Mit geschätzten 270.000 Besuchern endete das diesjährige Heilbronner Weindorf ohne einen Regentag am Sonntagabend beim »Großen Zapfenstreich« des Musikvereins Kirchhausen mit einem »gefühlten Besucherrekord«.
Das »Heilbronner Sommermärchen« war in den vergangenen elf Tagen auch rings um das Rathaus zu spüren, wenn sich bereits am frühen Abend die Gassen mit tausenden Besuchern füllten, ein reger Austausch zwischen Bundesgartenschau- und Weindorfbesucher zu erkennen war und zwischen Weinständen und leckeren Speisen bei vielfältiger Musik eine wunderbare Atmosphäre bei herrlichstem Spätsommerwetter herrschte. Beim Roten Kreuz und der Polizei gab es keine »besonderen Vorkommnisse«.
»Wir hatten insgesamt ein wunderbares Weindorf, das sich in das Sommermärchen unserer Stadt während der Bundesgartenschau schön eingereiht hat«, ist das erste Resümee von Steffen Schoch, Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH (HMG). Und er kann dies mit einer rekordverdächtigen Besucherzahl von rund 270.000 Gästen, etwa 20.000 mehr als im Vorjahr, untermauern. Durch die Bundesgartenschau seien viele neue Gäste erstmals in die Stadt gekommen und in die einmalige Weindorfatmosphäre eingetaucht. Aber auch durch die Besuche der Wein- und Gastrofachleute, wie Star-Sommelière Natalie Lumpp oder dem ehemaligem Slowfood-Deutschland-Präsidenten Otto Geisel, gewinnt das Heilbronner Weindorf zunehmend an Profil und überregionaler Bekanntheit.
Freuen konnte sich Steffen Schoch schon einmal über viel Lob von den bundesweit zur Deutschen Stadtmarketingbörse nach Heilbronn angereisten Kollegen, die ihren Besuch auf dem Weindorf sichtlich genossen.
Gefragt waren in diesem Jahr vor allem die Bouquetsorten
Entgegen dem allgemeinen Trinkverhalten in Württemberg mit den Rotweinen, hatten auch beim diesjährigen Weindorf die Weißweine die Nase vorn. Karl Seiter berichtet, dass etwa zwei Drittel der getrunkenen Produkte Weißweine oder Roséweine waren. Unverändert seien auch der Trend nach Rebsorten mit einem ganz speziellen Bukett, wie Muskateller, Gewürztraminer oder auch Sauvignon blanc.
Rotweine an den kühlen Abenden nachgefragt
Stärker gegenüber dem Vorjahr war die Nachfrage nach Rotweinen. »Dies ist sicherlich dem Wetter geschuldet, da die Abende in der zweiten Woche schon kühler wurden, besonders auch im Vergleich zum Vorjahr«, begründet Seiter.
Wenn auch gelegentlich die Weindorfgläser knapp wurden, so gingen diese dank bester Logistik nie aus. Erfreut zeigt sich »Weindorf-Bürgermeister« Karl Seiter in seinem letzten Amtsjahr auch über den Erfolg der Wein-Veranstaltungen, wie Premiumprobe, der Burgunderprobe und der verdeckten Weinprobe auf dem Marktplatz. »Auch der nach innen und außen wirkende Gastro-Wettbewerb schafft Qualität und Ansporn und trägt zum Gesamterfolg des Weindorfes bei«, freut sich Karl Seiter.
Touristen entdecken die älteste Weinstadt Württembergs als Reiseziel
Spürbar war, dass auch zunehmend Reisegruppen das Weindorf besuchten. Die Bundesgartenschau rückte Heilbronn bundesweit in den Fokus von Reiseveranstaltern. »Davon profitierte jetzt auch das Weindorf«, so Schoch. Ein Effekt, der schnell Früchte trägt und zahlreiche Reiseveranstalter Heilbronn entdeckt hätten. »Wir haben bereits jetzt Zimmernachfragen nach dem Weindorf und dem Weihnachtsmarkt für das kommende Jahr und Heilbronn wird ganz bestimmt in vielen Reisekatalogen zu finden sein«, freut sich der Tourismuschef.
Bei seinen Weindorf-Führungen hat auch Wengerter Martin Heinrich neue Multiplikatoren für das »Heilbronner Fest der Feste« ausgemacht. Bis zu 24 Interessierte meldeten sich bei acht Themenführungen mit insgesamt etwa 180 Teilnehmern an. Verkostet wurden jeweils sechs verschiedene Weine und in den begleitenden Gesprächen wurden die »Handschriften der Kellermeister« diskutiert.
Karl Seiter jetzt »Ehren-Weindorfbürgermeister«
Er hat das Heilbronner Weindorf in den vergangenen 22 Jahren nicht nur stark geprägt, sondern sich immer auch für die Belange der Weindorfgemeinschaft zunächst als Partner des Heilbronner Verkehrsvereins und dann der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) als Veranstalter eingesetzt. Mehr als sechs Millionen Menschen die mindestens zwei Millionen Flaschen Wein getrunken haben, hat Karl Seiter in dieser Zeit kommen und gehen sehen. »Insgesamt drei Oberbürgermeistern hat Karl Seiter während der bedeutendsten Veranstaltung in der ältesten Weinstadt Württembergs den Rücken freigehalten, damit diese ihren Amtsgeschäften nachgehen konnten«, bedankt sich Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel bei der Ernennung Karl Seiters zum »Ehren-Weindorfbürgermeister«.
»Es hat sich viel getan«, sagt der Geehrte zurückhaltend und gibt schon mal den einen oder anderen Tipp mit auf den Weg für das 50. Jubiläumsweindorf im kommenden Jahr. Das aktuelle Weindorf zählt zu den herausragenden seiner Amtszeit. Sehr wertschätzend nennt er den Zusammenhalt und die Disziplin der Weindorfgruppe als große Besonderheit dieser Veranstaltung und fügt schmunzelnd hinzu: »Im nächsten Jahr bin ich dann als Gast dabei.« Dem jetzt endenden Weindorf gibt er auf Nachfrage augenzwinkernd die Schulnote 1,5: Es sei nur noch etwas Luft nach oben. Auch Wein-Villa-Sprecher Martin Heinrich fügt hinzu: »Er hat Respekt, er hat Autorität und durch seine Führungskompetenz hat er uns auf das heutige Niveau gebracht. Der Erfolg ist ihm geschuldet!«
HMG-Geschäftsführer Steffen Schoch ist voll des Lobes über die verlässliche Zusammenarbeit und stellt in Aussicht, dass es »sicher auch in den kommenden Jahren Aufgaben für den Jung-Pensionär gibt, um das Heilbronner Weindorf in eine gute Zukunft zu führen.«
Aktionstage und Reservierungen in den Lauben mit großer Resonanz
Sowohl die Familiensonntage, als auch der bereits zum zweiten Mal durchgeführte Studententag wurden sehr gut angenommen. »Mit dem erstmals durchgeführten HNV-Tag wollten wir den Blick noch stärker auf den ÖPNV richten«, berichtet Schoch und weiß, dass gut 600 Besucher ihre Nahverkehr-Tickets in Weindorf-Gutscheine umgetauscht hätten.
Als sehr gut wertet Schoch die Neuerungen bei den Standplatzierungen sowie die Neuaufnahmen im Öko-Wein- sowie Speisensegment. Besonders die drei Lauben auf dem Weindorf hätten sich eindrucksvoll dargestellt und hohe Auslastungen erzielt – ein Treffpunkt für Firmen, Arztpraxen, Reisegruppen oder Freundeskreise. Und die Verlegung des Fleiner Weinstands aus dem Innenhof in die Lohtorstraße hätten den Lauffluss deutlich positiv beeinflusst.
Das Weindorf war friedlich und sicher
Doch was den Veranstaltern besonders wichtig ist, formuliert Steffen Schoch in wenigen Worten: »Es war, betrachtet an der Dichte der Besucher, ein sehr friedliches Weindorf mit wenigen Einsätzen für das Deutsche Rote Kreuz sowie die Polizei. Wir konnten ein äußerst kultiviertes und weinaffines Publikum begrüßen, auch viele neue Gäste über die eigentliche Stammkundschaft hinaus – und ganz deutlich auch ein jüngeres.«
Verkehrssituation angespannt
Eigentlichen Ärger gab es nur außerhalb des Weindorfes, da einige Autofahrer Parkhinweise und Verbote im Bereich Gerberstraße und Lohtorstraße ignorierten. Dies wiederum führte zu berechtigtem Unverständnis bei betroffenen Anwohnern und den Rettungskräften. »Diese Disziplinlosigkeit führte erstmals zu einer verdichteten Abschleppaktion, um die Sicherheit zu jeder Zeit gewährleisten zu können«, sagte Steffen Schoch.
Am kommenden Sonntag, 29.9., »Weinlesefest« am Wartberg
Bereits eine Woche nach Ende des Weindorfes feiert Heilbronn eine weitere traditionelle Veranstaltung rund um den Wein: Erstmalig an einem Sonntag findet am 29. September das traditionsreiche Weinlesefest am Wartberg mit seinem fantastischen Blick über die Weinberge ins Zentrum von Heilbronn statt. Treffpunkt ist ab 13 Uhr an der 200 Jahre alten historischen Baumkelter in der Riedstrasse, wo die Gäste von den Heilbronner Käthchen empfangen werden. Von hier startet um 13.30 Uhr eine geführte Weinwanderung entlang des Wein Panorama Weges zum Wasserhochbehälter (unterhalb Wartbergrestaurant), wo das weitere Fest mit einem ökumenischen Gottesdienst, musikalischer sowie kabarettistischer Unterhaltung und fröhlicher Geselligkeit stattfindet. Ausgeschenkt werden Weine der Genossenschaftskellerei, fürs Kulinarische sorgen die Landfrauen Heilbronn.