Bülent Ceylan, der sympathische Mannheimer mit dem -kurpfälzer Dialekt, bietet Entertainment mit Empowerment. Und Humor mit zum Nachdenken anregenden Elementen zwischen den Zeilen. Was für viele Gegensätze darstellt, macht ihn zu genau jenem Künstler, der er seit mehr als zwanzig erfolgreichen Jahren ist. Neben seiner erfolgreichen Comedy-Karriere hat er 2024 sein erstes Album »Ich liebe Menschen« und den Comedy -Krimi »Yallah Mord« -herausgebracht.
Was erwartet das Publikum bei deinem aktuellen Programm?
»Yallah Hopp« ist eine Art Multikulti-Motivation. Ich versuche in diesen schwierigen Zeiten mit dem Publikum nach vorne zu blicken. Natürlich nicht als Moralapostel, aber ich sage schon gleich am Anfang der Show, dass bei mir jeder sitzen darf, ob er Christ ist, Moslem, Jude, was auch immer. Ich sage immer, dass hier bei mir im Saal Liebe herrscht und kein Hass. Und das wird auch immer mit Applaus gewürdigt, obwohl es eigentlich selbstverständlich sein müsste. Man spürt aber schon auch beim Publikum in welcher Zeit wir gerade leben und was gerade alles auf dieser Welt passiert: Hass, Ängste, Rassismus… Natürlich mache ich mich über alles Mögliche lustig, aber ich mache auch hier und da mal eine ernste Aussage. Ich glaube, das tut auch gut, obwohl es ein Comedy-Programm ist. Ich erzähle natürlich aber auch über ganz normale Sachen wie meine Familie, meine Kinder und witzige Momente, die ich mit ihnen erlebe. Es ist für jeden etwas dabei: Anneliese erzählt über ihren Mann, der Mompfred über seine Frau Waltraud, die er jetzt nochmal symbolisch heiraten muss, obwohl er nach 30 Jahren Ehe eher an eine Begnadigung dachte. Am Ende gibt es dann auch noch zwei Lieder, die ich live singe. Da kriegen die Leute auch noch was von mir als Musiker und aus meinem Musikprogramm mit. Das hat aber auch seinen Bezug: Das eine Lied ist gegen Hass und betont, dass wir nur Spaß in der Show haben, wenn Friede herrscht und man sich doch wünscht, dass das auf der ganzen Welt so sein sollte. In vielen Ländern ist dies gar nicht möglich und deswegen richtet sich das Lied an alle Hass-Prediger und Diktatoren. Und das zweite Lied ist eher ein persönliches Lied, das die Leute sehr bewegt. Das Publikum geht emotional aus der Comedy-Show raus. Das unterscheidet die Show vielleicht dann doch von anderen Comedy-Shows. Das Feedback, das ich bekomme, ist immer: Wir haben zwei Stunden gelacht und am Ende hast du uns berührt.
Du bist gerade auch mit deiner Band unterwegs. Macht das eine mehr Spaß als das andere?
Nein, das kann man so nicht sagen und eigentlich kann man es auch nicht vergleichen. Mit einer Band ist es etwas ganz anderes: das Publikum steht, es gibt laute Musik, es wird geklatscht, geschrien, die Leute springen mit. Wir spielen auch in viel kleineren Locations, in richtigen Rock-Schuppen, aber die Band und die Leute gehen da richtig geil ab. Das mit der Musik ist ganz frisch und ich erfülle mir damit einen Jugendtraum. Ich habe ja schon vor der Comedy Musik gemacht, aber jetzt läuft es so gut, dass wir sogar Vorgruppe von den Scorpions sind. Das ist schon eine kranke Nummer in Hannover im Stadion: 60 Jahre Scorpions und wir spielen in der Vorgruppe! Aber auch bei der Comedy kann man sagen, dass die Leute abgehen. Aber die sitzen halt. Sie lachen und am Ende bekomme ich oft Standing Ovations. Das freut mich total!
Siehst du es als eine Aufgabe von Prominenten sich zu gesellschaftlichen und politischen Themen zu äußern?
Wenn ich mich äußere sind es Themen, die mir schon immer sehr am Herzen liegen. Ich versuche aber natürlich auch diplomatisch zu bleiben. Ich kann schon auch den Frust der Menschen verstehen. Gerade wenn man zum Beispiel das Gefühl hat, dass die irgendwie vor sich hinregieren und man sich fragt haben wir einen Kanzler oder nicht? Dass gewisse Parteien dann stärker geworden sind, ist schon irgendwie nachvollziehbar, ob man das dann gut findet, ist eine andere Sache. Trotz allem muss man die Menschen ernst nehmen. Ich glaube, das ist sehr wichtig. Es bringt nichts gegen alle zu arbeiten. Man kann aber, wenn man in der Öffentlichkeit steht, zumindest mal sagen: »Hey, ich bin gegen Rassismus. Ich bin für die Liebe, dafür das man miteinander gut umgeht und sich gegenseitig gut behandelt.« Dafür stehe ich ein. Ich kann aber den Menschen nicht sagen, was sie zu wählen haben. Ich kann nur sagen: Geht wählen! Jeder hat zwar nur eine Stimme, aber wenn wir nicht wählen gehen, werden Rechtsextreme stärker. Und ich glaube, dass wir darauf achten sollten, dass die Menschlichkeit nicht verloren geht.
Du bist jetzt auch noch unter die Krimi-Autoren gegangen. Wie kam dir dazu die Idee?
Ja, das mache ich jetzt auch noch (lacht). Das kam so, dass ein Autor aus Wien, Maximilian Hauptmann, auf mich zu kam. Er hatte die Idee mit meinen Figuren einen Comedy-Krimi zu machen. Wir haben uns zusammengesetzt und die Idee war so gut, dass ich sie nicht ausschlagen konnte. Ich hatte eigentlich schon viel zu viel in Planung, aber dann haben wir trotzdem zusammen dieses Buch geschrieben. Ich bin auch echt stolz auf diesen Krimi, er ist richtig gut geworden und an einigen Stellen fast auch schon autobiographisch. Wer weiß, vielleicht entsteht ja daraus irgendwann mal ein Comedy-Film. Das würde mich freuen, aber ich bin eigentlich im Moment ganz gut bedient mit allem, was ich so mache. (lacht)
In dem Buch machen sich die Figuren selbstständig. Besteht die Gefahr auch im wahren Leben? Wenn ich auf der Bühne eine Figur bin und improvisiere, wundere ich mich schon manchmal: Woher kam denn der Gag jetzt? Das ist schon krass. Ich traue mich als beispielsweise Mompfred eventuell auch mehr. Wenn zum Beispiel jemand im Publikum reinruft, dann würde ich als Mompfred schneller sagen »Halt die Gosch!«. Als Bülent sagt man es vielleicht auch, aber es klingt härter und könnte auch schnell ins Unsympathische kippen. Ich merke, dass die Figur mehr darf als ich selbst. Als Anneliese kann ich die Frau aus mir rauslassen und ich fühle das dann auch so, ich bin in diesem Moment Anneliese und bewege mich als Frau. Ich mache mittlerweile auch die Witze, dass meine Frau manchmal nicht mehr weiß mit wem sie zusammen ist. Ist es jetzt mit Mompfred, Harald oder Hasan? Wer ist jetzt gerade ihr Mann?
Do. 13. März, 20 Uhr,EWS-Arena, Göppingen,
Do. 20. März , 20 Uhr, redblue, Heilbronn
Fr. 21. März, 20 Uhr, Porsche-Arena, Stuttgart