Ingo Eckert
MORITZ-Gründer Ingo Eckert
Als er vor 25 Jahren in Heilbronn mit einem kleinen, hochmotivierten Team die MORITZ-Verlags-GmbH gründete und die erste Ausgabe auf den Weg brachte, konnte er nicht ahnen, wohin die Reise führen sollte. MORITZ – Das Stadtmagazin ist heute eines der auflagenstärksten Stadtmagazine Deutschlands und das auflagenstärkste in Baden-Württemberg. Wie alles begann und wo es in Zeiten des Umbruchs hingehen soll erzählt MORITZ-Gründer Ingo Eckert im Interview.
Herr Eckert, was ist das für ein Gefühl, Vater eines 25 Jahre jungen Magazins zu sein, das sich in halb Baden-Württemberg fest in der Medienlandschaft etabliert hat?
Natürlich füllt es mich in erster Linie mit Stolz und Zufriedenheit. Auf der anderen Seite hat man aber auch die Verantwortung für eine mittlerweile stattliche Anzahl an Mitarbeitern, denen ich auch viele weitere Jahre einen sicheren und gleichzeitig spannenden Arbeitsplatz bieten möchte.
Was hat Sie dazu motiviert, MORITZ zu gründen?
Ich habe Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger Jahre in Mannheim studiert. Damals gab es dort schon attraktiv gemachte Stadtmagazine, die über das kulturelle Leben und die Szene informierten. Nach dem Studium sah ich diese Lücke in Heilbronn und wollte diese füllen. Einerseits behielt ich auch während des Studiums immer den Bezug zu meiner Heilbronner Heimat, da ich schon in jungen Jahren Vater einer kleinen Tochter wurde und die kleine Familie trotz Studium und Leistungssport Priorität hatte. Andererseits hatte ich schon mehrere Jahre Erfahrung als Verleger des damaligen regionalen Tennismagazins Tennis Regional. Das BWL-Studium in Mannheim gab mir dann auch noch das kaufmännische Rüstzeug dazu und ließ mich den damals sicherlich riskanten Schritt wagen.
Man möchte ja immer gerne Anekdoten hören, außergewöhnliche Begebenheiten, die sich im Laufe eines so langen Magazin-Lebens ereignet hat. Was fällt Ihnen spontan ein?
Ich kann mich noch sehr gut an unsere zwei Betriebsausflüge in das renommierte Wellnesshotel Liebes Rot Flüh im Tannheimer Tal erinnern, die für alle ein großartiges Erlebnis waren. Auch die Wanderung auf die Rappenseehütte bei Oberstdorf mit einem Großteil des Teams bleibt mir gut im Gedächtnis, denn wir erreichten die Hütte, einige völlig entkräftet, kurz vor 22:00 Uhr. Ich hatte dabei auf der halben Wegstrecke mein Handy auf einem Rastplatz am Pass zwischen Oberstdorf und Warth am Lech liegen lassen. Der ehrliche Finder erreichte mich noch am Abend über zuletzt gewählte Nummern, die beim mitgereisten Kay Nekolny ankamen und zwei Tage später konnte ich das Handy auf dem Rückweg in Neuffen abholen. Ein gemeinsamer Winterurlaub mit dem damals harten Kern des MORITZ in einer urigen Blockhütte in Kärnten, wo wir eingeschneit eine Woche unter uns waren, bleibt auch unvergesslich.
Seit 1993 hat sich die Welt kolossal verändert. Wie fängt man solche Umbrüche mit einem solchen Bestseller wie dem MORITZ auf?
Das Grundkonzept wurde in den letzten 25 Jahren nie verändert und ich denke genau das macht die Stärke des MORITZ aus. Sicherlich gab es gewaltige Umbrüche in der Wirtschaft: Bis heute anhaltende Fusionen im Autohandel. Früher individuelle Kneipen, heute überwiegend Systemgastronomie. Früher inhabergeführter und individueller Einzelhandel, heute Ketten, Diversifikation der Discounter und starker Onlinehandel. Was mich etwas traurig macht: Viele Innenstädte sehen in den Fußgängerzonen mit denselben Geschäften gleich oder ähnlich aus, die Individualität leidet beim Einkaufen und beim Ausgehen. Wenn man sich die ersten MORITZ-Hefte anschaut fällt auf, dass es die meisten Unternehmen, die damals geworben haben, heute gar nicht mehr gibt. Auch der Branchenmix der Inserenten hat sich komplett geändert. Wir haben heute ein anderes, viel moderneres Layout, wir sind qualitativ um ein Vielfaches besser und professioneller geworden. Aber den Themen, um die es schon vor 25 Jahren ging, sind wir treu geblieben. Das redaktionelle Konzept des MORITZ ist in allen Ausgaben, egal ob Heilbronn, Stuttgart oder Reutlingen, in Nuancen anders, aber prinzipiell dasselbe. Trotzdem sind wir mit den redaktionellen Inhalten und unserem Team immer regional. Das ist unsere Stärke und so, um auf die Ursprungsfrage zu kommen, fängt man alle Umbrüche auf.
Wie kam das Max-und Moritz-Männchen, das auch ein wenig wie ein Ampelmännchen anmutet, aufs Heft?
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir im Frühsommer 1993 auf einer Terrasse mit den Mitgründern Heike Eberl, Gabi Schiele und Hakan Uncu den passenden Namen für das Heft suchten. Viele damals schon bestehende Stadtmagazine trugen Vornamen als Titel. MAX gefiel uns gut, war aber durch ein damals etabliertes nationales Lifestyle-Magazin schon besetzt. So kamen wir zu dem Titel MORITZ. Da war es naheliegend, das Moritz-Männchen von Wilhelm Busch zu integrieren.
Worauf führen Sie den großen Rückhalt bei Ihren Geschäftspartnern, bei den Anzeigenkunden und nicht zuletzt auch bei den Lesern und Konsumenten zurück?
In erster Linie ist das der Erfolg unseres gesamten Teams. Ein Fußballspiel können auch immer nur alle elf gemeinsam gewinnen. Viele Mitarbeiter sind schon seit vielen Jahren, teilweise über 15 und 20 Jahre, dabei und haben MORITZ mit geprägt. Ohne sie würde es MORITZ in der heutigen Form nicht geben. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle für die herausragenden Leistungen meines Teams in den letzten 25 Jahren ganz herzlich bedanken. Es ist dann auch noch die Kontinuität und Zuverlässigkeit und die ganz persönliche Schiene, auf der wir arbeiten. Es ist uns in 25 Jahren immer gelungen, die Hefte in guter Qualität und termingerecht erscheinen zu lassen. Vor allem unsere Kundenberater und Redakteure sind immer vor Ort, pflegen die Kontakte und es haben sich auf diesem Weg über die vielen Jahre auch ganz persönliche enge Kontakte und Freundschaften entwickelt.
Können Sie ein bisschen erzählen, wie Zeitungmachen vor 25 Jahren war?
Wir haben mit zwei kleinen Mac-Rechnern angefangen. Einen hatte der Grafiker, einen der Redakteur. Das war damals revolutionär – als andere teilweise noch mit klassischem Fotosatz arbeiteten. Die Rechnerleistung von damals toppt heute jedes Smartphone um ein Vielfaches – bei manchen Arbeiten konnte man damals zwischen dem Speichern der Datei noch einen Kaffee holen… (lacht). Anfangs haben wir noch Filme belichten lassen, später selbst belichtet und entwickelt, die dann in der Nacht in die Druckerei in teilweise abenteuerlichen Fahrten gefahren wurden. Das waren völlig andere zeitliche Abläufe und viel größere zeitliche Vorläufe als heute. Ich frage mich heute oft, wie wir das geschafft haben, denn die Hefte waren auch damals schon recht umfangreich.
Und heute?
Die gesamte Medienlandschaft hat sich verändert. Heute gibt es Online überall frei verfügbare Informationen. Die Verlage müssen sich der Herausforderung stellen, dass das Internet eine gewaltige Informationsüberlastung produziert. Auf der anderen Seite bietet dies neue Möglichkeiten, die auch wir mit MORITZ ONLINE nutzen. So kann man Online den Veranstaltungskalender noch gezielter abrufen und auch in anderen MORITZ Regionen suchen.
Ist Print noch zeitgemäß?
Wir glauben ganz fest an Print. Es ist einfach angenehmer, eine Zeitschrift in der Hand zu halten. Der Lesekomfort ist ein ganz anderer. Noch kann man auf dem Smartphone nichts mit dem Leuchtstift markieren oder eine Seite rausreißen, eine Zeitschrift braucht keine Batterie und geht nicht aus oder beim Runterfallen kaputt. (lacht) Nein, Spaß beiseite. Den größten Vorteil des MORITZ und des gedruckten Magazins auf Papier sehe ich darin, dass ich im MORITZ den ganzen Monat aufbereitet, nach Themen sortiert und nach den Wertigkeiten priorisiert vorliegen habe. Das habe ich zwar alles auch Online, aber eben nicht so komfortabel aufbereitet. Das wird sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern. Deshalb glauben wir an Print.
Warum war und ist es keine Option, MORITZ als Kauf-Magazin anzubieten?
Es war schon vor 25 Jahren weitsichtig, MORITZ gratis anzubieten. Schon damals war ein „Information Overload“ erkennbar, heute noch um ein Vielfaches mehr. MORITZ ist für jeden frei zugänglich. Somit erreichen wir große Auflagen, die Kauftitel heute nicht mehr erreichen können, denn keiner will für Informationen noch etwas bezahlen. Bundesweit wurden vielen Stadtmagazine, die als Kauftitel erschienen, bereits eingestellt oder kämpfen ums Überleben.
Woran messen Sie sich?
In erster Linie mit uns selbst. Wir wollen Monat für Monat, Jahr für Jahr qualitativ besser werden. Wenn ich MORITZ vor 5,10, 15, 20 und 25 Jahren anschaue sehe ich, dass uns eine stetige Verbesserung in jeder Hinsicht gelungen ist. Selbstverständlich schaut man auch immer auf Mitbewerber im Verbreitungsgebiet und auf andere gut gemachte Stadtmagazine in ganz Deutschland. Eines ist klar: Stillstand bedeutet immer Rückschritt, man muss sich immer verbessern und den Gegebenheiten anpassen.
Was ist Ihr Wunsch für die kommenden Jahre?
Ich wünsche mir, dass unsere Leser auch die nächsten 25 Jahre Monat für Monat den MORITZ lesen werden. Unserem gesamten Team wünsche ich Gesundheit, Tatenkraft und Freude daran, dieses einzigartige Projekt MORITZ weiterhin zu tragen und am Leben zu halten. Dafür werde ich auch künftig meine Energie einsetzen.