April 2020. Das öffentliche Leben steht aufgrund der Corona-Pandemie vollkommen still. Was nun? Die Brüder Niklas und Felix Strein aus Neckargerach nutzten die Zwangs-Untätigkeit und begannen, kleine Videos zu drehen, wie sie in ihrem Garten selbst Gemüse anbauen. Nur ein
Jahr später haben die »Beetfluencer« zahlreiche Follower auf Instagram und Youtube und schmieden ambitionierte Pläne, sich zu erweitern.
Die Anfänge waren noch ganz rudimentär: »Durch Corona fiel das Fußballspielen weg, da hab ich mich mehr dem Garten gewidmet«, erzählt Felix Strein. Er suchte im Internet nach Tutorials, die erklärten, wie man bestimmte Gemüsesorten anbaut, fand aber nur wenig. »Da dachten wir uns: Warum nehmen wir die Sache nicht selbst in die Hand?« Felix‘ Bruder Niklas filmte den Prozess und legte bei Instagram Gemüse-Steckbriefe an.
Ein Jahr später haben die beiden Brüder aus Neckargerach unter dem Namen »Beetfluencer« mehr als 1200 Abonnenten auf Instagram. Die Fläche, auf der sie Rosenkohl, Erdbeeren, Chilis, Zuckerhut, Buschbohnen, Kohlrabi, Lauch, Sellerie, Zwiebeln, Salat, Tomaten, Zucchini, Paprika, Auberginen und Kürbisse anbauen, hat sich verzehnfacht. Die Aufgaben sind klar verteilt: Felix kümmert sich um das Gemüse, Niklas um den Social Media-Aspekt. »Wir wollen zeigen, dass das eigentlich jeder machen kann, sei es auf einer größeren Fläche oder auch auf kleinen Balkonen«, erklärt Niklas. Felix ergänzt: »Es macht Spaß und spätestens, wenn man die Erträge sieht, merkt man, dass es sich echt lohnt.« Auch das Team um die »Beetfluencer« ist größer geworden: Zu Felix und Niklas hat sich noch der Nachbar Uwe Diederich gesellt, der sich auf die Vorzucht der Pflanzen spezialisiert hat, sowie Sven Kolbe, der die Website betreut. Die Videos auf ihren Kanälen erklären locker und mit einem Augenzwinkern, wie man Chinakohl pflanzt oder Pflücksalat erntet. »Felix ist der Gartenexperte, deshalb haben wir den Leitspruch: Wenn ich es verstehe, verstehen es alle«, lacht Niklas.
Spritzmittel oder künstliche Dünger werden bei den »Beetfluencern« nicht eingesetzt, die Gemüsesamen stammen aus der Region, selbst die Gewächshäuser und Hochbeete sind selbstgebaut. »Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig«, so Felix. »Gleichzeitig wollen wir hier kein politisches Statement setzen, sondern einfach Möglichkeiten aufzeigen, die jeder nachmachen kann.« Professionelle Vorkenntnisse im Gartenbereich haben beide nicht, alles Wissen ist selbst erarbeitet. »Einfach mal selber machen, das ist die Devise.«
Wie es weitergehen soll? Da sind sich beide Brüder einig: »Unser Traum ist, dass wir die Beetfluencer zu einem Start-Up machen können«, so Felix Strein. Noch ist das Projekt eine Nebentätigkeit, Felix ist Strategischer Einkäufer in einer Industriefirma, Niklas studiert Internationaler Handel. Erste Schritte zur Weiterentwicklung der »Beetfluencer« sind bereits getan: Erste eigene Produkte, wie zum Beispiel T-Shirts aus Biobaumwolle, kann man käuflich bei den Beetfluencern erwerben. Das ist aber längst nicht alles, wie Felix erklärt: »Dazu wollen wir Hochbeete bauen, die man käuflich erwerben kann und unsere Erzeugnisse weiterverarbeiten, zum Beispiel zu Likören oder eingelegten Produkten.« Er lacht: »Langweilig wird es nicht.«