IHK Heilbronn-Franken
IHK Quartalsbilanz
IHK-Hauptgeschäftsführerin Elke Döring und ihr Stellvertreter, Dr. Helmut Kessler
Die Wirtschaft in Heilbronn und der Region ist stabil und, ja, nach wie vor auf hohem Niveau unterwegs. Dennoch: Die Stimmung trübt sich bei manchen Unternehmen ein vor allem in der Industrie, der prägenden Branche unserer Region. Dafür gibt es handfeste Gründe.
Vor allem wegen der unsicheren Lage des Welthandels - Stichworte sind u. a. die USA, China und der nahe Osten - haben sich die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate erneut verschlechtert. Es überwiegen nur noch leicht die optimistischen Stimmen. Während ein Fünftel (Vorquartal 26 Prozent) der Betriebe von einer günstigeren Geschäftsentwicklung ausgeht, zeigen sich 16 Prozent (Vorquartal 13 Prozent) hinsichtlich des zukünftigen Geschäftsverlaufs skeptisch.
Elke Döring, Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken, formulierte es zusammenfassend so: „Noch ist die Lage gut, aber der Optimismus schwindet. Angesichts der schwachen Weltkonjunktur, schwelender Handelskonflikte und wachsenden geopolitischen Risiken verwundert dies nicht." Bisher setzte die Binnennachfrage ein Gegengewicht zu den außenwirtschaftlichen Belastungen. Doch auch hier befürchtet manches Unternehmen, wieder vor allem im Bereich der Industrie, ein Abflauen.
Getrübte Stimmung in der Industrie
Die aktuelle Geschäftslage wird von den regionalen Industrieunternehmen nur wenig ungünstiger als im Vorquartal beurteilt. Wie im Vorquartal sprechen 45 Prozent der Betriebe von einer guten Geschäftslage, während 11 Prozent (Vorquartal 8 Prozent) der Unternehmen mit dem Geschäftsverlauf unzufrieden sind. Die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland sind weiter gesunken.
Deutlich spiegeln sich die Sorgen um ein Nachlassen der Inlandsnachfrage - sie hat bei der Industrie inzwischen das Risiko Fachkräftemangel von Platz 1 verdrängt - und um einen Rückgang beim Export aber wieder, wenn man fragt, wie denn die Erwartungen für die kommenden Monate sind.
22 Prozent der Firmen erwarten Umsatzeinbußen
Die Geschäftsentwicklung in den nächsten zwölf Monaten wird erheblich weniger zuversichtlich bewertet als im Vorquartal. 23 Prozent (Vorquartal 32 Prozent) der Unternehmen erwarten einen günstigen Geschäftsverlauf, ein Fünftel (Vorquartal 13 Prozent) geht hingegen von einer schlechteren Entwicklung aus. 30 Prozent (Vorquartal 39 Prozent) der Betriebe erwarten ein Umsatzwachstum, während 22 Prozent (Vorquartal 17 Prozent) Umsatzeinbußen befürchten.
Die Exporterwartungen haben sich gegenüber dem Vorquartal erneut verschlechtert. Während 21 Prozent (Vorquartal 30 Prozent) der Industrieunternehmen mit steigenden Exporten rechnen, kalkuliert ein Fünftel (Vorquartal 21 Prozent) mit einem rückläufigen Auslandsgeschäft.
Weniger investieren, weniger Personal
Die Unsicherheiten haben Folgen: 21 Prozent (Vorquartal 16 Prozent) der Industrie-Unternehmen wollen weniger investieren. Und: Mehr Unternehmen (24 Prozent, Vorquartal 16 Prozent) planen einen Personalabbau.
Dass sich hier auch die Umbrüche in der Automobil-Industrie niederschlagen, daran hat Dr. Helmut Kessler, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK, keinen Zweifel. "38 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Bereich Fahrzeugbau melden einen schlechteren Geschäftsverlauf." Ebenso hoch sei der Prozentsatz derer, die einen Personalabbau erwägen.
Im ebenfalls eher zurückhaltend bewertenden Einzelhandel (s. detaillierte Übersicht unten) hat sich vor allem im Ernährungsgewerbe die Stimmung verschlechtert. Dennoch ist der Wert von 17,6 Prozent Schlechter-Meldungen weit weniger besorgniserregend als im Fahrzeugbau.
Mit 15,4 Prozent Schlechter-Erwartungen liegt die chemische Industrie auf Platz Drei der Sorgen-Branchen.
Sehr zuversichtlich blicken hingegen das Kreditgewerbe (29% gute Aussichten) und vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe (58,2% gute Aussichten) in die nahe Zukunft. Keiner der befragten Betriebe befürchtet Verschlechterungen.
Digitalisierung vordringlich
In anderen Regionen mag man zum Ergebnis der Quartals-Umfrage der IHK denken: Das ist Jammern auf hohem Niveau. Gerade wurde der Buga-Stadt zudem in einer Prognos-Studie wieder bescheinigt, gute Zukunftschancen zu haben. Doch die müsse man auch ergreifen und gestalten, warnte Elke Döring. Die Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken nutzte die Vorstellung des Quartalsbericht, um nachdrücklich zu fordern: "Wir dürfen uns nicht auf den guten Bewertungen ausruhen. Wir müssen dringend dafür sorgen, dass Heilbonn und die Region den Anschluss an die Datenautobahn erreichen." Die IHK versuche, eine Art runden Tisch zusammenzubringen und "in den nächsten Wochen etwas auf die Beine zu stellen", kündigte sie an.
Ihr Stellvertreter, Dr. Helmut Kessler, verwies auf Stuttgart. Die Stadt hat gerade einen Vertrag mit der Telekom geschlossen, der Glasfasernetz und G5 sichern soll. "Wir dürfen nicht den Fehler wiederholen, den wir damals gemacht haben, als es um das ICE-Netz ging. Wenn wir jetzt nicht alle Voraussetzungen für die Digitalisierung schaffen, werden wir den Anschluss verlieren - und nicht mehr aufholen können", mahnte Kessler, der Vorbehalte oder auch ein mangelndes Problembewusstsein u.a. bei manchen Ortsverwaltungen sieht. Die Produktion und die Dienstleistungen der Zukunft bräuchten ein Hochgeschwindigkeitsnetz. "Unternehmer werden bald ihre Standort-Entscheidung nach der Qualität des Netzes treffen", so Kessler. Und "Bürger mit den Füßen" abstimmen.
Detaillierte Übersicht Konjunkturstatistik Quartal 2019/02 der IHK Heilbronn-Franken:
Befragt wurden 716 Unternehmen aus Industrie, Bau, Handel und dem Dienstleistungsbereich in der Zeit vom 3. bis 21. Juni 2019.
www.heilbronn.ihk.de/konjunktur
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