Die Städtischen Museen Heilbronn zeigen über den Sommer fünf temporäre Kunstprojekte in unterschiedlichen Materialien und Ausarbeitungsformen an besonders markanten Orten in der Innenstadt.
Diese Kunstprojekte sind aus einem Wettbewerb hervorgegangen. Im Oktober 2018 ermittelte eine dreiköpfige Jury unter dem Vorsitz von Kulturbürgermeisterin Agnes Christner aus den künstlerischen Ideen die Projekte, die nun realisiert wurden. 18 Künstler, die mehrheitlich im Künstlerbund Baden-Württemberg organisiert sind, wurden ausgewählt. Sie konnten zwischen verschiedenen Orten in der Heilbronner Innenstadt wählen, wo sie ihre Exponate ausstellen wollen. Dem sollte eine Auseinandersetzung des Künstlers mit dem jeweiligen Ort und seiner Geschichte vorausgehen. Die Kunstwerke sollen dem Betrachter einen neuen Blick auf die Plätze vermitteln, sie sollen zum Verweilen anregen und überraschen.
Am 5. Mai wurde die Ausstellung durch Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel im Innenhof des Rathauses eröffnet. Die Einführung nahm Dr. Marc Gundel, Direktor der Städtischen Museen Heilbronn, vor. Kuratorin ist neben Marc Gundel Dr. Kerstin Skrobanek von den Städtischen Museen Heilbronn.
Die Künstler und ihre Objekte im Einzelnen:
Valentin Beinroth (Frankfurt am Main), »Messboje IIfGS001«
In unmittelbarer Nähe zum Science Center Experimenta platziert Valentin Beinroth eine geheimnisvolle Messboje, die Geräten zur wissenschaftlichen Erforschung der Tiefsee ähnelt. Ein gelbes, käfigartiges Gerüst mit Fendern schützt und trägt einen länglichen Edelstahlkern, durch dessen Inneres das Wasser fließen kann. Doch wie funktioniert das Messgerät und was genau wird gemessen? Ausprobieren! Ab 5. Mai 2019
Simone Demandt (Baden-Baden), »SIE SIND HIER«
1735 ließ Bauinspektor Bonifazius Häcker einen Plan drucken, der die Stadt Heilbronn von einer gigantischen Befestigungsanlage umgeben zeigt. Simone Demandt überträgt die Befestigungsanlage auf ein 12 mal 16 Meter großes Banner aus Netzvinylgewebe, das wie eine gigantische Brosche an der Fassade des Parkhauses am Bollwerksplatz prangt. Das Motiv erinnert an einen Wurfstern oder eine Explosion und knüpft an aktuelle Debatten über Ausgrenzung und Abschottung an – direkt am Bollwerksturm. Ab 5. Mai 2019
Peter Riek (Heilbronn), »Gras wachsen lassen«
Die Silhouette des schwarzen Kunstrasens entspricht den Konturen der Stadt Heilbronn vor ihrer Zerstörung 1944. Die Schädelformen erinnern an die Schrecken des Krieges und geben den Blick auf das Bodenmosaik Blasius Sprengs aus dem Jahr 1961 frei. Das Betreten der »Schädelstatt« ist ausdrücklich erlaubt. Peter Riek thematisiert Verdrängen und Vergessen der Bombardierung am 4. Dezember 1944, die sich 2019 zum 75. Mal jährt. Bis 30. Juni 2019
Bernd Hennig (Birkenfeld), »Der König auf seiner Insel«
Das Gewächshaus steht für den paradiesischen Garten Eden. Doch dieser Ort existiert längst nicht mehr, anstelle erholsamer Natur sieht man nur noch Plastikmüll. Die Müllberge haben den König aus seinem Reich verdrängt, ratlos blickt er von oben auf sein zerstörtes Paradies. Ab 4. Juli 2019
Vanessa Henn (Berlin), »Spring-Brunnen«
1961 vollendete Blasius Spreng seine kunstvolle Gestaltung des Rathaus-Innenhofes mit Mosaiken und einer Brunnenskulptur aus Marmor. Vanessa Henn hat ein Kunstwerk geschaffen, das den stillgelegten Brunnen für einige Wochen wiederbelebt. Wer den Innenhof achtsam betritt und sich der Brunnenskulptur langsam nähert, wird einen erfrischenden Kunstgenuss erleben. 4. Juli bis 1. September 2019
Bereits im Oktober wurde Richard Deacons »It’s Like A Rock« vor der Kunsthalle Vogelmann an der Allee offiziell eingeweiht. Und seit April zieht das »One Man House« auf der Inselspitze von Thomas Schütte alle Blicke auf sich.
Thomas Schütte, »One Man House«
Auf der markanten Inselspitze wurde seit August 2018 ein sogenanntes „One Man House“ von Thomas Schütte errichtet. Das Kunst-Haus ist das erste seiner Art im deutschsprachigen Raum. Für Thomas Schütte ist das Haus primär Quartier, Atelier, Rückzugsraum und Ort der Beobachtung der Außenwelt. Daher ist ein großes Rundfenster das prägende Gestaltungselement und weckt Assoziationen an eine Kamera oder Schiffskajüte – passend zur Neckarinsel. Seit 27. April 2019.
Richard Deacon, »It’s Like A Rock«
Mit der Skulptur auf dem Vorplatz der Kunsthalle Vogelmann präsentieren die Städtischen Museen erstmals ein Kunstwerk eines Vogelmann-Preisträgers im öffentlichen Raum. Deacons Skulpturen thematisieren das Miteinander von Fläche und Raum, das Verhältnis von Fülle und Leere, Masse und Leichtigkeit. Sie verbinden sinnliche Qualitäten mit semantischen Ebenen, die u.a. aus den Titeln der Werke hervorgehen. Depositum: Ernst Franz Vogelmann-Stiftung.