Foto: Marcel Klette
Falco - Das Musical
Vor zwanzig Jahren kam Falco bei einem Autounfall ums Leben. Am 6. Februar 1998. Im Frühjahr ist Falco - Das Musical in Stuttgart; Mannheim und Heilbronn zu sehen, bei dessen Produktion sein Ex-Manager Horst Bork beratend zur Seite stand. MORITZ sprach mit Falcos langjährigem Wegbegleiter und blickt mit ihm hinter die Maske des Künstlers.
MORITZ: Falco galt ja nicht unbedingt als einfach, war es schwierig ihn zu managen?
Bork: Nein eigentlich nicht, Künstler die wissen was sie wollen gelten in der Öffentlichkeit manchmal als schwierig, aber in der direkten Zusammenarbeit, eigentlich nicht. Man hat geklärt, was tut man, was tut man nicht, wo geht man hin. Da war er sehr professionell. Man hat Ziele definiert, hat versucht diese zu erreichen und nach Erreichen der Ziele neue gesetzt. Das hat eigentlich sehr gut funktioniert.
Sie haben Falco ja auch privat kennengelernt, wie hat sich Hans Hölzel von der Kunstfigur Falco unterschieden?
Falco in der Wahrnehmung der Leute war immer ein bisschen präpotent, arrogant, manchmal auch ein bisschen zynisch. Aber privat war er schüchtern und scheu, also keiner für große Menschenansammlungen. An sich wollte er seine Ruhe haben und war wenn dann im vertrauten Kreis von Freunden sitzend oder was essend, ein bisschen diskutierend anzutreffen. Aber er war nicht der Typ für große Menschenansammlungen Schulterklopfen und so weiter – das war nicht seine Welt.
Wenn Sie sagen er war privat eher scheu, woher kam der Drang Falcos, berühmt werden zu wollen?
Naja er war Musiker. Und als solcher wollte er auch populär und bekannt werden. Das eine schließt das andere ja nicht aus – da gibt es ja viele Beispiele. Aber seine Masche und seine Wirkung wundert schon ein bisschen, weil die Leute dadurch das Gefühl hatten, es ist ein arroganter Zeitgenosse. Aber das war für ihn Mittel zum Zweck, eine Stilistik, um auf sich aufmerksam zu machen.
Meinen Sie, dass diese zwei Gesichter, der eigentlich ruhige Hans Hölzel im Gegensatz zu der Rolle Falco mit all dem Ruhm, zu seinem exzessiven Lebensstil geführt hat?
Das kann ich jetzt nicht genau sagen, ich bin ja kein Psychiater und man kann ihn ja jetzt nicht mehr therapieren. Aber ich glaube, das kann man nicht ausschließen. Aber so exzessiv war sein Lebensstil dann auch wieder nicht. Wenn man den Job macht, um die Welt reist, im Fernsehen auftritt und Platten aufnimmt, kann der Lebensstil gar nicht exzessiv sein, sonst schafft man das gar nicht.
Man redet immer gerne, was er so angestellt hat oder wo er zu viel getrunken hat und so weiter – Das mag alles gewesen sein, aber wenn man das ganzheitlich sieht, was er geschafft hat, da waren das nur einige wenige Ausraster, die er sich da geleistet hat. Aber die sind haften geblieben bei den Menschen und das finden sie offensichtlich heute noch faszinierend, was der böse Bube da alles angestellt hat. Aber weltweit aktiv zu sein schließt große Exzesse mittel- und langfristig aus.
Die Schlagzeilen sind das eine und die Tagesarbeit ist das andere
Würden sie dann sagen, dass die Berichterstattung um Falco ihm nicht gerecht wurde, oder haben sie sich darüber geärgert?
Ne, soweit würde ich jetzt nicht gehen. Er hat ab und zu ja Dinge getan, die große Schlagzeilen gemacht haben. Aber Marketing & PR müssen auch ihren Job machen – also die Schlagzeilen sind das eine und die Tagesarbeit ist das andere.
Gerade sein tödlicher Unfall hat ja dann viele Schlagzeilen gemacht. Meinen Sie, Falco hat erst durch seinen Tod und dessen Umstände diesen Legendenstatus erhalten?
Er war ja auch schon zu Lebzeiten sehr populär und Nummer eins in Amerika. Da hatte er schon zu Lebzeiten seinen Stellenwert gehabt. Aber ich glaube schon, dass sein Tod in Verbindung mit der Veröffentlichung der letzten Platte, die dann auch noch „Out oft the Dark“ hieß, zusätzlich dazu beigetragen hat, die Legende zu stabilisieren.
Jetzt erhält er wieder ein Musical mit seinem Namen. Waren Sie von der Idee von Anfang an begeistert?
Es gab ja vor zehn Jahren schon ein Falco-Musical - also ich finde das eine gute Idee, wenn es gut gemacht ist und das Musical von Alexander Kerbst ist gut gemacht, gut gespielt und die Musik ist wunderbar gemacht. Es ist ja für die Fans von Falco und die Leute, die an seinem Leben und seiner Musik interessiert sind, eine tolle Möglichkeit darin einzutauchen in diese Verbindung Musik mit biografischen Elementen.
Sie kommen auch im Musical vor - ist das nicht komisch sich selbst zu sehen?
Komisch würde ich nicht sagen, man hört halt genauer hin, was man so alles gesagt hat – aber ich hab ja schon den Film überlebt und einige andere Dinge. Im Großen und Ganzen hab ich mich da immer ganz gut getroffen gefühlt und im Musical ist es genauso. Das entspricht schon den Gegebenheiten.
Was hat ihnen beim Zusehen Gänsehaut bereitet?
Gänsehaut bereitet mir so schnell nichts mehr – aber ich fand generell Alexander Kerbst sehr interessant, weil er genauso ausschaut wie Falco, nicht nur, wenn er mit seinem gegelten Haar und Sonnenbrille vor einem steht, sondern auch wie er singt. Das ist schon ganz nah am Original. Ich finde die ganze Inszenierung sehr interessant, das ist wie eine Zeitreise für mich gewesen und da ich ein durchaus interessantes, spannendes Leben hatte, freut man sich, wenn man auf der Bühne darin wieder eintauchen kann.
Was ist denn ihr Lieblingssong von Falco?
Ich hatte drei: America, Dance Mephisto und The Star of Moon and Sun. Mir haben auch die anderen sehr gut gefallen aber ich fand auch die Titel, die nicht so bekannt geworden sind, sehr sehr gut und interessant.
Einer der Songs, die im Kopf geblieben sind, ist ja auch "Jeannie". Meinen Sie den Wirbel um den Song, würde es heute immer noch geben?
Das ist schwer zu beurteilen, weil der Wirbel damals ja auch daher kam, dass die Leute nicht genau hingehört und nicht genau hingesehen haben und mit Vorurteilen belastet eine Geschichte erzählt haben von Mord, Vergewaltigung und Gewalt. Wenn man den Text mal genau gelesen hätte, hätte man festgestellt, der ist de facto so harmlos wie ein Telefonbuch, da passiert nichts. Im Video, in der letzten Sekunde, macht das Mädel die Augen auf – also ein Toter macht die Augen nicht mehr auf, aber so viel Logik war damals wohl hinderlich. Man hat sich wohl versteift in Gewaltphantasien. Das war uns nicht unrecht ehrlich gesagt, weil es eine tolle Promotion für die Platte war.