Kein Abend ist wie der andere – das steht in vielen Programmen, doch bei Ralf Schmitz sollte man dieses Versprechen durchaus ernstnehmen. Große Teile seines neuen Programmes »Schmitzeljagd«, mit dem der quirlige Comedian am 5. März auch in Heilbronn auftreten wird, sind nämlich komplett improvisiert.
Mit MORITZ-Redakteur David Gerhold sprach Schmitz über die Herausforderung der Spontaneität – und warum es ihm auch nach 15 Jahren im Comedy-Geschäft immer noch Spaß macht ...
Die erste und wahrscheinlich wichtigste Frage: Wie geht es deiner Katze Hildegard?
(lacht) Die liegt grad schon wieder hier herum. Der geht es hervorragend, das kann man nicht anders sagen. Ich bin sehr froh, die Katze ist eine große Freude, ein großer Spaß. Ich meine, die hat sich mich ausgesucht, jetzt hat sie den Salat. Aber sie scheint sich hier wohlzufühlen, die bleibt (lacht)
Du gehst in deinem neuen Programm auf »Schmitzeljagd«. Was genau ist darunter zu verstehen?
Bei einer Schnitzeljagd geht alles ja Schlag auf Schlag, man muss Dinge entschlüsseln und dann, sobald man die Lösung hat, weiterziehen zum nächsten Hinweis. Im Grunde genommen ist das bei meinem Programm genau dasselbe. Die Leute aus dem Publikum werfen mir Hinweise auf die Bühne und ich improvisiere daraus eine Szene nach der nächsten. Zum Beispiel lasse ich mir von den Zuschauern Geräusche geben und muss mit diesen Geräuschen dann die Szene spielen, egal was für Geräusche das sind. Und so ist auch jeder Abend immer auch ganz anders – die Schnitzeljagd ist jeden Abend neu.
Du hast es bereits angesprochen: Was deine Programme immer auszeichnet, ist das Spontane. Du holst Leute auf die Bühne, unterhältst dich mit ihnen, improvisierst – was reizt dich daran?
Was mich reizt ist, dass es eben immer neu ist, dass ich gefordert werde, dass eine Routine niemals möglich ist. Ich muss mich immer wieder von Neuem auf die Situation einlassen. Dabei bin ich ja auch wirklich neugierig auf die Menschen, was die so machen, was die bringen und wie ich dann darauf reagieren muss. Ich glaube, wenn ich jeden Abend das selbe spielen würde, wäre mir das auf Dauer einfach zu langweilig. Es ist so vielleicht ein bisschen anstrengender, aber die Zeit geht schnell herum (lacht).
Hast du keine Angst, dass das ab und zu auch mal nach hinten losgehen könnte?
Nee, gar nicht, Angst darf man sowieso nicht haben bei der Impro, das blockiert dich nur. Wenn man sich auf jede Situation einlässt und locker bleibt, ist das eigentlich nie ein Problem. Selbst Umwege sind ja in der Improvisation erlaubt und dann landet man doch irgendwann bei einer guten Idee. Da war bislang nie die Gefahr, dass ich in irgendeine Sackgasse gerate, aus der ich partout nicht mehr herauskomme. Ich glaube, es liegt mir einfach, ich mag das.
Was ist so ein Beispiel für einen denkwürdigen Moment, der so nur auf deinen Bühnen passieren kann?
Das geht schon los bei der Anfangssituation, ich gehe anfangs ins Publikum und interviewe die Leute. Da erfahre ich beispielsweise das aktuelle Geschehen, da erfahre ich, hat der Bürgermeister eine neue Frau, gibt’s ne neue Umgehungsstraße, wer hat heute ein extremes Parfüm drauf, wer ist frisch verliebt, wer ist frisch getrennt, es gibt da ja Millionen Möglichkeiten. Das wird dann oft Teil der Show. Die Zuschauer prägen also auch entscheidend den Abend. Ich hole mir einen Mann oder eine Frau auf die Bühne, die Person wird dann quasi der Ehrengast des Abends, ich interviewe diese Person und improvisiere dann eine Lebensgeschichte mit Musik, Gesang, Tanz – das ist natürlich auch eine kleine Hommage an denjenigen, da schöpfe ich richtig aus den Vollen und danach bin ich auch tatsächlich ein wenig ausgepowert – aber im positiven Sinn.
Darüber hinaus gibt es in deinem Programm aber auch Material, das du klassisch vorbereitet hast. Wie findest du da die Balance zwischen?
In der Vorbereitung habe ich immer viel zu viel, wenn ich ein neues Programm konzipiere. Ich versuche dann, eine Dramaturgie für
die gesamte Show zu erarbeiten. Im Grunde ist es aber fast halbe-halbe. Das ergibt sich aber tatsächlich irgendwann ganz von allein – manchmal sogar erst am Abend selbst. Eine bestimmte Anzahl an Improvisationen ist mir wichtig, und je nachdem wie kurz oder lang das manchmal ausfällt, lass ich Sachen weg oder füge sie hinzu und so kommt der Rest dann ganz organisch zusammen. In meinem aktuellen Programm mache ich zum Beispiel ein Speed-Dating, weil das Thema anscheinend ja grade wieder in Mode gekommen ist, zumindest wenn ich das richtig gegooglet habe. Am Schluss landen wir sogar bei einer Überraschung, wie in einer echten Schnitzeljagd. Was das ist, darf ich natürlich nicht verraten.
Anders als bei viele Kollegen kommen bei dir aktuelle und politische Themen eher selten vor. Schließt du das grundsätzlich für dich aus?
Ich schließe nix aus, aber ich glaube, dass mein Talent woanders liegt. Natürlich habe auch ich differenzierte Meinungen zu aktuellen politischen Themen – Gott sei Dank – aber auf der Bühne den Finger in die Wunde zu legen oder genauer hinzusehen und Probleme zu thematisieren, das kann der eine oder andere Kollege aus dem politischen Kabarett deutlich besser. Es ist schön, viele Varianten und Möglichkeiten für Comedy zu haben. Die Leute können sich das aussuchen: Heute habe ich Lust auf deftiges politisches Kabarett, damit ich eine gewisse Ohnmacht über die Unfähigkeit bestimmter Politiker einfach weglachen kann. Das hat Wert, genauso aber auch Leute, die sagen, heute möchte ich mal die Welt vergessen und einfach herzhaft über etwas albernes aus dem Bauch lachen – die Möglichkeit gibt es dann auch.
Eines deiner Mottos ist: »Wer viel zu sagen hat, muss schneller reden« – demnach hast du tatsächlich eine ganze Menge zu sagen. Wie hältst du auf der Bühne diese unglaubliche Energie aufrecht?
Das weiß ich gar nicht. Das Aufrechterhalten empfinde ich auf der Bühne gar nicht als mühsam oder schwierig. Das war bei mir tatsächlich einfach schon immer so. Natürlich tanke ich privat auch dazwischen mal die Batterien auf – ich laufe nicht 24 Stunden durch die Gegend, titsche von Wand zu Wand und bespaße krampfhaft die Leute. Ich genieße es auch, einfach mal ein Buch zu lesen oder einen Film zu gucken.
Fällt es dir manchmal schwer, nach einer energiegeladenen Show wieder »runterzukommen«?
Da hast du tatsächlich Recht, das ist manchmal echt so. Man hat auf der Bühne eine überhöhte Energie, gibt dem Affen permanent Zucker. Und danach das Adrenalin wieder auf ein normales Level zu bringen und schlafen zu können dauert oft etwas. Das passiert bei mir insofern, dass ich danach noch mit dem Team eine Nachbesprechung mache und dann fährt man ins Hotel meistens, isst eine Kleinigkeit, liest noch was im Bett und so ganz allmählich legt sich das Gemüt.
Im März bist du ja auch in Heilbronn unterwegs. Bist du mit der Region hier vertraut und worauf freust du dich am meisten?
Bade-Würddebersch! (lacht) Ja klar! Ich war zuletzt vor knapp zwei Jahren in Heilbronn, wenn ich mich recht entsinne, das ist einfach ein herrliches kleines Städtchen. Für einen Durchreisenden ist das vielleicht etwas plakativ, aber ich erinnere mich an einen sehr schönen kleinen Marktplatz mit einem wunderbaren alten Rathaus. Irgendwo haben wir uns dann reingesetzt und eine Tasse Tee getrunken, aber ich weiß leider nicht mehr, wie das hieß.
Du bist jetzt schon seit 15 Jahren im Geschäft. Was macht dir an deinem Beruf nach all den Jahren immer noch am meisten Freude?
Ich komme ja vom Theater und meine große Leidenschaft war immer die Bühne, das wollte ich immer schon werden, schon seit dem Kindergarten. Ich bin einfach extrem dankbar, dass ich mit meinem Soloprogramm so viele tolle Orte bespielen darf und dass da auch noch Leute kommen. Ich könnte das auch noch den ganzen Rest meines Lebens lang machen, ohne dass mir das langweilig werden würde. Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und mit den Leuten zu lachen. Ich liebe es, dass die Leute darüber lachen, was ich mir ausdenke. Das pure direkte Verhältnis zwischen Bühne und Publikum, das macht süchtig.
Jetzt hast du für 2020 schon ein neues Programm in der Hinterhand, worauf kann man sich da freuen?
Hehe, das ist natürlich immer so ne Sache, ich will ja nicht zu viel verraten. Überraschung, es wird wieder eine Menge Improvisation dabei sein (lacht). Ansonsten wird es auch ein paar neue Nummern geben, die ich grade entwickle – und von denen ich noch gar nicht weiß, ob sie überhaupt drin sein werden. Das ist also mein Dilemma: Nicht dass ich hier jetzt was von irgendwelchen tollen Nummern vorschwärme und dann sind die am Ende gar nicht im Programm. Was verrate ich denn da?
Dass eine Katze vorkommen wird, ist doch relativ wahrscheinlich, oder?
Das ist sogar extrem wahrscheinlich (lacht). Es wird auf jeden Fall um das Thema Reisen gehen. Das Oberthema lautet Hitzefrei – damals der schönste Moment in der Schule. Dieses Gefühl möchte ich gerne auch auf der Bühne vermitteln.
Ralf Schmitz »Schmitzeljagd« Do. 05. März, 20 Uhr, Harmonie Heilbronn www.schoneberg.de www.ralfschmitz.tv