Durch künstlerische Betätigung öffnet der Mensch sein Unterbewusstsein. Dies macht sich die Kunsttherapie zunutze. Ob Malen, plastisches Gestalten, Musik oder Tanz - kreative Prozesse helfen den Patienten bei der Heilung ihrer psychischen Beschwerden. Die Arbeit der/des Kunsttherapeutin/en ist kreativ und dabei immer nah am Menschen. Seit ein paar Jahren kann man das Fach auch an verschiedenen Hochschulen studieren.
Es ist ein tief verwurzeltes Grundbedürfnis des Menschen, sich gestalterisch auszudrücken - schon kleine Kinder greifen liebend gerne zu Buntstiften und Papier. Und auch in den Anfängen der Menschheit bestand immer der Wunsch sich künstlerisch auszuleben, wie steinzeitliche Höhlenmalereien belegen.
Bei dieser natürlichen Gestaltungskraft setzt die Kunsttherapie an: Sie geht davon aus, dass das Formen und Arbeiten mit unterschiedlichen künstlichen Medien eine heilende Wirkung haben kann. Dabei kommen nicht nur Pinsel und Farben, sondern auch beispielsweise plastische Materialien wie Ton und Gips oder auch Fotografie zum Einsatz.
Wer kreativ ist und Lust auf die Arbeit im sozialen Bereich hat, dem kann der Beruf der/des Kunsttherapeuten/in viel Freude machen. Entweder kann man eine kunsttherapeutische Ausbildung in einer Therapiepraxis absolvieren oder das Fach an einer Hochschule studieren. Angeboten wird Kunsttherapie im Bachelor beispielsweise an der HfWU Nürtingen-Geislingen, an der Alanus Hochschule in Alfter oder an der Akademie der Bildenden Künste in München.
Bei der Therapie geht es weniger darum, Kunst zu erschaffen. Vielmehr möchte der Therapeut durch den künstlerischen Prozess einen Zugang zur inneren Welt des Schaffenden erhalten. Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst: Die Kunsttherapie wird daher manchmal als »Spiegel zur Seele« bezeichnet.
Zum Einsatz kommen Kunsttherapeuten in den verschiedensten Bereichen. Sie sind in Krankenhäusern, Schulen, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Psychiatrien oder Seniorenheimen, aber auch z.B. in Gefängnissen anzutreffen. In der klinischen und ambulanten Praxis arbeiten sie mit Krebspatienten: Hier helfen sie den Erkrankten bei der psychologischen Verarbeitung ihrer Krankheit. Auch Essstörungen, Schizophrenien oder Erschöpfungsdepressionen können mittels der Kunsttherapie behandelt werden.
Als nonverbale Therapieform bietet sie sich besonders in Bereichen an, in denen Menschen das Sprechen nicht (mehr) beherrschen oder verweigern. Die Patienten kommunizieren dann mittels der Kunst. Die Therapie fördert also das Kommunikations- und Interaktionspotenzial. Gleichzeitig fördert sie bestehende und entdeckt neue kreative Ressourcen im Menschen und mobilisiert Selbstheilungskräfte. So konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass sich die Selbstwahrnehmung von depressiv Erkrankten durch kunsttherapeutische Behandlung verbesserte. Die Patienten erkannten ihre eigenen Grenzen deutlicher, konnten negative Gedankengänge leichter erkennen, stoppen und umlenken. Riccardo Terrasi
Weitere Informationen auf www.kunsttherapie.de