Marliese Mateja in ihrem Fan-Zimmer, das immer mehr von sich reden macht.
»Ich weiß noch immer nicht, ob ich träume«, sprudelt es gleich zur Begrüßung aus Marliese Mateja heraus. Sie ist Hoffenheim-Fan mit Leib und Seele. An jenem historischen 12. Mai, als ihre TSG die Bundesliga-Saison mit dem dritten Tabellenplatz abschloss - und damit zum ersten Mal in der Champions League ist -, saß sie im Stadion. So wie seit Jahr und Tag. Eingang Ost, Block K, Reihe 24, Platz 15.
»Jetzt könnte im Herbst tatsächlich Real Madrid bei uns auflaufen«, sagt sie und schlägt die Hände vors Gesicht. »Nicht zu fassen.“ Die gebürtige Sinsheimerin ist mit ihren 70 Jahren kaum zu bremsen, wenn es um Hoffenheim geht. Zwei Söhne hat sie großgezogen, einer teilt ihre Hoffenheim-Leidenschaft zu 150 Prozent, wie sie erzählt. Der andere ist Bayern-Fan. Ihr Fan-Zimmer erlangt allmählich Kultstatus, denn immer mehr Journalisten interessieren sich für das einstige Kinderzimmer. Heute birgt es mit seinem einzigartigen Archiv, ordentlich in Ordnern sortiert, und mit den unzähligen Autogrammkarten aller Hoffenheim-Spieler und Fußball-Prominenz, die seit 2004 im Rhein-Neckar-Stadion aufgelaufen ist, einen wahren Schatz. Seit 37 Jahren lebt Marliese Mateja in ihrer Wohnung, hat sich gemütlich eingerichtet, nicht überladen sondern mit Luft zum Atmen. So ist auch das Fan-Zimmer. Und so ist sie auch selbst: aufgeräumt, klar in ihrer Haltung und absolut authentisch.
Lange bevor Ralf Rangnick die TSG 1899 Hoffenheim binnen zweier Spielzeiten aus der Drittklassigkeit in die Bundesliga manövrierte und auch gleich die Herbstmeisterschaft gewann, schlug Marliese Matejas Herz für die Hoffenheimer. Immer hat sie sie verteidigt wie eine Löwin ihre Jungen. In guten und in schlechten Zeiten. »Sonst ist man doch kein echter Fan«, sagt sie, »wenn man nur im Stadion sitzt, solange die Mannschaft erfolgreich ist.« Da ist sie eisern und lässt sich durch nichts und niemanden beirren.
Zur Feier des Tages hat sie ihr liebstes Trikot angezogen: mit dem Namenszug von Dietmar Hopp, samt Original-Autogramm. Der Beweis für die auf ihrem Rücken vollzogene Unterschrift hängt eingerahmt an der Wand. Ihn, den TSG-Mehrheitseigner und großzügigen Mäzen, der viel für die Region tue, so Mateja, hätte sie gerne mal bei sich zuhause. Er würde Kaffee und selbstgebackene Torte bekommen, wie alle ihre Gäste. Erst kürzlich war der OB da. »Er war schwer beeindruckt«, sagt die sympathische Hoffenheim-Sympathisantin. An ihrer VIP-Wand sind von Franz Beckenbauer über Felix Magath, Lothar Matthäus, Pierre Littbarski, Ralf Rangnick und Hansi Flick etliche Fußball-Superstars mit Unterschrift und teils persönlicher Widmung verewigt. Nur Jogi Löw war für den Moment ins Abseits geraten. Unauffindbar. »Högschte Konzentration« war nötig um ihn wiederzufinden. Simone Heiland