GHB - der Stoff, aus dem K.o.-Tropfen gemacht werden, der Stoff, den Vergewaltiger nutzen. Eine Studentin aus Baden-Württemberg hat jetzt einen Test entwickelt, der GHB in einem Getränk nachweisen kann. Immer wieder kommt er in Clubs oder auch im privaten Umfeld zum Einsatz.
Ich dachte immer, das betrifft nur andere
Gammahydroxybuttersäure (GHB) oder auch Liquid Ecstasy genannt ist farb- und geschmacklos. Potenzielle Täter können K.o.-Tropfe im Internet bestellen oder nach Anleitung aus dem Netz zu Hause herstellen: aus GBL, einem Lösungsmittel, das in der Industrie genutzt wird und frei verkäuflich ist.
Xantus Drinkcheck
Kim Eisenmann Xantus
Studentin und Unternehmerin Kim Eisenmann (25) mit ihrem Drinkchek-Armband
»Ich dachte immer, das ist weit weg, das betrifft nur andere«, erinnert sich Kim Eisenmann. Doch die Studentin hat eine andere Erfahrung gemacht.
Nackt und betäubt
Eine Freundin wurde betäubt und nackt aufgefunden. »Das war ein echter Schock!« Die angehende Wirtschafsingenieurin aus Geislingen an der Steige bei Göppingen wollte nicht hinnehmen, dass man nichts tun kann. Gemeinsam mit ihrem Freund Sven und einem Chemiker tüftelte sie ein Armband aus, das an ein Einlassband erinnert, und nannte es Xantus. »Das Armband ist aus Papier und hat zwei Testfelder. Wenn man dort einen Tropfen des Getränks aufträgt, verfärbt sich das Testfeld blau, wenn K.o.-Tropfen enthalten sind«, erklärt Kim Eisenmann.
Von wissenschaftlichen Instituten gestestet
So einfach, wie es klingt, funktioniert es auch. »Ein Institut der Uni München und ein Institut der Uni Leipzig haben es getestet.« Grundlagenforschnung, wie sie es nennt, musste die 25-Jährige nicht mehr leisten, der Chemiker hatte schon einen Plan. Der Test funktioniert nahezu bei allen Getränken - bei Rote-Beete-Saft gibt es Schwierigkeiten wegen der dunklen Farbe -, leider aber noch nicht bei anderen Drogen. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten hat sie ein Unternehmen gegründet und vertreibt nun das Testarmband über den DM-Online-Shop.
Abschreckung
Ebenso wichtig wie die Testfunktion ist der Studentin, die »nur noch selten in Clubs« geht, dass eventuelle Täter abgeschreckt werden: »Wenn bekannt ist, dass Mädchen im Club den Test haben, oder ein Club die Testfelder etwa auf seinen Einlassbändchen hätte, würden Täter wohl abgeschreckt«, denkt Kim Eisenmann. Und: »Die Trägerin oder der Träger - es werden ja auch Jungs Opfer - wird durch das Testband daran erinnert: Lass dein Getränk nicht aus den Augen!«
K.o-Tropfen auch bei privaten Partys
Das gelte zunehmend auch im privaten Kreis: »Ich höre es immer öfter, dass auch bei privaten Partys K.o-Tropfen eingesetzt wurden.« Die Studentin schätzt, dass ein Drittel der Fälle im privaten Bereich geschehen.
Bis zu zehn Jahre Haft
GBL/GHB ist frei erhältlich. Die Wirkung, die ca. nach 15 Minuten einsetzt und etwa vier Stunden anhält, hängt von der Dosis ab: Schläfrigkeit, Benommenheit, Erinnerungsverlust, Bewegungsunfähigkeit, Koma. Der Mischkonsum von GBL/GHB mit Alkohol oder anderen Drogen kann zu einer Atemlähmung und damit zum Tod führen. Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Atemnot, Kopfschmerz, Krampfanfälle und Verwirrtheit. Nachweisbar ist GHB im Körper zwölf Stunden lang. Allein für das Verabreichen der Droge drohen bis zu zehn Jahre Haft.
Weitere Informationen: http://www.xantus-drinkcheck.de