Ensemble Zimmertheater
Das neue Ensemble am ITZ (von links nach rechts): Thea Rinderli, Christopher Wittkopp, Nina Karimy, Peer Ripberger, Dieter Ripberger, Mario Högemann und Anaela Dörre.
Wieso haben Sie sich dafür entschieden in Tübingen Theater zu machen?
Dieter Ripberger: Bei der Stellenausschreibung für eine neue Intendanz suchte das Zimmertheater ziemlich genau nach dem, was wir unter gutem Theater verstehen. Vor allem die Möglichkeit, sich als Tandem zu bewerben war für uns sehr spannend. Daher sind wir erst einmal ganz klassisch hierher gefahren, haben uns umgeschaut und unseren »Weltoffenheits-Check« gemacht, bei dem Tübingen übrigens deutlich besser abgeschnitten hat als beispielsweise Berlin. Danach haben wir einfach mal Leute angesprochen und gefragt, was sie denn mit dem Zimmertheater oder Theater im Allgemeinen verbinden. Bei diesen Gesprächen ist schnell klar geworden, dass unser Konzept eines offenen Theaters hier fruchten kann.
Wie genau sieht dieses Konzept aus?
Peer Ripberger: Es ruht im wesentlichen auf drei Säulen: Konzentration auf Uraufführungen, Zusammenarbeit mit Künstler*innen aus ganz Deutschland und Europa, und einem unverkrampften Verständnis von zeitgenössischer Kunstproduktion. Wenn heute über Theater gesprochen wird, geht es oft darum, zu bewahren und weniger darum, Neues zu schaff en. Mich interessiert, wie wir aus der Gegenwart heraus Impulse für die Zukunft finden können. Hier kann das Theater die Fantasie entfesseln. Mit ganz vielfältigen künstlerischen Handschriften und in verschiedenen informelleren Runden wie unserer sITZung jeden Mittwoch wollen wir Menschen einladen, am Kunstentstehungsprozess teilzuhaben. Ich wünsche mir, dass im ITZ ein lebendiger Dialog- und Kunstort entsteht, den man auch mal nur wegen seiner guten Bar oder für einen Cappuccino aufsuchen kann - um in Ruhe zu sinnieren. Das ITZ soll also ein Stadt-Theater im wörtlichsten Sinne sein, das vom städtischen Leben geprägt das Stadtleben gestaltet.
Wurde das Konzept auch während der Umbauarbeiten berücksichtigt?
Dieter Ripberger: Natürlich. Es war uns ein sehr wichtiges Anliegen, den frischen Wind nicht nur konzeptionell, sondern auch in der Bausubstanz zu zeigen. Da gab es deutlichen Nachholbedarf. Mit frisch renovierten Theaterräumen, eigenen Künstlerwohnungen und modernisierten Räumlichkeiten haben wir jetzt die perfekten Vorraussetzungen für gute Theaterarbeit.
PREMIEREN IM ITZ
Der bleierne Lauf der Geschichte ist ein Arschloch. Aufbruch nach Utopia
Die Eröffnungsinszenierung bricht auf zu neuen Ufern – mit scharfer Kritik an der Gegenwart, zynischer Selbstspiegelung und einer Vielzahl utopischer Bilder und Ideen.
Spielzeit: Sa. 20. Okt. bis Fr. 9. Nov.
When I feel small and insignifi cant
In der Performance begegnet das Publikum der Hackerin X, einem der wenigen letzten »natürlichen« Menschen, die sich mitten im futuristischen Cyber Valley ein Refugium geschaffen hat: eine NoData-Blase, ein SafeSpace.
Spielzeit: Sa. 10. Nov. bis Sa. 8. Dez.
COW*BOYS*
Das Stück dekonstruiert eine ledergegerbte Männlichkeitsutopie, die sich ebenso tief in die kollektive Vorstellung eingegraben hat, wie die Falten ins Gesicht von Clint Eastwood.
Spielzeit: Sa. 24. Nov. bis Fr. 14. Dez.
Zimmertheater Tübingen - ITZ
Bursagasse 16, 72070 Tübingen