Der Theaterbetrieb war in den letzten Monaten aufgrund der Corona-Pandemie stark betroffen. Die Shows mussten abgesagt und die Künstler und Artisten nach Hause geschickt werden. MORITZ-Redakteurin Arta Dibrani sprach mit Timo Steinhauer, dem Theaterdirektor des Friedrichsbau Varietés, der einen Einblick in die letzten Monate, aber auch in die Zukunft gibt und dabei von der neuen Show »Wings« erzählt, bei der Vorfreude zum Träumen aufkommt.
Welche Auswirkungen hat »Corona« auf das Friedrichsbau Varieté gehabt?
Natürlich war das eine noch nie dagewesene Veränderung. Dass der Spielbetrieb so lange stillstand, das gab es nur als das Haus im zweiten Weltkrieg zerbombt und dann 1994 wiedereröffnet wurde. Das ist jetzt sehr einschneidend für uns gewesen. Natürlich ist es problematisch, denn so ein Spielplan braucht Vorbereitung, seine eigene Entwicklung, bis hin zur Realisation. Es ist ein kreativer Prozess, der sich auch entfaltet, zusammenstückelt, der natürlich auch was mit Zahlen zu tun hat, ganz klar, aber eben auch mit Strömungen und Einflüssen, die von außen kommen.
Wie werden sich die Vorstellungen im Friedrichsbau in Zukunft bezüglich der Sicherheitsmaßnahmen verändern?
Wir werden ein strenges Hygienekonzept fahren, was uns sehr wichtig ist. Wir haben das Glück, dass wir unseren Saal flexibel bestuhlen können. Es besteht die Möglichkeit, Zweier-, Vierer oder Sechser-Tische zu reservieren. Es wird dann so aussehen, dass jeder sein eigenes kleines Reich hat. Der Mindestabstand kann jedenfalls gewährleistet werden. Gerade in der Garderobe und in der Toilette wird es zusätzliche Markierungen geben, sodass die 1,50 Meter auch eingehalten werden. Die Platzanweiser werden selbstverständlich zum Schutz unserer Gäste Masken tragen. Durch die Belüftungsanlage kommt außerdem immer frische Luft rein.
Womit beschäftigen Sie sich aktuell?
Wir sind jetzt aktuell dabei, den Spielplan bis Ende des Jahres zunächst Mal komplett neu aufzustellen. Wir hätten normalerweise im Herbst und Winter zwei verschiedene Shows gespielt. Das wird sich jetzt alles ändern, wir werden statt den beiden Shows eine ganz neue Show von November bis Februar spielen. Natürlich machen wir uns auch aktuell Gedanken darüber, wie es danach weitergeht. Die Lage ist ja nach wie vor noch dynamisch und man weiß nicht, ob es wieder Änderungen geben wird. Sprich, wir haben gerade eine sehr schwierige Planungssituation und müssen den Spielplan so entwickeln, dass wir verschiedene Ausnahmesituationen damit auch abfangen können, ohne Gefahr zu laufen, wieder eine komplette Veränderung zu haben.
Können Sie unseren Lesern einen kleinen Ausblick auf die kommenden Shows geben?
Im September wird es zwei Highlights geben: einen Comedy-Abend, der »Quatsch mit 3« heißt mit wirklich ganz bekannten Musicalstars und ein Édith Piaf-Programm. Im Oktober werden wir mit der Stuttgarter Burlesque Festival starten, außerdem werden wir mit »Musical-Deluxe« eine große Musical-Gala haben. Ab dem 6. November wird es dann eine neue Varieté-Show geben, deren Konzept wir gerade bearbeiten. Die Show wird »Wings« heißen mit dem Untertitel »Artistik, Magie, Comedy«. Es ist eine Show voller beeindruckender Magie, außergewöhnlicher Artistik und natürlich wird viel Comedy im Spiel sein. Wir haben uns auch bewusst für »Wings« entschieden, weil Flügel ein sehr schönes Symbol sind.
Wie kamen Sie auf diesen Namen?
Zum einen wird die Show ja von Dezember bis Februar gezeigt werden, also in der Winterzeit und da ist die Assoziation mit Flügeln ganz klar. Wir kamen aber hauptsächlich deswegen auf diesen Namen, weil Varieté etwas ist, was die Seele beflügelt. Varieté ist eine Bühnenkunst wie kaum eine andere, die Menschen einfach zum Träumen und Staunen hinreißt, weil man die Außenwelt komplett abschalten kann und Begeisterung aufkommt angesichts dessen, was auf der Bühne passiert. Flügel sind etwas Leichtes, sie haben etwas mit getragen werden zu tun und das alles soll diese Varieté-Show auch erfüllen. Es wird ein leichter Abend der Muse. Auch wenn wir uns jetzt gerade eigentlich in der hellen Jahreszeit befinden, schwebt ständig eine dunkle Wolke über uns. Wenn dann im November und Dezember die dunkle Jahreszeit kommt, möchten wir im Varieté die Lichter leuchten lassen.