1 von 3
Weimann Konzerte 1
2 von 3
Weimann 2
3 von 3
Andreas Gabalier
Rolf Weinmann ist »Mister Provinztour«. 1985 hat er seine Konzertagentur in Mosbach gegründet, drei Jahre später seinen Firmensitz nach Neuenstadt am Kocher verlegt. Dort ist er bis heute. Seit 30 Jahren nonstop.
Aus dem Ein-Mann-Unternehmen der Anfangszeit ist ein Dienstleister geworden, der die Superstars der Welt in den gesamten süddeutschen Raum holt: von Ulm bis Schwetzingen, von Fulda bis Aalen. 120 Veranstaltungen pro Jahr, seit 1997 gehören auch Open-Airs dazu. Die zu organisieren, sagt er, werde allerdings immer schwieriger. »Mindestens ein Unwetter ist jeden Sommer dabei.« Einmal mussten die Gäste ins Kloster flüchten, weil draußen Land unter war. »Das Kloster war voll wie noch nie«, erzählt er mit seinem subtilen Mutterwitz. Es ist eine Wonne, dem gebürtigen Adelsheimer zuzuhören. Sein Nähkästchen ist prall gefüllt, Geheimnisse gibt er allerdings niemals preis. Kleine Anekdoten schon. Wie die über Liza Minelli, nach einem Wahnsinnskonzert, voller Power und Emotionen. »Sie ist von der Bühne runter und musste unter die Sauerstoffmaske. Das ist jetzt neun Jahre her. Und sie lebt heute noch. Da wird soviel Adrenalin freigesetzt, dass das Gehirn komplett ausgeschaltet ist, wie im Rausch. Als ob man die Luft rauslässt.»
Rolf Weinmann
Nicht von der Bühne ablassen zu können – das ist vielen der alten Mega-Stars gemein. Die meisten steuern wie das Kraftpaket Tom Jones rasant auf die 80 zu. Charles Aznavour war gerade noch mit 94 unterwegs. »Die Älteren gehen auf Tournee, weil das einfach ihr Leben ist und sie nichts anderes können. Sie haben nie gelernt, ein Privatleben aufzubauen. Deshalb machen die das bis sie tot umfallen.« Und sie beflügeln das Lebensgefühl einer ganzen Generation neu. Für ein paar Stunden.
Nach der schönsten und nachhaltigsten Begegnung mit einem Künstler gefragt, in all den Jahren, entgegnet Rolf Weinmann erstaunlich gelassen: »Begegnungen mit Künstlern, das versuche ich erst gar nicht. Vor dem Konzert wollen sie ihre Ruhe haben und danach sind sie sofort weg. Ich mach‘ meinen Job, der Künstler macht seinen.« Das ist wohl das Geheimnis seines Erfolgs, sich vollkommen zurückzunehmen. Er sei kein Betreuer, sondern nur regionaler Veranstalter. »Betreuer bedeutet, wenn der Künstler nachts im Hotel anruft und sagt, er hat Zahnschmerzen, dann geht der Betreuer los und holt entweder Schmerztabletten oder ruft den Notarzt. Ein Betreuer ist praktisch der Leibeigene des Künstlers.«
Welche Musik hört der private Rolf Weinmann am liebsten? »Musik, die selten im Radio gespielt wird. Zum Beispiel Element of Crime. »Am Ende denk‘ ich immer nur an dich«? - »Ja«, sagt Weinmann, »das ist Deutschlehrermusik, hintergründige Texte, rockige Musik. Ich hör‘ auch Van Morrison, Tori Amos, Beverly Craven oder King Crimson.«
Noch ein Wort zur Heilbronner Harmonie, denn Rolf Weinmann hat sich schon vor über 20 Jahren für eine Großveranstaltungshalle in Heilbonn ausgesprochen. Konzerte in der Harmonie würden immer schwieriger, sagt er. »Die Halle ist älter als wir alle. Was haben sie denn modernisiert damals? Alles, außer die Halle.« Die Harmonie ist in der Tat deutschlandweit eine der wenigen Hallen im Land mit 1.000 und mehr Plätzen, die keine ansteigende Bestuhlung haben. Das entspreche nicht mehr dem aktuellen Standard, so Weinmann. In Ulm sei es noch so, aber dort sei der Balkon größer und die Entfernung zur Bühne geringer. »In Heilbronn will keiner auf dem Balkon sitzen. Die Leute sitzen lieber unterm Balkon als auf dem Balkon. Das ist nur in Heilbronn so. Auf dem Balkon ist schlimm, aber unterm Balkon – das versteh‘ ich gar nicht.«