Kaufhaus Barthel
Das ehemalige Kaufhaus Barthel an der Heilbronner Allee wird abgerissen. Die Fassade bröckelt seit Jahren vor sich hin, der Verfall des einstigen Kauf- und Modehauses wurde immer augenscheinlicher. Nun ist im Heilbronner Gemeinderat die Entscheidung für einen Neubau gefallen. Bauplanung und Projektentwicklung bleiben mit dem Architekturbüro Mattes & Riglewski und der Schaefer Invest GmbH in Heilbronner Hand.
Generationen von Heilbronnern haben sich »beim Barthel« neu eingekleidet. Noch heute werden Erinnerungen ausgetauscht. Ob Konfirmationsanzug, Abschlussballkleid, eine Schürze für die Hausfrau oder die ersten Seidenstrümpfe nach den kargen Kriegsjahren – »beim Barthel« gab’s alles. Barthel galt in den 50er- und 60er-Jahren als größtes Kaufhaus des Unterlandes. Das Angebot war modisch, aber nicht abgehoben. Die Preise waren erschwinglich. Und die jungen Damen der 70er-Jahre fanden im »London Shop« - einer Mode-Boutique im ersten Stock mit Zugang über eine Außentreppe seitlich am Gebäude in der Kilianstraße - stets die neuesten Trends aus den Modemetropolen der Welt.Begonnen hatte alles Im Jahre 1949. Da eröffnete Wilhelm Barthel auf dem späteren Areal des Schuhhauses Siller sein Geschäft. 1953 bis 1956 ließ er direkt gegenüber das heutige Eckgebäude errichten. 1962 starb der Firmengründer und seine Witwe Helene führte das Textilhaus zusammen mit Sohn Hans weiter. 1980 wurde das Haus an das Böblinger Modehaus Krauß verpachtet und sechs Jahre später umbenannt. 2006 wurde die Krauß-Filiale wegen Insolvenz geschlossen. 2008 eröffnete Barthel-Enkel Michael Schramm das »Heilbronner Kaufhaus«, nannte es ab 2010 »Kaufhaus Barthel«. Im Mai 2011 schloss er es, weil es sich finanziell nicht trug, um es vier Monate später erneut zu öffnen. Ende 2017 war dann endgültig Schluss.
Optisch orientiert sich der geplante Neubau auf dem 2300 Quadratmeter großen Grundstück stark an dem alten Barthel-Gebäude. Sechs bis zehn Etagen sind vorgesehen: Zur Allee hin ein zehngeschossiger Kopfbau, entlang der Kilian- und Klarastraße eine niedrigere Bauweise und als westlicher Abschluss mit Ausrichtung zum Kiliansplatz wieder ein mehrgeschossiger Baukörper in Anlehnung an den alten. Drei Untergeschosse sind geplant, davon zwei Ebenen mit 83 Pkw-Stellplätzen. Als Baustart wird die zweite Hälfte 2019 anvisiert.
Barthelhaus 2
MORITZ meint: Chancen nutzen
Das einstige innerstädtische Filetstück im Herzen der Stadt neu zu beleben in einer Zeit, in der Innenstädte bundesweit ausbluten und auf oft jahrelange Leerstände allenfalls Handy- oder Billigläden folgen, ist eine Herausforderung. 10.000 Quadratmeter Gebäudefläche gilt es zu füllen. Diskutiert wird ein Mix aus Wohnungen, Büroräumen, Arztpraxen, einem Hotel und Einzelhandel. Letztlich gleichen sich die Ideen für die Nutzung neuer Bauvorhaben und lassen wenig Kreativität erkennen. Städte sind bemüht, ihrem Auftrag sozialen Wohnungsbau und Mehrgenerationenhäuser zu schaffen, gerecht zu werden. Dass das Einzelhandelsangebot weniger und eintöniger wird, wird als Tatsache hingenommen. Dabei gibt es viele Beispiele, wo Innenstädte an Attraktivität gewinnen. Auch in Heilbronn. Die Kirchbrunnenstraße oder der Hafenmarkt samt Passage sind Paradebeispiele dafür. Es ist bedauerlich, dass der Idee für eine Markthalle so gar kein Gehör geschenkt wird. Die Landkreisgemeinde Ilsfeld macht gerade vor, wie es geht. Eine Markthalle mit Weinverkostung, Kultur, Lesungen etc. würde Heilbronn so gut stehen. Markthallen sind Treffpunkte für Jung und Alt und verschiedene Kulturen. Und das ist es doch, was Leben in der Stadt und damit den Charme einer Stadt ausmacht.