Audi AG
Eine Montagelinie bei Audi Sport in den Böllinger Höfen, Neckarsulm. Hier wird der R8 gefertigt.
Bei Audi Sport in Neckarsulm geht es um Design, um Geschwindigkeit, um PS, um neueste Technologie - der R8 wird hier zum Leben erweckt. Jetzt hilft dabei Druck, 3D-Druck.
Neue Motivation
Nicht ganze Autos werden hier geprintet, auch keine Teile. Aber: "Motivationsschübe". So nennt Waldemar Hirsch die Hilfsmittel, die das 3D-Druck-Team in Windeseile herbeizaubert, wenn ein Monteur in der Fertigungslinie an einem herkömmlichen Werkzeug verzweifelt. Hirsch nennt ein Beispiel: "Ein Mitarbeiter zeigt mir in der Montagelinie, dass eine herkömmliche Zange Kleinteile zerdrückt oder verformt." Gemeinsam überlegen sie dann, was sinnvoll wäre, wie ein Hilfsmittel aussehen könnte, entwerfen das Teil im besten Fall direkt am Laptop. Die CAD-Software, die schließlich den 3D-Zauberer hinter der Glaswand veranlasst, zuverlässig immer wieder die selbe Form zu beschichten, lässt viele Variationen zu. Im beschriebenen Fall half eine modifizierte Kombizange mit Abstandshalter. Die kann der Mitarbeiter schon ca. 30 Minuten später einsetzen.
3D-Weihnachtsmann
Seit das Projekt läuft, "sprudeln die Ideen", sagt Waldemar Hirsch. Alle erdenklichen Hilfsmittel werden entworfen und umgehend im integrierten Druckzentrum hergestellt. Mal ein mechanisches Messinstrument, das man viel besser greifen und schneller einsetzen kann als ein herkömmliches, mal ein ergonomischer Griff für den Schweißbrenner, der sich nun sauberer führen lässt, oder ein Hebel, der wirkt und dabei selbst empfindlichste Autoteile schont. Manchmal dauert das Drucken eine Nacht. "Wenn man dann am nächsten Tag durch die Linie geht und die Hilfsmittel austeilt, kommt man sich ein bisschen so vor wie der Weihnachtsmann", lacht der 3D-Experte.
Pink für Karl
Im Druckraum liegt zwischen den Materialien auch eine Rolle mit dem pinkfarbenen PLA-Faden - der Kunststoff ist voll recyclebar -, der erhitzt und dann von der Druckerdüse Schicht für Schicht zu einem berühmten Wichtel aufgebaut werden kann: Zwerg "Karl" wird hier quasi Seite an Seite mit PS-Giganten in Form gebracht. Audi ist Sponsor der BuGa.
Vorreiter im Konzern
Neckarsulm ist Vorreiter und liefert Ideen, Software oder gleich die Hilfsmittel für den gesamten VW-Konzern. Die maßgeschneiderten Lösungen beflügeln nicht nur die Mitarbeiter. "Wir sparen bis zu 90 Prozent der Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Werkzeugen. Und auch bis zu 90 Prozent der Zeit, die es bräuchte, um etwas einzukaufen - vorausgesetzt es gäbe überhaupt etwas Vergleichbares auf dem Markt", erklärt Hirsch. Thomas Kaiser, Leiter des Druckzentrums in Neckarsulm, ist sicher: "Der 3D-Druck wird die Produktion der Zukunft noch grundlegend verändern." sg