Nach dem Fund toter Enten und Fische in der Schozach, der am 4. April einen Großeinsatz auslöste, ermittelt die Staatsanwaltschaft Heilbronn gegen Mitarbeiter einer Spedition in Ilsfeld.
31-Jähriger verursacht Leck mit Gabelstapler
Mittlerweile konnte geklärt werden, wie die Flüssigkeit, die zu dem Fischsterben in der Schozach geführt hat, in das Bachbett gelang ist. "Nach den bisherigen Ermittlungen stieß ein Staplerfahrer einer Spedition mit einem Zinken des von ihm benutzten Gabelstaplers gegen einen 1.000 Liter fassenden Flüssigkeitscontainer. Dessen Inhalt lief aus und gelangte anschließend vom Hof der Firma über eine Entwässerungsrinne in einen Entwässerungsschacht und von diesem nach draußen in das Bachbett", teilte die Staatsanwaltschaft Heilbronn mit. Die Behörde ermittelt inzwischen gegen den 31-Jährigen Staplerfahrer sowie gegen einen Kollegen. Sie verschwiegen den Vorfall, informierten offenbar niemanden. Ermittelt wird nun wegen Gewässerverunreinigung.
Hochkonzentrierter Stoff
Bereits am Dienstag, 2. April, sei es zu der "Leckage" gekommen, teilte Manfred Körner, Sprecher des Landratsamtes, mit. Dabei sei „Azelis LF 54“ ausgelaufen – ein industrieller Grundstoff für Reinigungsmittel. "1 000 Liter des hochkonzentrierten Stoffs auf Alkoholbasis flossen in die Grundstücksentwässerung", so Körner. Von dort sei der Stoff aus "noch nicht vollständig geklärten Gründen" in die öffentliche Entwässerung und von dort über die Straßenentwässerung in den Gruppenbach und die Schozach gelangt.
Laborbefund brachte Beweis
Der Nachweis konnte über einen Abgleich der Stoffe im Labor erbracht werden. In dem auf dem Betriebsgelände aufgefundenen beschädigten Gebinde befanden sich Reststoffmengen, aus denen eine Referenzprobe entnommen und analysiert wurde. Sie stimmte im chemischen Profil (Totalionenchromatogramm) exakt mit den Ergebnissen der ersten Wasserprobe überein. Daher sind sich die Experten sicher: Der Stoff aus der Spedition ist ursächlich für das Fischsterben.
Zudem prüfen Polizei und Staatsanwaltschaft, ob noch weitere Personen für den Schadensfall verantwortlich sind. "Eine Verpflichtung, den Behälter, in dem sich die Flüssigkeit befand, als Gefahrgutcontainer zu kennzeichnen, bestand nicht", erklärte die Staatsanwaltschaft.
Auch Wasservögel, Rehe und Füchse verendeten im Schozachtal. Tote Fische wurden sogar vor der Neckarmündung der Schozach entdeckt. Das Tiersterben erinnert an das Unglück in der Jagst vor vier Jahren.
Erhöhte Ammoniumwerte
Schon erste Wasserproben, die nach dem Unglück gezogen und zur Analyse in ein Fachlabor nach Ludwigsburg gebracht worden waren, hatten auffällige Stoffe enthalten. In den Messungen im Fachlabor wurden Reste von wasserlöslichen Glycolen, Glycolether und Alkohole nachgewiesen. Weitere Proben wiesen erhöhte Ammoniumwerte auf. Erstaunlich ist, dass Kleinstlebewesen offenbar überlebt haben: "Eine erste Untersuchung der Kleinstlebewesen (Makrozoobenthos) in der Schozach hat keine Auffälligkeiten gegenüber Messungen vor dem Schadensfall ergeben", teilte das Landratsamt mit. "Das bedeutet, dass entgegen erster Annahmen eine der entscheidenden Grundlagen für eine Wiederbesiedelung durch Fische gegeben sein dürfte, da die Kleinstlebewesen ein Teil der Nahrungsgrundlage für Fische sind."
Auch im stärker betroffenen Gruppenbach hat offensichtlich bereits eine Wiederbesiedelung mit Kleinstlebewesen begonnen. Diese stammen vermutlich aus dem unbelasteten Bereich vor der Schadensstelle.
Gesperrte Brunnen wieder frei, Trinkwasser für Heilbronn sicher
In der ersten Zeit mussten Brunnen entlang der Schozach gesperrt werden. "Die Wasserversorgung ist aber absolut gewährleistet - etwa mit Bodenseewasser", versicherte Frank Schupp, Geschäftsführer der Heilbronner Versorgungs GmbH, im Gespräch mit MORITZ. Hätte die Lage in Ilsfeld oder Talheim es erfordert, hätte die HNVG Trinkwasser-Wagen einsetzen können. Eine weitere Möglichkeit wäre die Versorgung "über Hydranten und lebensmittelechte Schläuche", so Schupp.
Endlich, zehn Tage nach dem Unglück, sind die Gewässerproben aus Schozach, Gruppenbach sowie den sicherheitshalber abgeschalteten Trinkwasserbrunnen wieder unauffällig. Die bisher geltenden Sicherheitshinweise wurden aufgehoben. "Das Entnehmen von Wasser aus der Schozach, dem Gruppenbach und den Seitengewässern sowie das Tränken von Tieren ist wieder möglich", teilte das Landratsamt mit. Die Trinkwasserbrunnen sind wieder im Betrieb, werden aber "engmaschig" überwacht. sg