Den Besucher erwartet eine freundliche Atmosphäre mit netten Mitarbeiterinnen, die jeden begrüßen. Mit viel Sorgfalt wurde ein Büffet mit leckeren Kleinigkeiten zum Anlass der Einweihung der neuen Räume dekoriert.
Jeder Raum wurde von den Mitarbeiterinnen unter der Leitung von Martina Wieland und Kerstin Otterbach kindergerecht eingerichtet. Bunte Wandmalereien, viel Licht und neue Trainingsgeräte laden die jungen Patienten zum Mitmachen ein. Besonders die an der Decke befestigte Schaukel habe es den Kindern angetan, berichtet die Heilpädagogin Frau Hermann. Sie bewertet den Umzug in die neuen Räumlichkeiten äußerst positiv. Man habe sich qualitativ verbessert, die ehemalige, teils »schäbige« Niederlassung im Wollhaus sei auf Dauer einfach nicht mehr tragbar gewesen. Allerdings war dort etwas mehr Platz als in den jetzigen, neuen Räumlichkeiten. Dieser Gesichtspunkt trübe etwas das Gesamtbild, wo doch die Nachfrage nach Behandlungen potenziell zunehme. Wo liegen jedoch die Wurzeln dieser besorgniserregenden Entwicklung? Auch Frau Hermann kann hier nur vermuten. Oftmals hätten Eltern heute höhere Maßstäbe in ihrer Erziehung als früher, erschwerend kommt auch die zunehmende Medienflut hinzu, welche auch an der ganz jungen Generation nicht spurlos vorüberziehe. Schon heute sitzen die Kleinen viel zu oft und vor allem auch zu lang vor dem TV-Gerät. Soziale Kontakte, Neugier und »die Welt da draußen« sind aber immer noch entscheidende Komponenten für die frühkindliche Entwicklung.
Jene Bereiche, die bei der Frühen Hilfe dann gezielt gefördert werden. Das zeigt sich auch in der Gestaltung der neuen Räumlichkeiten. Das Zimmer von Frau Hermann ist zwar klein, dafür aber mit viel Liebe und Sorgfalt eingerichtet. An der Wand hängt eine Gitarre, auf welcher die Heilpädagogin gerne mit den Kindern musiziert. »Am besten klappt es, wenn die Kinder gleichzeitig auf der Schaukel sitzen« erzählt mir die Pädagogin lachend. Schnell merkt man, mit wie viel Freude und Leidenschaft Frau Hermann ihrer Berufung seit nun schon fast zehn Jahren nachgeht. Eine Erkenntnis, die man bei vielen Mitarbeiterinnen hier gewinnen kann.
Im großen Behandlungsraum mit Bälle-Bad und den lichtdurchfluteten Fenstern trifft man schließlich auf die Geschäftsführerin, Frau Wieland. Auch die Landtagsabgeordnete der Grünen, Susanne Bay, ist an diesem besonderen Mittag zugegen. Frau Wielands guter Vernetzung ist es zu verdanken, dass die Frühe Hilfe diesen Umzug in die neuen Räumlichkeiten wagen konnte. Ohne staatliche Zuschüsse und tatkräftige Sponsoren sei das Projekt nicht zu stemmen, betont sie. Trotzdem bleiben die Mittel knapp, so arbeitet Frau Wieland praktisch Vollzeit, obwohl Sie eigentlich nur auf geringfügiger Basis angestellt ist. Eine Problematik, wie sie in vielen sozialen Berufen leider gängige Praxis ist. Auf die Frage, was sie eigentlich antreibe, muss Frau Wieland herzlich lachen.
In erster Linie gehe es ihr darum, ihre beruflichen Erfahrungen einzubringen. »Ich will etwas bewegen« sagt sie. Viele ehrenamtliche Tätigkeiten, unter anderem in der Kinderarche, haben die erfahrene Chefin auf die Frühe Hilfe aufmerksam gemacht. Eine Institution, die sie voranbringen will. Natürlich auch eine Herzensangelegenheit sagt sie. Eine vorbildliche Einstellung, die man gerade in sozialen Berufen so dringend benötigt.
Ein großes Puppenhaus fällt mir auf. Die Sonne lässt es in einem ganz besonderen Glanz erstrahlen, es wirkt beinahe lebendig. Bestimmt lädt es viele der hier hilfesuchenden Kinder zum Spielen und träumen ein. Bevor man die Räume wieder verlässt, kommt man an einer der liebevoll gestalteten Wandmalerei am Eingang vorbei. Eine Dachsfamilie, die in einer Flora und Fauna den Tag zu genießen scheint.
Die Frühe Hilfe umfasst die Fachbereiche Psychologie, Logopädie, Heilpädagogik, Psychotherapie und Ergotherapie. Das Zusammenspiel dieser Behandlungsansätze unter einem Dach ermöglicht ein umfassendes Behandlungsspektrum. Das Besondere, man braucht keine ärztliche Überweisung vom Kinderarzt. Bei einem ersten Termin werden vor Ort Untersuchungen durchgeführt und ggf. Maßnahmen im Haus eingeleitet. Bei weniger komplexen Fällen wird man auch an niedergelassene Therapeuten im Raum Heilbronn vermittelt. Die Kosten für die Behandlung bei der Frühen Hilfe werden von der Krankenkasse, bzw. vom Sozialhilfeträger übernommen. Somit kann jede Familie aus dem Stadt- und Landkreis Heilbronn mit entsprechenden Problemen die Hilfe der Organisation in Anspruch nehmen. Dies ist besonders wichtig, denn »wenn ein Kind in seiner Entwicklung verzögert ist oder Auffälligkeiten zeigt, kann eine rechtzeitige Frühförderung mögliche Folgen mildern«. Daher ist es im Besonderen bei Kindern ratsam, möglichst schnell auf erste Anzeichen zu reagieren.