Kinderzeche | Foto: Ingrid Wenzel
Farben und Überfluss des Sommers gipfeln in Dinkelsbühl alljährlich im prachtvollen Festspiel: Die Kinderzeche. Das traditionelle Heimatfest findet dieses Jahr von Freitag, dem 14. bis Sonntag, den 23. Juli statt.
»Festlich wogt die bunte Menge, Freude winkt allüberall« und »Schallet heute Jubellieder« – dieses Lied wurde zur Dinkelsbühler Hymne. Es beschreibt die Begeisterung in der alten Reichsstadt, wenn im Juli das traditionelle Heimatfest gefeiert wird. Seit über 100 Jahren gibt es das historische Spiel, das den Besucher mit dem kriegerischen Geschehen des Jahres 1632 vertraut macht und die Dramatik jener Zeit heraufbeschwört.
Historisches Festspiel
Damals, in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs, wurde die Stadt von schwedischen Soldaten belagert, Plünderung und Zerstörung drohten. Der Überlieferung nach war es das Eingreifen eines mutigen Mädchens, das Dinkelsbühl vor dem Untergang bewahrte. Zehn Tage lang herrscht Ausnahmezustand an der Wörnitz, wenn das Geschehen wieder zum Leben erweckt wird. Dann lagern schwedische Truppen vor den Mauern, die Verteidiger Dinkelsbühls besetzen die Tore, Bettler und Bürger ziehen durch die Straßen. Im prächtigen Schrannen-Festsaal erleben die Gäste eine dramatische Ratssitzung, die mit dem Auftritt der Kinderlore und ihrer Schar endet. Bürgermeister, Ratsherren und Kinder bereiten sich auf die Übergabe der Stadt vor und stellen sich am Wörnitztor den heranstürmenden Schweden.
Die Zuschauer werden mitgerissen von dem Flehen der Kinderschar vor dem Schwedenobristen. »Engel müssten herniedersteigen, sollte Dinkelsbühl gerettet werden«, hatte Claus-Dietrich von Sperreuth verlauten lassen. Tatsächlich rühren die kleinen Engel den rauen Krieger, sodass er die Stadt »vor Plünderung und allem Elend« verschont.
Beim anschließenden Festzug mischen sich die bunte schwedische Soldateska, die unschuldigen Kinder, die ernsten Mienen der Räte und viele andere Gruppen, darunter die Dinkelsbühler Knabenkapelle und der Zunftreigen, zu einem unvergesslichen Gesamteindruck.
Buntes Fahnenmeer
Doch es gibt noch eine zweite Seite der Kinderzeche, den Blick hinter die Kulissen: damit alles so reibungslos klappt, müssen viele Hände ineinander greifen und eine lange eingeübte Routine abspulen. Besonders gefordert sind der städtische Bauhof und der Touristik Service Dinkelsbühl, aber auch Mitarbeiter/innen im Rathaus, wenn es um die Empfänge geht oder das Volksfest auf dem Schießwasen. Für das bunte Fahnenmeer in den Hauptstraßen müssen Masten gestellt und die Fahnen bereitgelegt werden. Darunter unbedingt die Farben der Dinkelsbühler Partnerstädte und ihrer Heimatländer, die Stadtfarben weiß und rot, Landkreis, Bezirk und natürlich die bayerischen Rauten. Auf der Schwedenwiese möchte der »Feind« das Feldlager bereit zum Einzug vorfinden, das heißt die Zelte sind aufgebaut, für Pferde und Wagen gibt es Unterstände. Gleiches gilt für die Lager der Bettler, der Bürgergruppe und der Stadthauptmannschaft. Überhaupt soll sich die ganze Stadt fein herausgeputzt präsentieren, wenn die Gäste aus nah und fern eintreffen. So prägen Gemeinsamkeit und Bürgersinn seit vielen Jahren die Kinderzeche.
Kinderzeche Dinkelsbühl
Fr. 14. - So. 23. Juli, Dinkelsbühl