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Glasfaser
Es brummt. Und nicht zu knapp. Der Wirtschaftsmotor läuft. Heilbronn und die umliegenden Kreise liegen weit vorne in vielen Branchen - auch, wenn das Knirschen im Getriebe der Automobilindustrie lauter wird. Doch es gibt ein weiteres Versäumnis.
Warnung vor Standortnachteil
Heilbronn und die Region haben noch keine Auffahrt auf den Daten-Highway. Die IHK Heilbronn-Franken warnt vor einem Standortnachteil und drückt aufs Tempo bei der Digitalisierung: »Wir müssen erst einmal ein Problembewusstsein bei den Bürgern und Kommunen schaffen. Das ist gar nicht so einfach«, sagt Peter Schweiker, Geschäftsführer der IHK Heilbronn-Franken. Schließlich wolle man nicht den Miesmacher im an sich fröhlichen Stimmungs-Reigen geben, der - auch dank der BuGa - gerade die Sommerlaune hebt.
Tatsächlich aber rangiere Deutschland weit unter dem OECD-Durchschnitt, was die Versorgung mit schnellem Internet angehe. Und die Region liege rund »zehn Jahre« zurück. Damit sei man weit entfernt von den Voraussetzungen, die vernetzte Städte, Verkehre, Produktionsabläufe und Lieferketten der Zukunft erforderten.
»Es gibt eine Zeit nach der BuGa.« Eine Selbstverständlichkeit, die als Appell an die Bürgermeister und vor allem an Heilbronns OB Harry Mergel gerichtet ist. Denn: »Wir als IHK können zwar für eine Digitalisierungsoffensive werben und die Beteiligten an einen Tisch bringen«, erläutert Peter Schweiker im Gespräch mit MORITZ. Doch an die Spitze der »Gigabit-Allianz« sollten sich die Kommunen stellen. Ein Grund: Das »Marktversagen« bei der Versorgung ländlicher Gebiete mit Hochleistungs-Internet führe dazu, dass die Kommunen in diesem Bereich tätig werden können, ja müssen, so Peter Schweiker.
Gigabit-Allianz soll Hochgeschwindigkeit ins Netz bringen
Der Ausbau des Glasfasernetzes und damit verbunden des 5G-Netzes war auch Thema bei der letzten Vollversammlung der IHK Heilbronn-Franken. Es wurde eine Resolution verabschiedet, die die Gründung einer Gigabit-Allianz Heilbronn-Franken fordert. Die Region müsse ein umfangreiches Digitalisierungsprojekt für Wirtschaft und Gesellschaft starten, um im Bereich hochleistungsfähiger Internetverbindungen im Vergleich zu anderen Regionen nicht weiter an Boden zu verlieren, heißt es da.
Ziel: Bis spätestens 2025 sollen alle Unternehmen in Gewerbegebieten sowie die Hälfte aller Haushalte Zugang zum Höchstgeschwindigkeitsinternet im Gigabitbereich auf Glasfaserbasis erhalten. Bis 2030 sollen 90 Prozent der Haushalte versorgt sein. Um dies zu erreichen, sei ein konzertiertes regionales Vorgehen in enger Kooperation mit der Privatwirtschaft zwingend - und erlaube keinen weiteren Aufschub.
Beispiel Region Stuttgart
Stuttgart und 174 seiner 176 umliegenden Kommunen beispielsweise haben sich zu einer Gesellschaft zusammengeschlossen und einen Kooperationsvertrag mit der Telekom über den
Netzausbau ausgehandelt. »Tritt die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken mit ihren 111 Kommunen und ihren starken Unternehmen geschlossen auf, wird sie ein attraktiver Partner für Mobilfunkunternehmen sein«, ist IHK-Geschäftsführer Peter Schweiker sicher. »Wichtig ist, dass es jetzt schnell geht. Auch andere Regionen handeln, binden Unternehmen und Kapazitäten, etwa im Tiefbau«, gibt er zu bedenken.
Dabei fängt die Region nicht überall bei Null an, sprich beim 50-MB Kupferkabel, das mancherorts nicht einmal ein ruckelfreies Krimi-Streaming gewährleistet, geschweige denn Echtzeit-Datentransfers in GB-Geschwindigkeit ermöglichen würde. Ein vernetzter Verkehr, die Übertragung von CT-Bildern während der Online-Sprechstunde, das Hochladen von 3D-Plänen oder die Überwachung von Logistiksystemen - all das setzt Datentransfers in Hochgeschwindigkeit voraus. Einige Unternehmen haben bereits gehandelt. So verfügen Würth, Lidl oder EBM-Papst über eigene Glasfasernetze, die mit neuen Strukturen verknüpft werden könnten.
Weiterer Vorteil der Region: Die Autobahnen von der A6 und A81 über A5 und A8 bis A3. Denn: Die Versteigerung der 5G-Lizenzen war u. a. mit der Auflage verbunden, das Glasfasernetz entlang von Autobahnen und Bundesbahnstrecken auszubauen.
Weitere Informationen zur Gigabit-Allianz und zur Resolution der IHK Heilbronn-Franken gibt es im Bereich »Standort« unter: https://heilbronn.ihk.de
Die Resolution unter: http://heilbronn.ihk.de/ximages/1478761_resolution.pd