titelfigur kaum hinaus. Mit Abschweifungen, Unterbrechungen, geschwärzten Seiten, versprochenen, aber nicht gelieferten Kapiteln sowie kleinen Sticheleien und Schweinereien zieht der Erzähler seinen Leser lustvoll an der Nase herum. Inhaltlich ist dieser Roman ein grobes Spottlied auf allen Berechnungs- und Planungsglauben, der seit der Aufklärung die westliche Welt beherrscht und mittlerweile nicht nur diese: Obwohl oder besser weil Tristrams Vater alles zu optimieren versucht, gerät das Leben seines Sohnes, und zwar tatsächlich schon von der Zeugung ab, zu einer einzigen Pannenserie. Und auch in der schrägen Liebesgeschichte zwischen dem herzensguten Onkel Toby und seiner Nachbarin spielen Zu- und Unfälle eine große Rolle.Wer Absurdes und englischen Humor liebt, für den ist dieser Klassiker der Weltliteratur ein Muss und Wolfgang Kammers figurentheatralische Umsetzung ein grandioser Spaß.
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